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Deutschland hofft auf Urlaub im Sommer 2021.
© Stefan Sauer/dpa

Wendepunkt in der Corona-Pandemie?: Weniger Neuinfizierte, mehr Impfungen – was das für den Sommer bedeutet

Selbst Karl Lauterbach erwartet einen „guten Sommer“. Warum die Hoffnung auch bei Intensivmedizinern steigt und was mit Impfungen und Tests möglich sein soll.

Karl Lauterbach hat oft recht behalten mit seinen Prognosen. Jetzt hat der SPD-Gesundheitspolitiker, der wie einige Virologen und andere Wissenschaftler weit schlimmeres an Infektionszahlen prognostiziert hatte, mal eine positive.

Da bis Ende Mai etwa die Hälfte der Bevölkerung die erste Impfdosis bekommen haben könnte, sei davon auszugehen, dass die Fallzahlen unter eine Inzidenz von 50 fallen. „Wir sind jetzt in der letzten Runde auf der Schlussgeraden", sagt er und betont: "Der Sommer wird gut werden."

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Und in der Tat zeigen die Zahlen nach unten, was wiederum die Debatte um Rechte für Geimpfte weiter verschärft. Die wichtigsten Fragen und Antworten, was das für die nächsten Wochen bedeutet.

Was macht Hoffnung?

Seit rund einer Woche gehen die Corona-Neuinfektionen zurück. Der Tageswert lag zum Beispiel am Sonntag mit 16.290 deutlich niedriger als vor einer Woche mit knapp 19.000. Auch am Montag meldete das Robert Koch-Institut nur 9160 Neuinfektionen, eine Woche zuvor waren es noch 11.907. Auch der Wochendurchschnitt sinkt. Allerdings sind aktuell immer noch 5.022 Menschen wegen einer Covid-19-Infektion in intensivmedizinischer Behandlung, 2947 davon müssen beamtet werden. 

„Beim Großteil der Fälle ist der Infektionsort nicht bekannt. COVID19-bedingte Ausbrüche betreffen insbesondere private Haushalte, aber auch Kitas, Schulen und das berufliche Umfeld, während die Anzahl der Ausbrüche in Alters- und Pflegeheimen abgenommen hat“, betont das Robert-Koch-Institut in seinem aktuellen Lagebericht.

Die 7-Tage-Inzidenz ist bundesweit auf 147 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner gesunken, ein immer noch sehr hoher Wert, zumal die schweren Verläufe und Langzeitschäden nun stärker die jüngere Generation betreffen.

Aber die viel kritisierte Bundesnotbremse könnte erste Wirkungen entfaltet haben, vor allem weil Erhebungen darauf hindeuten, dass wegen der vielen Debatten, auch über die Gefährlichkeit der dritten Welle, die sich Bürger präventiv mehr eingeschränkt haben.

Vielerorts musste zudem bei Überschreiten einer Inzidenz von 165 der Schulunterricht eingestellt werden, was auch helfen kann, zuletzt gab es hier besonders viele Neuninfektionen. Ob Ausgangssperren einen Effekt haben, ist nicht erwiesen. Erwiesen ist aber, dass die Impfungen immer deutlicher Wirkung zeigen.

"Wir sind zuversichtlich, dass die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen sinken wird - und das hängt dann unmittelbar mit den Maßnahmen der Bundes-Notbremse, wie aber auch dem deutlichen Fortschritt beim Impfen zusammen", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der "Rheinischen Post". Er ist davon überzeugt, dass bei rund 5000 Intensivpatienten ein Plateau erreicht sei und nun die Zahlen Schritt für Schritt auch hier sinken werden.

Das Impfen kommt voran - und der Nachweis wird immer wichtiger.
Das Impfen kommt voran - und der Nachweis wird immer wichtiger.
© imago images/CHROMORANGE

Wie konkret zeigen sich die Impferfolge?    

Gerade bei den besonders gefährdeten Gruppen gehen die Infektionszahlen immer stärker zurück. Der Anteil der über 80-Jährigen an den Neuinfektionen ist auf unter drei Prozent gefallen.

Und nach all den Problemen und schweren Versäumnissen auf EU-Ebene bei der Impfstoffbeschaffung sind auch dank weiteren Produktionskapazitäten von Biontech die Aussichten beim Impfen positiv.

In Berlin können sich ab diesen Montag alle Angehörigen der Prioritätsgruppe 3 um Termine kümmern – und Ende Mai, Anfang Juni können sich alle anderen Bürger impfen lassen – dann sollen zusätzlich die tausenden Betriebsärzte mit eingebunden werden. Das erspart dann langes Warten auf einen Hausarzttermin oder einen Hotline-Marathon, um einen Termin im Impfzentrum zu bekommen. Inzwischen haben 26,9 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfung bekommen.

Den vollen Impfschutz haben knapp acht Prozent. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will einen Start der Kampagne über die Betriebsärzte von Unternehmen ab 7. Juni.

Vorgesehen sind dann laut Ministerium mindestens 500.000 Impfdosen pro Woche für Betriebsärzte. Spahn sagte der „Welt am Sonntag“, noch warteten viele auf Impftermine. „Aber bereits in ein paar Wochen werden wir voraussichtlich mehr Impfstoff haben als Terminanfragen.“ Für Arztpraxen und Betriebsärzte werden im Juni wöchentlich allein mehr als drei Millionen Dosen des Impfstoffes von Biontech/Pfizer erwartet, im Juni sogar bis zu 3,7 Millionen Dosen pro Woche.

Mitte Juni könnten drei Viertel der Bürger bereits erstgeimpft sein. Damit wären bei einer geschätzten Impfbereitschaft von 80 Prozent fast alle Impfwilligen erreicht da bereits nach einer Erstimpfung der Schutz vor einer Infektion, vor allem aber vor schweren Verläufen, hoch ist, wäre die Welle gebrochen. Um die Inzidenzen in sozial schwächeren Stadtteilen schneller zu senken, wird nun in Städten wie Köln hier priorisiert mit zusätzlichen Impfdosen und unter Aufhebung der Reihenfolge geimpft.

In sozial benachteiligen Stadtteilen wie Köln-Chorweiler soll nun bevorzugt geimpft werden.
In sozial benachteiligen Stadtteilen wie Köln-Chorweiler soll nun bevorzugt geimpft werden.
© dpa

Was bedeutet das für die Geimpften?

Die Debatte um ihre Rechte gewinnt an Schärfe. Weil in der Bundesnotbremse zum Beispiel bei den Ausgangssperren ab einer Inzidenz von 100 nicht zwischen Ungeimpften und Geimpften unterschieden wird, könnten Eilklagen in Karlsruhe Erfolg haben. Daher will die Bundesregierung nun zügig die Verordnung für den Umgang mit Geimpften nachreichen. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat hierzu einen Entwurf vorgelegt. Wenn sich zum Beispiel nur vollständig Geimpfte oder Genesene treffen, zum Beispiel zum Abendessen, Feiern oder Skatspielen, geht das in beliebiger Zahl. Die Kontaktbeschränkungen gelten für sie dann nicht mehr.

Außerdem werden Geimpfte oder Genesene bei privaten Treffen nicht mitgezählt, das heißt: beliebig viele können zu den gelten Beschränkungen etwa in Berlin (ein Haushalt plus eine Person, Kinder bis 14 nicht mitgezählt) dazukommen. Auch die Ausgangssperren gelten für sie nicht. Wie allerdings die Polizei das kontrollieren soll, ist unklar. Ebenso sollen Einschränkungen beim Freizeitsport für Geimpfte entfallen.

Das soll schnellstmöglich kommen, laut Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) soll das Ganze schon bis Ende der Woche von Kabinett, Bundestag und dann vom Bundesrat in seiner Sitzung am Freitag (7. Mai) final gebilligt werden.

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Die Hoffnung auf Sommerurlaub - hier Sylt - steigt
Die Hoffnung auf Sommerurlaub - hier Sylt - steigt
© dpa

Was ist mit dem Sommerurlaub?

Generell gilt: mindestes gleiches Recht wie Getestete: Überall dort, wo es Erleichterungen für Getestete gibt, gelten „Ausnahmen von Geboten und Verboten (…) auch für geimpfte Personen und genesene Personen“. Das wird in vielen Bundesländern wie Berlin auch schon gehandhabt, etwa bei Friseurbesuchen oder Termineinkäufen.

Wenn es aber wieder zu mehr Öffnungen kommt, wird dies sehr relevant. Eine Familie mit zwei Kindern kann dann womöglich so Urlaub in einem Hotel oder einer Ferienwohnung an der Nordsee machen: Falls vollständig geimpft, zeigen die Eltern den Impfausweis vor, die Kinder ein negatives Schnelltestergebnis.

„Diejenigen, die noch nicht geimpft ist, müssen dann einen Test machen. Der Schutz der Anderen wird durch unterschiedliche Instrumente erreicht“, betont Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).

In der Schlei-Region, Eckernförde und Nordfriesland mit Inseln wie Sylt laufen bereits Modellprojekte mit hunderten geöffneten Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätzen mit mehrfach Testungen der – noch nicht komplett geimpften - Gäste.

Gleiches könnte dann anfangs auch gelten, wenn Museen, Theater, Restaurants (nicht nur die Außengastronomie), Kneipen, Clubs und Fitnessstudios wieder öffnen – die Regierung will aber keine Sonderöffungen nur für Ungeimpfte.

90 Prozent der Deutschen seien noch nicht komplett durchgeimpft, betont auch Ministerpräsident Günther. „Von daher führen zurückgegebene Rechte dann wieder zu neuen Ungerechtigkeiten.“ Es sei richtig: Wenn man gar nicht mehr ansteckend sei und im Prinzip auch gar nicht mehr das Virus weitergeben kann, dann gebe es immer weniger Gründe für Einschränkungen. „Aber man muss auch berücksichtigen, dass ein ganz erheblicher Teil der Bevölkerung noch gar keine Chance hatte, sich impfen zu lassen.“

Der Verband der Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern fordert, dass der im Infektionsschutzgesetz angelegte Öffnungsmechanismus bei einem stabilen Unterschreiten der 100er-Inzidenz jetzt auch für den Tourismus umzusetzen. „Diese Regelung muss jetzt sofort angewendet werden – überall dort, wo ein rückläufiger Inzidenzwert es erlaubt. Ferienwohnungen und Ferienhäuser müssen hier in den nächsten Tagen wieder öffnen dürfen“, sagte Präsident Daniel Rousta.

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Begehrter Stoff, unterschiedliche Wirkung: Die Corona-Vakzine.
Begehrter Stoff, unterschiedliche Wirkung: Die Corona-Vakzine.
© REUTERS

Wie können sich Geimpfte und Genesene „ausweisen“?

Geimpfte brauchen gemäß des Verordnungsentwurfs, der dem Tagesspiegel vorliegt, einen Nachweis „hinsichtlich des Vorliegens einer vollständigen Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 in deutscher, englischer, französischer, italienischer oder spanischer Sprache auf Papier oder in einem elektronischen Dokument“.

In der Regel können Bürger also erst einmal, bis es ein digitales Impfzertifikat gibt, ihren gelben Impfausweis vorlegen. Zudem muss es sich um eine Impfung mit den in der EU zugelassenen Impfstoffen (Biontech, Moderna, Astrazeneca, Johnson & Johnson) handeln, Sputnik V zählt bisher zum Beispiel nicht. Zudem müssen seit der letzten erforderlichen Einzelimpfung mindestens 14 Tage vergangen seien (nur bei Johnson & Johnson genügt eine Impfung).

Als Genesen gilt, wer den Nachweis eines positiven PCR-Tests vorlegen kann, der „mindestens 28 Tage sowie maximal 6 Monate zurückliegt“.

Wenn die Infektion länger als sechs Monate zurückliegt, braucht es eine Schutzimpfung (statt in der Regel zwei Dosen). Dann empfiehlt es sich also, sowohl den positiven PCR-Tests (zur Not beim damaligen Arzt/Labor anfordern) plus Impfpass vorzuzeigen. Zudem plant die EU das sogenannte Grüne Zertifikat, damit  geimpfte, genesene und getestete Bürger wieder freizügig reisen und unkompliziert Urlaub machen können. Andere EU-Staaten lockern schon weit stärker als Deutschland und fahren den Tourismus hoch. Das Dokument, soll bis Ende Juni auch in einer App verfügbar sein soll und überall problemlos ausgelesen werden können - aber eine Hürde ist, es fälschungssicher zu machen.  

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