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Hart. Auf Hannes Schulz warten sechs Spiele binnen sechs Tagen.
© Sandra Seifert/Verein

Wasserball-Weltcup mit Potsdamer Beteiligung: Ungewisser Blick über den Beckenrand

Beim Weltcup im Berlin geht es um die Zukunft von Wasserball-Deutschland. Mit dabei ist der Potsdamer Hannes Schulz. Er und seine Kollegen aus der deutschen Nationalmannschaft stellen sich bei einer Extrembelastung Weltklasseteams.  

Ein Wasserballspiel schlaucht. Viermal acht Minuten effektive Dauer, Spurts von einem Tor zum anderen, dazu ringkampfähnliche Duelle. Und all das im nassen Element. „Es geht an die Substanz“, betont Hannes Schulz. Daher weiß der Akteur des OSC Potsdam, dass auf ihn und seine Kollegen der deutschen Männernationalmannschaft ab Dienstag eine körperliche Extrembelastung wartet. Sechs Partien binnen sechs Tagen. Gegen Weltklasseteams. „Das wird ein richtig hartes Brett“, meint Schulz mit Blick auf den Weltcup im Berliner Europasportpark, der für Deutschlands Wasserball zukunftsweisend ist.

Zum 16. Mal findet dieses Turnier statt. Die Bundesrepublik ist nach 1985 und 1989 das dritte Mal Gastgeber. In jenen 80er-Jahren erlebte Deutschland auch seine bisher erfolgreichste Wasserballzeit – wohlgemerkt die BRD, in der DDR wurde der Sport auf Staatsgeheiß nicht gefördert. Einen Heim-Weltcupsieg, zwei Europameistertitel, WM- und Olympiabronze holte die beste Generation, zu der auch der jetzige OSC-Wasserball-Abteilungsleiter Andreas Ehrl gehörte. Inzwischen aber ist Deutschland, das 1928 gar bei Olympia triumphierte, international nur noch zweitklassig. Für die vergangenen beiden Sommerspiele und Weltmeisterschaften blieb nur ein Zuschauerplatz am Beckenrand, die Qualifikation wurde verpasst. „Wir stehen an einem Wendepunkt. Entweder man reißt das Ruder jetzt herum, oder der deutsche Wasserball verschwindet von der internationalen Landkarte, zumindest auf gehobenem Niveau“, sagte Bundestrainer Hagen Stamm voriges Jahr im Interview mit der Berliner Morgenpost.

Es geht um das Ticket zur WM 2019 in Südkorea

Mit den Entwicklungen der vergangenen Monate sei er zufrieden, erklärte Stamm unlängst. Auch Hannes Schulz wähnt die Auswahltruppe auf dem richtigen Weg. „Wir sind in einem positiven Prozess“, meint der gebürtige Potsdamer. „Wir sind schon so weit, dass wir an guten Tagen absolute Top-Nationen ärgern können.“ Beispiel: die im Juli ausgetragene Europameisterschaft in Barcelona. Beinahe wäre gegen den Vizeweltmeister Ungarn die Sensation gelungen. Am Ende hieß es 4:4. Trotzdem eine Überraschung. Mit Platz neun des Abschlussklassements wurde das eigene Ziel erfüllt. Schulz: „Darauf wollen wir jetzt beim Weltcup aufbauen.“

Acht Länder nehmen in Berlin teil. Darunter Olympiasieger Serbien als frisch gekürter Europameister und der amtierende Welt-Champion Kroatien. Das deutsche Team trifft in der Vorrunde erneut auf die Ungarn sowie Australien und Japan, den Siebten beziehungsweise Zehnten der vergangenen WM. Die kommenden Welttitelkämpfe 2019 in Südkorea werfen nun bereits ihre Schatten weit voraus. Nächste Woche geht es an der Landsberger Allee um Tickets dafür. Vier werden vergeben. „Es ist ganz klar unser Ziel, eines zu bekommen“, erklärt Hannes Schulz unmissverständlich.

Schulz: "Der Druck auf uns ist riesig"

Nachdem es bei der EM nicht reichte, einen Startplatz zu sichern, bleibt bloß noch der Weltcup als letzte Chance. Ohne WM-Teilnahme dürfte auch Olympia 2020 kein Thema mehr sein. Die Argumente für eine ordentliche Weiterförderung der ältesten olympischen Mannschaftsballsportart in Deutschland würden bei einem Scheitern immer weniger. „Der Druck auf uns ist riesig“, versichert Schulz. Vom Abschneiden hängt zudem die individuelle Zukunft der Nationalspieler ab. Zuletzt wurde bereits eine Verjüngung des Kaders vollzogen. Hannes Schulz zählt mit seinen 28 Jahren zu den Reiferen. „Wir ältere Spieler sind uns darüber im Klaren, dass wir vermutlich kaum eine Perspektive mehr im Nationalteam hätten, wenn wir die WM verpassen. Dann würde der Neuaufbau für die Olympischen Spiele 2024 vollends mit der Jugend gestartet werden.“

Doch Hannes Schulz möchte das Kapitel noch nicht abschließen. Er will helfen, dass Deutschland international Anschluss hält, und weiter mit dem Kürzel „GER“ auf der Kappe ins Wasser gehen. Schließlich hat der Lehramtsstudent (Geografie, Sport) gerade erst so richtig Fuß im Auswahlteam gefasst. Nach rund 50 Länderspieleinsätzen war die EM, bei der er drei Tore schoss, sein erstes großes Turnier im Herrenbereich. Selbst in seiner Zeit bei den Wasserfreunden Spandau, mit denen er zwischen 2011 und 2014 zweimal das Double aus Deutscher Meisterschaft und Pokal gewann, hatte er keine gewichtige Rolle bei der Nationalmannschaft. Die Rückkehr zu seinem Heimatverein OSC Potsdam tat ihm dann gut. Er entwickelte sich als Führungsspieler weiter, prägte die Potsdamer Truppe und hatte so entscheidenden Anteil am historischen Erfolg: Ende Mai holte der OSC Bronze in der Deutschen Meisterschaft, die erste Medaille des Clubs auf nationaler Männer-Ebene. 

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