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Bis eine Tram nach Krampnitz fahren kann, sind noch viele Schritte nötig. 
© Sebastian Gabsch

Tram für Potsdams Norden: Riesenpaket für Krampnitz-Anbindung

Für das umstrittene Verkehrskonzept für das neue Viertel will die Stadt Potsdam mehr als 100 Millionen Euro ausgeben. Das Investitionspaket sollen nun die Stadtverordneten absegnen. 

Potsdam - Für die umstrittene Verkehrserschließung des geplanten Stadtviertels Krampnitz sollen die Stadtverordneten ein mehr als 100 Millionen Euro schweres Investitionspaket genehmigen. Dessen Grundzüge stellten Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und der Chef des Verkehrsbetriebs (ViP), Uwe Loeschmann, am Dienstag der Presse vor. Demnach müssen unter anderem neue Straßenbahnen gekauft und der ViP-Betriebshof an der Fritz-Zubeil-Straße umgebaut werden. Weitere Millionenkosten fallen für den bis Ende 2025 geplanten Ausbau der schon bestehenden Tramtrasse an den Roten Kasernen an, ebenso für die Planung der künftigen Straßenbahnstrecke in Richtung Krampnitz.

Ersatz für die Tatrabahnen

Das Paket soll den Stadtverordneten am 3. November vorgelegt werden – und zwar aus vergaberechtlichen Gründen im nicht-öffentlichen Teil. In den den PNN dennoch vorliegenden Antragsunterlagen aus der Bauverwaltung sind dabei die Einzelpunkte detailliert aufgelistet. Zu finden ist dort die Inbetriebnahme von drei zusätzlichen Niederflurstraßenbahnen ab 2024. Perspektivisch sind auch zehn weitere Fahrzeuge avisiert – als der schon lang angekündigte Ersatz für die nicht barrierefreien Tatrabahnen in Potsdam.

Tramtrasse in der Nedlitzer Straße, die zweigleisig werden soll. 
Tramtrasse in der Nedlitzer Straße, die zweigleisig werden soll. 
© Verkehrsbetrieb Potsdam

Hier hatte der ViP schon vor Monaten nach einem Hersteller gesucht. Bei den Verhandlungen sei man mit einem Anbieter „auf der Zielgeraden“, so Loeschmann. Die Fahrzeuge sollen demnach jeweils rund 40 Meter lang sein und Platz für mehr als 250 Personen bieten. Die geplanten Kosten liegen bei rund 60 Millionen Euro. Der ViP-Chef versprach „signifikante Fahrgastvorteile“ durch die neuen Trams. Auch sei er sicher, dass man als „exzellenter Arbeitgeber“ bis dahin die nötigen Fahrer für die Trams finden werde, so Loeschmann auf Journalistennachfrage.

Dichterer Takt

Mit den neuen Schienenfahrzeugen soll aber vor allem ein dichterer Takt in Richtung Campus Jungfernsee ermöglicht werden – damit von dort aus Busse nach Krampnitz fahren können, solange dorthin noch keine Tram fährt. Am Bau der neuen Trasse hängt auch, dass die Einwohnerzahl für das neue Viertel zunächst auf maximal 5000 Personen begrenzt ist. Ab 2024 sollen bereits die ersten 1000 Menschen dort einziehen. Wie berichtet gibt es mehrere Klagedrohungen gegen die Tramplanungen. Zudem muss die Stadt auch noch diverse Privatgrundstücke dafür ankaufen.

Um solche Probleme dreht sich die Vorlage aber nicht. Vielmehr gehe es um „operative Voraussetzungen“ für die geplante umweltgerechte Anbindung des neuen Viertels, sagte Rubelt. So sind allein für das Planfeststellungsverfahren für die Tramtrasse zehn Millionen Euro vorgesehen. Vorher muss allerdings der zweigleisige Ausbau der erst vor rund vier Jahren fertiggestellten Tramtrasse an den Roten Kasernen abgeschlossen werden. Er gehe von rund zwei bis zweieinhalb Jahren Bauzeit aus, sagte Loeschmann. 

Erhebliche Behinderungen für den Autoverkehr

Während den Bauarbeiten wird die Bundesstraße in mindestens einer Fahrtrichtung gesperrt. Es sind erhebliche Behinderungen für den Autoverkehr im Potsdamer Norden zu erwarten. Hier geht der ViP von rund 7,5 Millionen Euro Kosten aus. Die Baumaßnahme sei nötig, um künftig eine ausreichende Taktdichte in Richtung Krampnitz zu ermöglichen, so Loeschmann. Dezernent Rubelt verwies darauf, dass während der Bauzeit in der Nedlitzer Straße deutlich mehr Fahrten der Deutschen Bahn auf der Regionalbahnstrecke zwischen Marquardt und Berlin geplant seien – also Autofahrer eine weitere Alternative haben. Rubelt äußerte die Erwartung, „dass die Menschen ihr Verhalten anpassen“.

Ein weiteres Beispiel: Weil mehr Trams benötigt werden, muss der ViP-Betriebshof umgebaut werden. Es seien längere Abstellgleise notwendig, hieß es. Auch Lademöglichkeiten und Havarieplätze für künftige E-Busse müssten geschaffen werden, sagte Loeschmann. Allein dafür seien rund 3,8 Millionen Euro Planungsmittel nötig, heißt es in den Unterlagen. 

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Hier zeigt sich auch die Komplexität der Finanzierung solcher Großprojekte wie dem Betriebshofsausbau: Insgesamt geht man von Kosten in Höhe von rund 22 Millionen Euro aus, die bis 2025 anfallen. Die Stadt trägt davon mehr als sechs Millionen, zusätzlich soll der ViP einen Kredit über rund 12,5 Millionen Euro aufnehmen. Ferner geht die Stadt von rund 3,3 Millionen Euro Fördermitteln des Landes Brandenburg aus. Wie berichtet ist für die künftige Tramtrasse auch noch der Bau eines Betriebsstützpunktes an der perspektivischen Endhaltestelle bei Fahrland geplant. Die Kosten für das Paket seien im städtischen Haushalt schon abgebildet, hieß es aus dem Rathaus.

Klimafreundlichere Elektromobilität

Noch nicht in dem Millionenpaket enthalten ist die Beschaffung der notwendigen Busse – diese würden in den kommenden Jahren in einer eigenen Charge beschafft, sagte Loeschmann auf PNN-Nachfrage. Das sei auch ohne Krampnitz notwendig, da auch der ViP auf die klimafreundlichere Elektromobilität umsteigen müsse, wie es hieß. Rubelt sagte, ohnehin seien für den Potsdamer Norden weitere Buslinie geplant. Wie berichtet sollen die neuen Pläne dazu am Mittwoch der Presse vorgestellt werden.

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