Potsdamer Sinnesrausch: Rückblick auf die Kunstszene 2019
Überraschend, enttäuschend und sensationell: Potsdams Kunstszene präsentierte sich im letzten Jahr zart bis wild.
Potsdam - Wenn sich eine gute Ausstellung darin auszeichnet, dass sie ihre Besucher in einen ganz eigenen Kosmos leitet, dessen Besichtigung aufwühlt und berührt, dann ist die Ausstellung zur Seidenstraße, die im Sommer im Kunstverein Kunsthaus stattfand, besonders hervorzuheben. Ein Höhepunkt im Potsdamer Kunstjahr 2019. So zart und feingliedrig sich ihre Bestandteile zeigten, so bestimmt tischte die Gesamtheit der Objekte ihre Botschaft auf. Viele sehr zeitgemäße Botschaften sogar. Dabei erinnerte sie ebenfalls an die Pflicht, nicht mehr die Augen vor dem Völkermord an den Uiguren zu verschließen.
Wenn sich eine gute Schau darin auszeichnet, kontrovers zu sein, eine Debatte zu eröffnen, dann war „Nude“ in der Villa Schöningen ein voller Erfolg. Welche Wirkung hat solch geballte Nacktheit? Was passiert, wenn ein Kurator so viele so starke Positionen starker Frauen häuft? Wie steht es um unsere Sehgewohnheiten? Können wir mit so viel entblößtem Fleisch noch immer nicht umgehen? Ein ganzer Fragenkatalog eröffnete sich, „Nude“ spaltete die Geister.
Geht man aber davon aus, dass eine Ausstellung wissenschaftlich relevant sein sollte, so ist die aktuelle Barberini-Ausstellung von besonderer Bedeutung. Die Entwicklung Van Goghs anhand von Stillleben zu zeigen, ist mutig und aufschlussreich zugleich. Dabei hatte man sich doch eigentlich mehr auf die Picasso-Schau, von März bis Juni, gefreut – als Ansporn für die Fantasie, Rausch für die Sinne. Dergleichen blieb aus.
Auf diesem Gebiet konnte am ehesten in 2019 Martin Schusters Ausstellung bei Sperl überzeugen. Mit seinen, bis ins letzte Detail bizarren, Welten zwischen Leben und Tod. Ein Fest für alle mit Hang zu abgründigen Gedanken. Danke hierfür.