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Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist optimistisch.
© Imago Images/Future Image/F. Kern
Update

„Der Sommer wird gut werden“: Lauterbach erwartet Ende Mai Inzidenz deutlich unter 50

Aktuell liegt die Kennzahl bei rund 146. Durch die Impfungen werde sich dies bald ändern, so der SPD-Experte. Und die Kliniken melden eine leichte Entlastung.

Kaum ein Politiker polarisiert in der Coronavirus-Pandemie so wie Karl Lauterbach, der mit seinen Mahnungen und Warnungen in den vergangenen Monaten viele Debatten geprägt hat. Jetzt macht der SPD-Gesundheitspolitiker den Deutschen im Lockdown Hoffnung.

Mit Blick auf die immer mehr an Tempo gewinnende Impfkampagne twitterte er: „Ende Mai wird dies für uns bedeuten, dass die Fallzahlen deutlich unter 50 fallen. Der Sommer wird gut werden.“ Im Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) ruft er gleichzeitig zur Vorsicht auf – unter anderem wegen der hohen Inzidenzen bei Kindern.

Lauterbach: Dritte Welle noch nicht besiegt

Zur dritten Welle sagte Lauterbach dem WDR: „Wir haben sie gestoppt, aber noch nicht besiegt. Ich gehe davon aus, dass ab Mitte/Ende Mai die Fallzahlen deutlich sinken werden. Dann können wir sagen, wir haben die dritte Welle besiegt.“

Deutschland habe jetzt eine gute Kombination von Maßnahmen, sagte der Epidemiologe und Mediziner: „Durch die Notbremse haben wir verhindert, dass zu früh geöffnet wird; durch das doppelte Testen in den Schulen in Kombination mit Wechselunterricht haben wir eine Möglichkeit, zu verhindern, dass dort schlimmste Infektionsketten ausbrechen.“

Zusammen mit dem Testen in den Betrieben und den abendlichen Ausgangsbeschränkungen sei ein gutes Gesamtpaket am Start, „das normalerweise reichen müsste, um die dritte Welle in den Griff zu bekommen“. Ein großes Problem sieht Lauterbach allerdings in den Neuinfektionen bei Kindern: „Wenn die Zahlen bei Kindern und Jugendlichen in den nächsten Wochen steigen sollten, könnte die dritte Welle wieder losgehen. Deshalb müssen wir da sehr vorsichtig sein.“

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Die Impfungen machten sich bei den Über-60-Jährigen bemerkbar. „Dort ist die Inzidenz trotz dritter Welle nicht überproportional gestiegen.“ Zudem stabilisiere die Kampagne die Zahl der Krankenhauseinweisungen. „Aber man darf den Impfeffekt nicht überschätzen: Bei den 70- bis 80-Jährigen sind bisher weniger als 35 Prozent geimpft“, sagte der 58-Jährige, der seine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten hat.

Gleichzeitig unterstützte Lauterbach, der selbst als Impfarzt im Einsatz ist, die Vorschläge, gezielt in besonders betroffenen Stadtteilen zu impfen. „In diesen Stadtteilen, wo die Infektionszahlen sehr hoch sind, sollte zusätzlicher Impfstoff zur Verfügung stehen, der durch mobile Impfteams angeboten wird.“

Außerdem sollte dort die Impfpriorisierung aufgehoben werden, damit schneller geimpft werden könne. „Mit dem Standardvorgehen bekommen wir die Brennpunkte sonst nicht in den Griff, dort würden die Lage noch lange problematisch bleiben. Wenn man dort aber mehr Impfstoff anbietet – besonders auch den von Johnson & Johnson, der nur einmal verimpft werden muss – kann man auf Erfolge hoffen.“

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Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich bin überzeugt, dass wir jetzt zügig eine ausreichend große Zahl von Menschen werden impfen können, um ein deutliches Abfallen der Infektionsraten zu erreichen. Er glaube, dass die Impfbereitschaft groß sei und sogar mehr als 70 Prozent der Bevölkerung zu erreichen seien. Dies gilt als Marke für einen Schutz der ganzen Gesellschaft.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, trotz derzeit schwerer Einschränkungen, um die dritte Welle zu brechen, gebe es auch „gute Gründe zur Zuversicht“. Die Impfkampagne nehme jeden Tag mehr Fahrt auf. „Spätestens ab Juni, das ist in wenigen Wochen, werden alle die Möglichkeit haben, sich um einen Impftermin zu kümmern“, bekräftigte sie in ihrer wöchentlichen Videobotschaft.

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In Deutschland haben inzwischen fast 27 Prozent der Bürgerinnen und Bürger die Erstimpfung bekommen, 7,7 Prozent erhielten schon die zweite Dosis, die bei den Vakzinen von Biontech, Moderna und Astrazeneca für den Vollschutz nötig ist.

Am Sonntagmorgen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) eine Sieben-Tage-Inzidenz von 146,5 nach 148,6 am Samstag. Der Wert ist damit den sechsten Tag in Folge rückläufig. Bundesweit sind die Inzidenzen aber nach wie vor sehr unterschiedlich. Besonders hohe Inzidenzen verzeichnen weiterhin die Bundesländer Sachsen (208,7) und Thüringen (217,8).

Bundesweiter Spitzenreiter auf Kreisebene ist der thüringische Saale-Orla-Kreis mit einem Wert von 479. Hohe Infektionszahlen mit Werten um 300 weisen auch die Stadt Gera und der Kreis Saalfeld-Rudolstadt auf. Dem RKI-Lagebericht vom Samstagabend zufolge liegen bundesweit 321 von 412 Kreisen bei einer Sieben-Tage Inzidenz über 100, 30 Kreise überschreiten den Wert von 250.

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist ein wesentlicher Maßstab für die Verschärfung oder Lockerung von Corona-Auflagen. Sie gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Der bundesweiten Notbremse zufolge müssen Städte und Landkreise, in denen der Inzidenzwert an drei aufeinanderfolgenden Tagen bei 165 oder höher liegt, beispielsweise ihre Schulen schließen.

Die Zahl der Neuinfektionen gab das RKI mit 16.290 an. An Wochenenden liegt die Zahl der Neuinfektionen in der Regel niedriger als im Wochendurchschnitt, weil an den Wochenenden weniger getestet wird und weniger Testergebnisse übermittelt werden. In den Zahlen fehlen zwar die Daten aus Bremen. Allerdings waren vor einer Woche mit 18.773 bestätigten Fällen noch fast 2500 Neuinfektionen mehr registriert werden.

Die Gesamtzahl der verzeichneten Coronavirus-Fälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie liegt nach Angaben des RKI mittlerweile bei 3.416.822. Die Zahl der insgesamt registrierten Todesfälle stieg um 110 auf 83.192. Die Zahl der von einer Covid-19-Erkrankung Genesenen bezifferte das RKI auf mehr als drei Millionen.

„Erste, leichte Entlastung der Kliniken“

Die Zahl der Menschen, die aufgrund einer schweren Covid-19-Erkrankung auf Intensivstationen liegen, liegt bundesweit bei 5009, wie aus Daten des Registers der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) vom Sonntag hervorgeht. 58 Prozent dieser Patienten müssen invasiv beatmet werden.

Die Divi hatte in den vergangenen Monaten eindringlich vor einer Überlastung der Kliniken gesprochen. Eine Sprecherin sagte nun der „Bild“: „Die Covid-19-Patientenzahlen auf den Intensivstationen scheinen sich auf einem Plateau um die 5000 einzupendeln.“ Neuzugänge, Verlegungen und Verstorbene hielten sich demnach die Waage für ganz Deutschland.

Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sagte dem Blatt: „Die Kliniken in Deutschland spüren ganz überwiegend eine erste, leichte Entlastung.“ Mit Blick auf die Infektionszahlen sei er zuversichtlich, „dass wir auch beim Zuwachs der Intensivpatienten bis auf Weiteres keinen exponentiellen Anstieg befürchten müssen“, sagte. Dabei stellte Gaß klar, dass „die Belastung in den Kliniken und bei den Beschäftigten auf einem sehr hohen Niveau“ bleibe.

Auch Christoph Josten, der medizinische Direktor der Universitätsklinik Leipzig sagte, „dass wir bezüglich des Infektionsgeschehens und damit auch der Belastung der Intensivmedizin den Höhepunkt erreicht haben“ und stützt seine Hoffnung dabei auf die epidemiologischen Berechnungen seines Hauses – und das selbst für Sachsen, eines der am härtesten betroffenen Bundesländer Deutschlands.

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