Neuer Stadtteil in Potsdam: Zeitplan für die Krampnitz-Tram wackelt
Die Straßenbahn in den Norden der Stadt wird wohl auch Ende 2029 noch nicht fahren. Erste Termine sind gerissen worden. Und obendrein droht ein langer Rechtsstreit.
Potsdam - Ab dem Jahr 2029 soll die Straßenbahn von der Potsdamer Innenstadt bis ins neue Viertel Krampnitz fahren. Doch auch dieser Starttermin, der schon einmal von 2025 auf 2029 verschoben werden musste, gerät ins Wanken. So beginnen die beiden nötigen Planfeststellungsverfahren rund ein Jahr später als bisher von Bauverwaltung und den kommunalen Verkehrsbetrieben kommuniziert. Und auch der Antrag auf Fördermittel verschiebt sich.
Planfeststellungsverfahren später als gedacht
So hatten die Verantwortlichen um Projektchef und Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) bisher erklärt, das nötige Planverfahren für den zweigleisigen Ausbau der bisher einspurigen Tramtrasse an den Roten Kasernen solle noch vor Ende 2021 beginnen. Nun teilte Rathaussprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage mit, dafür sei nun Ende 2022 vorgesehen. Für die Haupttrasse wiederum verschiebt sich der Beginn des Planfeststellungsverfahrens von Mitte dieses Jahres auf die „erste Hälfte des Jahres 2023“, wie die Sprecherin erklärte. Auch die Einreichung des Fördermittelantrags zur Finanzierung, der im Herbst gestellt werden sollte, ist nun erst für „die erste Jahreshälfte 2023“ vorgesehen.
Als Gründe nannte die Sprecherin das komplexe Verfahren, bei dem viele Fragestellungen gründlich abzuarbeiten seien. Zu den Folgen der Verzögerung für den Zeitplan des Gesamtprojekts machte die Stadtverwaltung keine Angaben.
Bisher ist die Inbetriebnahme der Tramstrecke – nach dem Baustart Mitte 2025 – für Ende 2029 vorgesehen. Doch dauern Planfeststellungsverfahren erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre, zuständig ist das Landesamt für Bauen und Verkehr beim brandenburgischen Infrastrukturministerium. Die angestrebte Genehmigung der Trasse ist auch die Voraussetzung für möglicherweise nötige Enteignungen.
Für die Trasse sind laut Rathaus rund 200 Flurstücke vorgesehen. Davon sei etwa die Hälfte im Besitz der Stadt, etliche weitere Areale seien im Eigentum des Landes Brandenburg oder des Bundes. Mit den Eigentümern der privaten Flurstücke fänden entsprechende Verhandlungen statt, so Stadtsprecherin Homann: „Dabei geht es zum Beispiel um Ankauf, Tausch, die Ausübung eines Vorkaufsrechtes, Gestattungen oder Dienstbarkeiten.“ 4,7 Millionen Euro seien dafür im Stadthaushalt veranschlagt. Die Frage, in wie vielen Fällen man schon handelseinig geworden sei, ließ das Rathaus offen. In der Vergangenheit hatten Grundstücksbesitzer bereits gedroht, sie würden ihre Flächen nicht freiwillig an die Stadt verkaufen – um die Großbaustelle für die Tram so lange wie möglich zu verzögern.
Klagedrohungen gegen die Trasse
Auch weiteres Ungemach droht. So bekräftigte auf PNN-Anfrage der Eigentümervertreter eines Neubaus in der Tschudistraße 6, Manfred Angel, dass er gegen das Vorhaben juristisch vorgehen werde. So soll die Tram aus seiner Sicht zu nah an dem erst vor wenigen Jahren genehmigten Haus vorbei führen, was dessen Wert massiv mindern würde. „Mögliche Konflikte werden im Rahmen der Entwurfs- und Genehmigungsplanung bearbeitet“, teilte Stadtsprecherin Homann zu dieser Problemlage mit.
Auch andere Anrainer der Trasse, besonders aus dem Ortsteil Neu Fahrland, hatten bereits den Gang vor Gericht erwogen. Insgesamt sind nach Angaben von Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis) von Anwohnern in Neu Fahrland mehr als 150 000 Euro Spenden angekündigt, mit denen man juristische Auseinandersetzungen gegen die Trasse finanzieren wolle. Damit könnten zum Beispiele Anwälte oder Gutachten bezahlt werden.
Für die Tramgleise gibt es noch weitere Hindernisse. So ist unklar, wie man mit einem denkmalgeschützten Chausseehaus auf der Strecke umgehen kann – hier hatte das Landesdenkmalamt Brandenburg bereits Widerstand gegen mögliche Abrisspläne angekündigt. Auch eine Umsetzung des Gebäudes steht im Raum. Das nötige denkmalrechtliche Verfahren finde im Rahmen der nun verschobenen Planfeststellung statt, sagte Rathaussprecherin Homann. Zum Thema habe eine erste Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt stattgefunden, hieß es weiter.
Die Krampnitz-Tramtrasse ist das wichtigste Infrastrukturprojekt der Stadt, zumal damit auch der Ortsteil Fahrland an die Straßenbahn angebunden werden soll. An die Tram ist auch die Größe des Wohngebiets Krampnitz gebunden: Um ein Verkehrschaos im Norden zu vermeiden, darf der neue Ortsteil auf dem ehemaligen Kasernengelände erst über 5000 Einwohner wachsen, wenn die Bahnen fahren. Zuvor sollen Busse fahren. Insgesamt ging die Stadt zuletzt von 150 Millionen Euro Baukosten aus, dabei hofft man auf Mittel des Bundes und des Landes. Dazu kommen Extrakosten für die nötigen Trams.
Eine weitere neue Planungsrunde
Auch für das Wohngebiet Krampnitz läuft gerade eine erneute Planungsrunde: Laut einem Sonderamtsblatt muss die Stadt zwei Bebauungsplanentwürfe für die Bereiche „Klinkerhöfe“ Süd und Nord erneut öffentlich auslegen – nach der ersten Auslegung 2018. Grund seien veränderte Planungen in Teilbereichen, sagte die Stadtsprecherin. Als Beispiele nannte sie zusätzlich geplante Häuser in den sogenannten Klinkerhöfen, mit denen günstigerer Wohnraum geschaffen werden soll. Zudem müsse das Fledermausersatzquartier planungsrechtlich gesichert werden. Die Auslegung ist den Mai über vorgesehen, dann können auch Stellungnahmen abgegeben werden.
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