In Potsdam angekommen: Ein Rückblick auf das Hans Otto Theater im Jahr 2019
Das Potsdamer Stadttheater findet sich langsam unter der neuen Intendanz zusammen und vor allem das starke Schauspielensemble überzeugte dieses Jahr.
Potsdam - Aus den unbekannten Namen schälen sich nach fast anderthalb Jahren langsam vertraute Gesichter heraus. Sie sind angekommen: die Neuen am Hans Otto Theater. Die Potsdamer identifizieren sich allmählich mit der zusammenwachsenden Crew unter Intendantin Bettina Jahnke. Neue Gesichter neben den bekannten: Joachim Berger neben Rita Feldmeier, Nadine Nollau neben Jon-Kaare Koppe, Alina Wolff neben René Schwittay. Die Schauspieler geben dem eher durchwachsenen Inszenierungsmix ein vielgestaltiges Antlitz.
Der absolute Publikumsrenner ist derzeit „Cabaret“, der verrucht-verrückte Tanz am Abgrund, dicht gefolgt von „Harold und Maude“ und der laut polternden „Katze auf dem heißen Blechdach“. „Der Schimmelreiter“, „Jeder stirbt für sich allein“ und „Kabale und Liebe“ sind indes nicht so stark nachgefragt, gibt das Theater Auskunft.
Rita Feldmeier als erwachsene Pippi Langstrumpf
Eröffnet wurde die jetzige Spielzeit mit dem Romangiganten „Das achte Leben. Für Brilka“ von Nino Haratischwili, den Konstanze Lauterbach mit beeindruckender Dichte für die Bühne knackte. Ob Franziska Melzer, Guido Lamprecht oder Arne Lenk – sie alle schreiben ihren Figuren blutvolle Züge ein. Wir sehen verzweifelte Sinnsucher eines kleinen Glücks. Allen voran Rita Feldmeier als zarte und starke, als tanzende Stasia. In „Harold und Maude“ ist Rita Feldmeier nun in ihrer letzten großen Rolle zu sehen, bevor sie nach 44 Jahren ihren Hut nimmt: sicher mit einem Lächeln auf den Lippen. So wie ihre Maude, diese Pippi im Herbst ihres Lebens. Sie jodelt auf dem Hochsitz eine Hymne auf die Liebe: Eine Paraderolle der so vielseitigen Rita Feldmeier.
Zur Sommerzeit bereitete das Theater seinem Publikum ein besonderes Geschenk: die Bühne am Tiefen See. Auch wenn Bettina Jahnkes Inszenierung von Peter Jordans Komödie „The Queen’s Men“ etwas zerfasert wirkte in dem Zusammenkehren von Schnipseln aus Shakespeare-Stücken, war das Ambiente doch atemberaubend. Die Schauspieler stiegen bestens aufgelegt aus ihren Luken. Und Moritz von Treuenfels als unvergessener König von Deutschland sang seine letzte Moritat für Potsdam.