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Potsdamer Kanu-Rennsport: Highspeed-Dachrinnen auf dem Kanal

Beim 12. Potsdamer Kanalsprint ließen sich Olympiasieger und Weltklasse-Paddler ins Boot schauen. Der außergewöhnliche Wettkampf in der Innenstadt war zugleich der Showdown einer glänzenden Saison aus Sicht des KC Potsdam.

Leichtathletik-Fans konnten am vergangen Samstag beim ISTAF im Berliner Olympiastadion einige Stars der Olympischen Spiele von Rio in Aktion sehen. Potsdamer hatten am gestrigen Sonntag den saisonalen Showdown ihrer Top-Athleten direkt vor der Haustür. Beim 12. Kanalsprint gaben Doppel-Olympiasieger Sebastian Brendel & Co. ihr sportliches „Hallo“ nach der Rückkehr aus Rio in Potsdam ab. Es dauerte einen Moment, ehe die ehrfürchtige Distanz zu den olympischen Medaillengewinnern aufgegeben wurde und sich die Zuschauer trauten, nach Autogrammen und gemeinsamen Fotos zu fragen. Dann aber war vor allem Brendel in Dauer-Beschlag.

Dem Publikum den Kanusport nahezubringen, ist eine Idee der Show-Rennen mitten in der Stadt. Wer sonst nur in der Ferne auf dem Templiner See die Rennkanuten ihre Arbeit verrichten sieht, erlebt sie in der Yorckstraße aus Nahdistanz. Vom Geländer der Kanalumzäunung aus lässt sich den Athleten direkt ins Boot schauen – und eine Ahnung bekommen, welch wacklige Angelegenheit es ist, die zwölf (Kajak) und vierzehn Kilo (Canadier) schweren Boote aus Kohlefaser im Höchsttempo übers Wasser zu balancieren. „Nicht breiter als eine Dachrinne“, beschrieb Torsten Gutsche, Vorsitzender des KC Potsdam und Cheforganisator des Kanalsprints, die Maße eines Rennkanus.

Brendel: "Jetzt brauche ich erst einmal lange Urlaub"

Auch Petrus hatte offenbar Interesse an der Sportschau aus Vogelperspektive und bescherte der Veranstaltung – entgegen allen Wettervorhersagen – Sonnenschein. Windig war es allerdings, was die Bedingungen für die Speed-Paddler nicht einfach machte. 89 Meter misst die Wettkampfstrecke auf dem Kanal – für 1000-Meter-Olympiasieger Brendel an sich viel zu kurz. „Da sind vom Start weg die Muskeln sauer“, sagte er. Nach der glorreichen Saison mit zwei Gold-Fahrten in Rio, Weltcupsiegen und dem Europameistertitel waren selbst am gestrigen Nachmittag die 89 Meter „viel zu lang“, wie der 28-Jährige nach seinem Aus im Hoffnungslauf meinte. Seine letzte Bootsfahrt der Saison absolvierte Brendel dann mit seinem Gold-Partner von Rio, Jan Vandrey, im Show-Duell gegen das spanische Canadier-Duo Antoni Segura und Alfonso Benavides. „Jetzt brauch ich erst einmal lange Urlaub“, gestand Brendel, der Zeit benötige, um die Erlebnisse und Eindrücke von Rio zu begreifen.

So auch Jan Vandrey. „Ich bin noch im Verarbeitungsmodus“, erklärte er, „das wird noch eine ganze Weile dauern“. Er schaue sich jeden Tag das olympische Finale an und bekomme dabei immer wieder von Neuem Gänsehaut. „Wenn ich von Olympia geträumt oder es mir vorgestellt habe, war es genauso“, erzählte der 24-Jährige. Für ihn wird das finale Rennen mit dem unglaublichen Schlussspurt ein Moment für die Ewigkeit bleiben. Sein ganz persönliches Wembley-Tor, das auch nach Jahrzehnten noch in aller Munde ist.

Rauhes Wiedersehen mit einem olympischen Kontrahenten

Während Sebastian Brendel und auch Franziska Weber als zweifache Silbermedaillengewinnerin von Rio gestern Nachmittag die Finalrennen verpassten, pflügte Vandrey siegeshungrig durch den Kanal. „Ich kann nicht anders, egal ob Training oder Wettkampf“, sagte er. Erst im Finale musste er sich dem Spanier Benavides geschlagen geben. Für Ronald Rauhe gab es im Endlauf in der Yorckstraße ein Wiedersehen mit seinem olympischen Kontrahenten Maxime Beaumont. Silber hatte der Franzose in Rio im K1 über 200 Meter gewonnen – einen Platz vor Rauhe, der zeitgleich mit dem Spanier Saúl Craviotto Bronze gewann. Auch gestern ging der Kanalsprint denkbar knapp aus – am Ende verteidigte Beaumont seinen Vorjahressieg mit zwei Zehntelsekunden Vorsprung.

Den K1-Sieg der Frauen holte Sabrina Hering vom Hannoverschen Kanu-Club – die K4-Olympiazweite gewann das Finale gegen die Slowakin Martina Kohlova. Im Canadier-Sprint setzte sich im vereinsinternen Talent-Wettbewerb Ophelia Preller gegen Sophie Koch durch. Und das schnellste Rennen das Tages gewannen nach knapp 23 Sekunden die U23-Weltmeister Felix König (Potsdam) und Max Lemke (Mannheim) im K2.

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