105:106 nach Verlängerung in Istanbul: Alba Berlin verpasst die Sensation
Im zweiten Euroleague-Spiel dieser Saison zeigen die Berliner trotz neuerlicher Verletzungssorgen eine ausgezeichnete Leistung bei Vorjahresfinalist Anadolu.
So hatte sich das Aito Garcia Reneses sicherlich nicht vorgestellt. Zum ersten Mal in dieser Saison konnte der Trainer von Alba Berlin auf seinen etatmäßigen Spielmacher Peyton Siva zurückgreifen, musste dafür aber auf seinen besten Distanzschützen verzichten. Marcus Eriksson hatte sich kurz vor dem Euroleague-Spiel beim Vorjahresfinalisten Anadolu Istanbul einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen und fällt mehrere Wochen aus. Doch auch ohne den Schweden zeigten die Berliner vor 6478 Zuschauern im Sinan-Erdem-Dome ein ausgezeichnetes Spiel und hatten den Favoriten am Rande einer Niederlage. Am Ende verpasste Alba die Sensation haarscharf, nach Verlängerung hieß es 105:106 (25:27, 15:16, 32:26, 23:26, 10:11). Es war die erste Niederlage im fünften Pflichtspiel dieser Saison. In der Euroleague steht Alba nun bei einem Sieg und einer Niederlage.
Siva kehrte nach seiner Wadenzerrung wie geplant in den Kader zurück, nahm aber erst mal auf der Bank Platz. Auf der Spielmacher-Position vertraute Reneses dem in den vergangenen Wochen exzellent agierenden Martin Hermannsson und neben ihm begann der 19 Jahre junge Jonas Mattisseck anstelle Erikssons.
Alba war gegen das türkische Topteam sofort gut im Spiel und zeigte keinen Respekt vor den großen Namen auf der gegnerischen Seite. Zwischenzeitlich lagen die Berliner nach zwei Dreiern von Tyler Cavanaugh mit sieben Punkten vorne, Anadolus Shane Larkin, der sein erstes Spiel nach einer Verletzungspause absolvierte, zeigte aber umgehend, warum er als einer der besten Guards in der Euroleague gilt. Mit ein paar Distanzwürfen und seinem unheimlichen Zug zum Korb glich er schnell aus. Bei Alba ließ die Treffsicherheit hingegen nach und so gingen die Türken mit einer knappen Führung ins zweite Viertel.
Auch hier hatte Alba in der Offensive anfangs Probleme. Besonders in Korbnähe kamen die Berliner gegen die großen Spieler des Gegners um Tibor Pleiß kaum zu guten Abschlüssen, hielten allerdings mit guter Verteidigung und einer hohen Wurfquote aus der Distanz dagegen. Durch einen weiten Dreier von Tim Schneider und mehrere gute Aktionen des starken Rokas Giedraitis (zwölf Punkte in der ersten Halbzeit) blieb Alba in Schlagdistanz. "Wir haben gut gespielt und müssen weiter so machen", sagte Reneses in der Halbzeit und antwortete auf die Frage, was Alba brauche, um das Spiel zu gewinnen: "Noch mehr Wunder!"
Sein Team nahm ihm im dritten Viertel beim Wort. Obwohl Larkin weiter auch schwierigste Würfe traf, blieb Alba dran und ließ sich auch vom nächsten verletzungsbedingten Ausfall nicht schocken. Hermannsson musste nach einem unglücklichen Zusammenprall vom Feld, die Berliner legten dennoch einen weiteren Gang zu. Landry Nnoko fand nun auch offensiv ins Spiel und traf drei Würfe in Folge, dann brachte Tyler Cavanaugh Alba mit sechs Punkten in kurzer Zeit sogar in Führung.
Die Zuschauer in Istanbul wirkten leicht verunsichert und das änderte sich auch im Schlussviertel erst mal nicht. Albas auf diesem Niveau sehr unerfahrenes Team spielte weiter mit einer fast schon unheimlichen Abgezocktheit und fand immer wieder gute Abschlüsse. So einfach wollten sich die Gastgeber allerdings nicht schlagen lassen. Drei Minuten vor dem Ende war Anadolu zurück in Führung, die in der Folge jedoch immer wieder wechselte. Mit dem letzten Wurf hatte Larkin die Chance, das Spiel zu entscheiden – doch der Ball flog daneben.
So ging es in die Verlängerung. Allein das war schon ein riesiges Ausrufezeichen der Berliner, doch nun wollten sie mehr. Bis in die letzte Minute der Extrazeit hielten sie mit vollem Einsatz dagegen, am Ende setzten sich die Türken allerdings knapp durch. (Tsp)