Saison für Turbine Potsdam beendet: Dritter mit großem Rückstand
Am letzten Spieltag der Frauenfußball-Bundesliga verliert Turbine Potsdam beim Branchenführer VfL Wolfsburg, belegt aber trotzdem den Bronzerang. Für die Zukunft stellt Cheftrainer Matthias Rudolph dem Brandenburger Traditionsverein eine klare Hausaufgabe.
Wolfsburg - So nah wie am Sonntag war Turbine Potsdam der Meistertrophäe der Frauenfußball-Bundesliga schon lange nicht mehr. Allerdings durften die Potsdamerinnen nur zuschauen, wie Serienchampion VfL Wolfsburg erneut das Schmuckstück in Empfang nehmen durfte. Zum Abschluss der aktuellen Saison unterlag Turbine durch Tore von Pernille Harder (55. Minute) und Ewa Pajor (59.) mit 0:2 (0:0) in Wolfsburg, hat aber dennoch den dritten Tabellenplatz behalten. Kontrahent SGS Essen verlor nämlich ebenfalls – gegen Bayer Leverkusen, das sich dadurch im letzten Moment vor dem Abstieg rettete und stattdessen Werder Bremen zusammen mit Schlusslicht Borussia Mönchengladbach eine Etage nach unten schickte.
Auf Platz vier in der Vorsaison folgte für Potsdam nun der dritte Rang. Wie schon vor zwei Jahren, als Matthias Rudolph seine Debüt-Spielzeit in der Rolle des Turbine-Cheftrainers erlebte. Die Top 4 hat Rudolph immer für sich als Zielstellung formuliert. Mission also wieder erfüllt. Die Statistik zeigt jedoch, dass die am Sonntag beendete Saison die schwächste unter seiner Regie war. Nach 50 und 45 Punkten gab es diesmal 42. Gravierender ist aber der Abstand nach oben. 13 Zähler ist ein Champions-League-Qualifikationsplatz entfernt. Seit dem letzten Erkämpfen eines Europapokal-Tickets im Jahr 2013 war der Abstand nur einmal größer – mit 17 Punkten in der Abschiedssaison von Urgestein Bernd Schröder. „Wir haben dieses Jahr leider wieder nicht das erreicht, wovon wir träumen“, sagt Turbine-Präsident Rolf Kutzmutz, der nach wie vor daran glaubt, dass in seinem Traditionsclub das Potenzial steckt, um Teil des Spitzenduos zu sein.
"Finanzielle Volumen muss auch bei Turbine Potsdam gesteigert werden"
Dieses wird seit fünf Jahren vom VfL Wolfsburg und FC Bayern München gebildet. Zwei Teams, die unter dem Dach vermögender Männer-Bundesligisten einen klaren wirtschaftlichen Vorteil gegenüber dem reinen Frauenclub aus Brandenburg haben. Der sechsfache Meister vergangener Jahre hängt in Sachen Finanzen zurück. Mindestens 0:1, vielleicht sogar 0:2. Aus dieser Situation heraus dann im sportlichen Vergleich einer ganzen Saison trotzdem zu punkten oder gar zu siegen, ist eine immense Herausforderung. Gymnasiallehrer Matthias Rudolph mahnte daher zuletzt an: „Für die Zukunft gibt es die Hausaufgabe, dass das finanzielle Volumen auch bei Turbine Potsdam gesteigert werden muss.“ Um es unter den aktuellen Bedingungen bis in den Europacup zu schaffen, müsste schlichtweg alles passen, betonte er.
Und das war dieses Jahr nicht annähernd der Fall. Vor allem viele langwierige Verletzungen brachten die Mannschaft um Qualität. Die Abgänge der Leistungsträgerinnen Tabea Kemme und Lia Wälti konnten so nicht kompensiert werden. Nun müssen wieder herbe Verluste im Kader hingenommen werden. Allein vier A-Nationalspielerinnen gehen diesmal weg. „Wir werden auf jeden Fall eine Mannschaft zusammen haben, die mithalten kann“, ist Rudolph optimistisch. Bisher stehen die Nachwuchsakteurinnen Anna Gerhardt (München) und Adrijana Mori (Slowenien) als Neuzugänge fest. Wozu es am Ende reicht, werde man dann sehen, meint der Chefcoach eines Vereins, der anzukämpfen hat. Gegen die Kluft zur Spitze und gegen Zuschauerschwund. Der negative Trend der Vorjahre setzte sich fort. Nur noch durchschnittlich 1400 Besucher kamen diese Saison zu den Turbine-Heimpartien. Beim Bestwert aus dem Spieljahr 2011/12 waren es noch über 2500. (mit dpa)