Vier-Nationen-Wasserball-Turnier in Potsdam: Im blu der Weltspitze genähert
Deutschlands Wasserballer untermauerten beim Vier-Nationen-Turnier in Potsdam ihre steigende Tendenz. OSC-Kapitän Hannes Schulz überzeugte und träumt von der WM-Teilnahme.
Potsdam - Blau gilt als Farbe der Zufriedenheit. Diese entfaltete sich über die vergangenen drei Tage im Potsdamer Sportbad blu – sowohl für Deutschlands Wasserball-Nationalmannschaft im Allgemeinen als auch für Lokalmatador Hannes Schulz im Speziellen. Beim hochkarätig besetzten Vier-Nationen-Turnier am Brauhausberg überzeugten er und das Team des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) mit guten Leistungen. Letztlich verpasste die DSV-Auswahl nur knapp den zweiten Platz hinter Sieger Italien. Im finalen Turnierspiel am Sonntag hatten die Gastgeber ein 11:11-Unentschieden gegen den Olympiavierten Montenegro erkämpft, zogen dann aber beim entscheidenden Fünfmeterschießen um den Silberrang den Kürzeren. „Unter dem Strich können wir für den Moment durchaus zufrieden sein“, bilanzierte Stamm. „Immer näher rücken wir wieder an die Weltspitze ran. Das gibt Selbstvertrauen für die Weltmeisterschaft.“
Sie findet ab 12. Juli im südkoreanischen Gwangju statt. Nach zuletzt jeweils zwei gescheiterten Qualifikationsversuchen für die WM und Olympia ist Deutschland zurück im Kreise der Weltelite – das Ticket wurde voriges Jahr durch Platz vier beim Heim-Weltcup in Berlin gesichert. „Von dem Punkt aus haben wir einen weiteren Schritt nach vorne gemacht“, sagte Hannes Schulz, Kapitän des OSC Potsdam.
Sieg gegen den WM-Vierten aus Griechenland
In seiner Heimathalle hatte der 29-Jährige am Freitag den ersten deutschen Treffer des sehr gut vom OSC organisierten Turniers erzielt und damit den 17:16-Auftakterfolg gegen Griechenland, den Vierten der vergangenen WM, eingeläutet. Auch tags darauf traf Schulz einmal per Konter, als sich das DSV-Team gegen die Italiener, die bei Olympia in Rio Bronze geholt hatten, ebenfalls teuer verkauften. Sie mussten sich lediglich 10:12 geschlagen geben. Bei der Europameisterschaft 2018 hatte es noch eine 1:14-Klatsche gesetzt, gegen die Griechen hieß es damals 5:13. „Wir wissen unser Turnier aber realistisch einzuschätzen. Es waren nur Tests zur Vorbereitung“, erklärte Schulz, der beim Fünfmeterschießen gegen Montenegro getroffen hatte. „Trotzdem gibt das alles uns ein wirklich gutes Gefühl.“
Ein etwas anderes Gefühl müssen die Wasserballer derweil grundsätzlich für ihren Sport entwickeln. Auf internationaler Ebene wird nach im Dezember vom Weltverband Fina beschlossenen neuen Regeln gespielt. Unter anderem hinsichtlich der Angriffszeit. Diese beträgt nur noch nach Ballbesitzwechsel weiterhin 30 Sekunden – erkämpft sich aber das bereits angreifende Team eine neue Offensivphase (zum Beispiel durch eine Ecke, das Sichern eines Abprallers oder durch eine Strafe für die Gegner), tickt die Uhr ab 20 Sekunden herunter. Zudem ist der Strafraum nun sechs statt fünf Meter lang und es sind bei der Ausführung der Freiwürfe mehr Optionen möglich. Besonders tiefgreifend ist allerdings, dass die Schiedsrichter fortan schneller Fouls pfeifen.
Bewegung sticht Kraft: Regel-Update fordert mehr Spielstärke
„Das sind spannende Veränderungen für alle Seiten“, sagte Philip Uhlig. Der Potsdamer war einst OSC-Bundesligaspieler und ist mittlerweile – sogar auf europäischer Bühne – Referee. Beim Vier-Nationen-Turnier stand er mit der Pfeife am Beckenrand und musste erkennen: „Man merkt, dass sich alle noch daran gewöhnen müssen. Die Spieler müssen sich erst ein Feeling dafür erarbeiten, was sie noch dürfen und was nicht.“ 39 persönliche Strafen beim Match zwischen Deutschland und Griechenland – außergewöhnlich viele – dokumentierten die veränderten Maßstäbe. In der Weltliga seien jetzt auch schon mal über 40 Herausstellungen erfolgt und ein Dutzend Strafwürfe gegeben worden, berichtete Uhlig. Ab der Saison 2019/20 kommt das Regel-Update auch in der Bundesliga zur Anwendung.
Hagen Stamm und Hannes Schulz gefallen die Neuerungen. Sie würden den Wasserballsport „kurzweiliger, schneller und intensiver“ machen, meinte der Bundestrainer. Schulz indes freut sich, dass durch die schärfere Zweikampfbewertung mehr Spielstärke gefordert werde: „Es setzt sich nicht mehr der durch, der mehr Kraft reinlegt, sondern der mehr für die Bewegung investiert. Aktivität wird belohnt.“
Top-8-Platzierung als "sehr ambitioniertes Ziel" für die WM
Das komme seiner Spielweise entgegen. Wie sich im Nationalteam zeigte, als er auch Hagen Stamm überraschte. Im Winter hatte Hannes Schulz zwölf Wochen wegen einer Gürtelrose-Infektion pausieren müssen und sich anschließend mühevoll zurück in Form gebracht. „Er verlor viel an Masse und Muskulatur. Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell wieder auf das hohe Level kommt“, lobte Stamm, der dem Potsdamer drei sehr gute „Heimspiele“ attestierte. Der Außenakteur freute sich über die Anerkennung und hofft auf seine erstmalige WM-Teilnahme. „Dieser Traum lebt“, sagte er nach der Kaderverkleinerung, die im Zuge des Turniers vorgenommen wurde.
Drei Spieler sind nicht mehr dabei. Darunter Ferdinand Korbel. Das OSC-Gewächs, das zuletzt per Doppelstartrecht in Diensten der Wasserfreunde Spandau und des Potsdamer Clubs agierte, wurde aussortiert. Der Center bekam aber zumindest gegen Italien Kurzeinsätze. „Eine tolle Erfahrung“, befand er. Neben Hannes Schulz werden auch Dennis Strelezkij (Spandau) und Reiko Zech (Waspo Hannover), die beide beim OSC zu A-Nationalspielern gereift waren, die weitere WM-Vorbereitung absolvieren.
Als Ziel für Gwangju formulierte Hagen Stamm das Erreichen der Top 8, womit die Wasserballer beim Deutschen Olympischen Sportbund in die Kategorie Olympiakader eingestuft werden würden. Was in Sachen Förderung mit Blick auf den Kampf um die Tokio-Qualifikation wertvoll wäre. „Das Ziel ist natürlich sehr ambitioniert“, sagte der Coach. „Aber nur wer nach oben strebt, kann dort auch ankommen.“ Zufrieden war Hagen Stamm eben bloß mit den – von insgesamt rund 700 Zuschauern begutachteten – Auftritten im blu. Um die eigenen hohen Ansprüche voll zu erfüllen, braucht es die nächsten Schritte voran. Hannes Schulz möchte sie mit voller Aktivität im Schwimmbecken mitmachen.
+++ OSC-Nachwuchs gewinnt Premiere der U16-Ostliga +++
Eingebettet in das Vier-Nationen-Turnier wurde im Potsdamer Sportbad blu die Endrunde der U16-Ostliga durchgeführt. Den ersten Titel in diesem neu eingeführten Wasserball-Wettbewerb sicherte sich souverän der OSC Potsdam. Nachdem die OSC-Jugend bereits in der Hauptrunde alle Spiele gewonnen hatte, triumphierte sie nun auch in der Entscheidungsphase bei ihren drei Partien. Und in der Endrunde des Deutschen U12-Pokals, die in Nürnberg stattfand, schaffte es die Potsdamer Mannschaft auf den fünften Platz.
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