Potsdam bei "Die Finals - Berlin 2019": Deutsche Meisterschaften mit olympischem Charme
In Berlin findet das Multisportevent "Die Finals" statt. Potsdam ist dabei stark verteten - mit Aktiven, Helfern und als Ideengeber. Die Freude auf die Veranstaltung ist groß, aber es wird auch gehadert.
Potsdam - Immer wieder kommen Pläne zu zweiten Olympischen Spielen in Berlin hoch. Bislang scheiterten sie. Doch in dieser Woche weht durch die Bundeshauptstadt ein gewisser Olympia-Hauch, wie vielfach zu hören ist. Seit Dienstag steigt das Multisportevent „Die Finals –Berlin 2019“, das am Wochenende seinen Höhepunkt erreichen wird. Was dahinter steckt, wie Potsdam dabei vertreten ist und wie die Potsdamer Sportszene darüber denkt, erklären die PNN.
Das sind „Die Finals – Berlin 2019“
Im Rahmen dieser Veranstaltung tragen gleich zehn Sportarten ihre Deutschen Meisterschaften in Berlin aus. Mehr als 3500 Aktive treten an, es geht um rund 200 Titel. Vorbild dessen ist das Konzept der European Championships, das voriges Jahr Premiere feierte. Dabei wurden in Glasgow, Edinburgh und Berlin mehrere Europameisterschaften zeitgleich ausgetragen. Durch dieses Format erhoffen sich die Initiatoren mehr Zuschauer bei den Wettkämpfen als würden sie jeweils isoliert stattfinden. Hinzu kommt eine große mediale Präsenz. Die European Championships 2018 erzielten sehr gute TV-Einschaltquoten. „Die Finals“ in Berlin werden nun auch wieder großflächig von ARD und ZDF übertragen –insgesamt rund 20 Stunden lang, hinzu kommen Internet-Livestreams.
Welche Sportarten wo stattfinden
Wichtiges Zentrum sind die Stätten von Olympia 1936. Die Leichtathleten treten im Olympiastadion an, auf dem Vorplatz wird eine temporäre Arena für Bogenschießen, Triathlon und Modernen Fünfkampf errichtet. Die Triathleten starten im Wannsee. Die Fünfkämpfer sind auch im Olympiapark unterwegs, wo der historischen Kuppelsaal Schauplatz für das Boxen ist. Im Velodrom an der Landsberger Allee treten die Bahnradfahrer in die Pedale, direkt nebenan ziehen die Schwimmer ihre Bahnen. Turnen findet in der Max-Schmeling-Halle statt, während die Wettbewerbe im Fahrrad Trial im benachbarten Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ausgetragen werden. Die Kanuten kämpfen vor der Eastside-Gallery auf der Spree um Meistertitel. Kostenlos können Bogensport, Moderner Fünfkampf, Triathlon, Fahrrad-Trial und Kanu verfolgt werden. Wer selbst aktiv werden möchte, kann beim Familien-Sportfest des Landessportbundes Berlin im Olympiapark zwischen rund 100 Sportarten wählen und sogar das Sportabzeichen ablegen.
Leichtathleten kämpfen um WM-Tickets
Die Leichtathletik-Wettkämpfe sind ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften im Herbst in Doha. „Berlin wird entscheidend für die Nominierungen sein. Der Kampf um die WM-Tickets spitzt sich jetzt zu“, betont der Brandenburger Landestrainer Kai-Uwe Meier. Während im Gehen, das in Berlin nicht ausgetragen wird, bereits das Potsdamer Quartett Christopher Linke, Nils Brembach, Hagen Pohle und Saskia Feige aufgrund ihrer starken Saisonleistungen offiziell nominiert wurden, gilt es für die Werfergilde vom Luftschiffhafen, sich noch zu behaupten. Bernhard Seifert und Annika Fuchs mit dem Speer sowie Kristin Pudenz mit dem Diskus haben die WM-Normen schon erfüllt. „Sie sollten jetzt in Berlin nochmal unter die Top 3 kommen. Das wäre wichtig“, sagt Meier. Er ist optimistisch: „Alle Drei sind dieses Jahr so gut drauf wie noch nie, werfen sehr stabil.“ Das Konzept gemeinsamer Titelkämpfe hält der märkische Coach für sehr lohnend. Die Leichtathletik-EM 2018 in Berlin war Teil der European Championships. „Das Format weckt Interesse und bietet kurzweilige Unterhaltung.“
Schwimmer kommen direkt von der WM
Beim Schwimmen liegt der internationale Saisonhöhepunkt nicht mehr bevor, sondern ist schon vorbei. Vergangene Woche fanden die Weltmeisterschaften in Südkorea statt. Als einziger Potsdamer war Rückenspezialist Christian Diener am Start und konnte mit seinen Ergebnissen nicht zufrieden sein. Dieners Trainer Jörg Hoffmann fordert nun von seinem Schützling, sich in Berlin „nochmal voll zu mobilisieren“, wie er erklärt. Die Möglichkeit, unmittelbar nach einem Höhepunkt einen weiteren Wettkampf anzuschließen, sei selten. „Aus trainingsmethodischer Sicht ist das sehr spannend“, meint Hoffmann. Sollte es bei Diener plötzlich besser laufen, könnte man auf Grundlage dieser Erkenntnisse für das bevorstehende Olympiajahr anders planen, quasi um eine Woche verschoben. Wolfgang Rupieper blickt jedenfalls freudig auf „Die Finals“ in Berlin. Nachdem zuletzt die Schwimm-WM ausschließlich über Internet-Livestreams zu sehen war, wird nun TV-Öffentlichkeit geboten. „Das“, sagt der Brandenburger Landesverbandspräsident, „tut unserem Sport sehr gut.“
Kanuten paddeln wie beim Kanalsprint
Das trifft aber auch für alle anderen Disziplinen zu, die in Berlin präsent sind. „Die Sportarten im Schatten des Fußballs haben es leider schwer“, sagt etwa der dreifache Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel aus Potsdam. „Daher ist es gut, dass wir uns zusammenschließen, um eine gemeinsame große Veranstaltung zu machen. So sind wir stärker.“ Sein Vereinskollege Ronald Rauhe denkt genauso. Wichtig sei es seiner Meinung nach, dabei „auch Neues auszuprobieren“. Man müsse mit solchen Events zu den Leuten hingehen, um Werbung für sich zu machen.
Diesen Versuch unternehmen die Kanuten in Berlin – und nutzen hierfür eine Potsdamer Idee. Ähnlich wie beim traditionellen Kanalsprint werden im Rahmen von „Die Finals“ K.o.-Duell-Rennen auf einer 160-Meter-Distanz gefahren, statt der klassischen Kanu-Wettbewerbe. „Das gibt eben die Möglichkeit, andere Atmosphären zu schaffen. Wir können weg von einer Regattastrecke“, so Rauhe. Gepaddelt wird an der Eastside-Gallery, vor der Oberbaumbrücke, im Hintergrund der Fernsehturm: „Eine coole, historische Location. Das wird tolle Bilder erzeugen.“ Und doch hadert der gebürtige Berliner etwas mit dem Austragungsort, denn ursprünglich war dafür ein Wasserlauf an der Museumsinsel angedacht. Organisatorische Schwierigkeiten verhinderten das aber. „Dort wäre es noch besser gewesen, weil die Leute wie beim Kanalsprint ganz dicht dran gewesen wären – und das von beiden Seiten“, sagt Rauhe. Neben ihm und Brendel sind zahlreiche weitere Potsdamer am Start. Für sie ist es eine Abwechslung während der Vorbereitung auf die WM Ende August in Ungarn.
Fünfkämpfer starten nur mit halber Kraft
Die Modernen Fünfkämpfer stecken im Zwiespalt. Einerseits sei es für sie „wunderbar, mal an so einem großen Rummel teilzuhaben“, sagt Claudia Adermann, Pentathlon-Cheftrainerin des OSC Potsdam. „Umso ärgerlicher ist es dann aber, dass unsere Potsdamer Top-Leute nicht mit voller Kraft antreten können.“ Schließlich folgt nächste Woche die wichtige Europameisterschaft in Bath, bei der es um Qualifikationsplätze für Olympia 2020 geht. „Dafür wird die hundertprozentige Energie gebraucht.“ Vom OSC werden Patrick und Marvin Dogue sowie Fabian Liebig und Janine Kohlmann ins EM-Rennen geschickt. Weltcupsieger Christian Zillekens befindet sich nach einer Handoperation noch im Trainingsaufbau. „Terminlich passen diese Finals für uns leider nicht. Aber das Prinzip der Veranstaltung ist super. Daher hoffen wir auf eine Fortsetzung“, so Adermann. Und dann wolle man auch Vollgas geben können.
Triathleten testen und beenden
Für die Triathleten ist Berlin eine Durchgangsstation und ein Abschluss zugleich. Spitzenkräfte wie die Potsdamerin Laura Lindemann nehmen das Sprintrennen als „schnelle Generalprobe“, wie sie sagt. Mitte August steht dann das olympische Testevent in Tokio an, bei dem sich mit einer starken Leistung über die Kurzdistanz für die Sommerspiele 2020 vorqualifiziert werden kann. Die Rennen vom Wannsee zum Olympiastadion-Vorplatz beenden darüber hinaus die diesjährige Bundesligasaison. Nach den bisherigen drei Stationen liegen sowohl Potsdams Männer als auch Frauen aussichtsreich auf dem zweiten Tabellenplatz. Lindemann freue sich als gebürtige Berlinerin, „auch mal in meiner Heimatstadt einen Triathlon machen zu können“. Sie begrüße das Multisportformat, dass die 23-Jährige auch schon bei den European Championships in Glasgow genossen habe. „Aus meiner Sicht ist das genau der richtige Weg für mehr Aufmerksamkeit.“
Potsdam auch im Ring und beim Trial
Im Turnen, Bahnradsport und Bogenschießen ist Potsdam nicht vertreten. Dafür steigen Aktive aus Brandenburgs Landeshauptstadt in den Boxring. Hierbei wird die Vielfalt der Potsdamer Boxvereine deutlich. Gemeldet für die Titelkämpfe sind Leonie Schauer vom USV Potsdam (Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm) sowie bei den Männern im Limit bis 75 Kilo Vezir Agirmann vom SV Motor Babelsberg und Alexander Jegorow vom BSV Potsdam. Die beste Bilanz dieses Trios weist Agirmann auf. Der frühere U19-WM-Dritte kommt auf 90 Siege bei 126 Kämpfen.
Zwar ohne Potsdamer Starter, aber mit tatkräftiger Unterstützung des MSC Potsdam werden die Trial-Wettbewerbe ausgetragen. Der MSC ist – wie beim Weltcup 2018 in Berlin – mitverantwortlich für den Aufbau der Strecken in jenem Sport, bei dem die Aktiven auf ihren Rädern einen Hindernisparcours durchfahren. Baumstämme, Betonelemente und riesige Steine wurden nun wieder in die Bundeshauptstadt transportiert – vom MSC-Vereinsgelände in Große Glienicke aus. Dort fand dieses Jahr der Qualifikationswettkampf für „Die Finals – Berlin 2019“ statt.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität