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Bernie Sanders, Senator und demokratischer Präsidentschaftsbewerber
© dpa/AP/John Lochner

Vorwahlen der US-Demokraten in Iowa: Von Trump lernen, heißt siegen lernen

Bernie Sanders ist die linke Version der Tea-Party-Revolution. Mit seiner radikalen Rhetorik könnte er Erfolg haben – wie einst Donald Trump. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Er ist eine reine One-Man-Show, schimpft auf die Eliten, hat das gesamte Partei-Establishment gegen sich, vertritt viel zu radikale Ansichten, fast alle Medien halten ihn für nicht mehrheitsfähig. So hieß es vor vier Jahren über Donald Trump, als der sich anschickte, Präsident werden zu wollen.

Am Ende wurde er es, und viele wunderten sich. Trump hatte bewiesen, dass die alte Warnung von Bill Clinton an seine Demokraten – „strong and wrong beats weak and right“ („stark und falsch schlägt schwach und richtig“) – auch auf Kandidaten der Republikaner zutrifft, also generell gilt.

Ganz gleich, wie die Vorwahlen an diesem Montag im US-Bundesstaat Iowa ausgehen: Über das Kriterium der „electability“ wird erneut diskutiert. Diesmal heißt es über Bernie Sanders, den Senator aus Vermont, er sei eine One-Man-Show, schimpfe auf die Eliten, habe das Partei-Establishment gegen sich, vertrete radikale Ansichten und werde vom Gros der Medien für nicht mehrheitsfähig gehalten.

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Sanders gilt seinen Fans als glaubwürdig und authentisch

Sanders hat seine Flitterwochen in der Sowjetunion verbracht, seine politischen Pläne hätten eine gigantisch große Aufblähung des Haushalts zur Folge, er ist die linke Version der Tea-Party-Revolution, doch jeglichen Einwand kontert er mit dem Satz, für soziale Veränderungen bedürfe es nun mal „radikaler Momente“ und: „Wenn Millionen Menschen aufstehen und für Gerechtigkeit kämpfen, kann uns nichts aufhalten!“

Die Anhänger von Sanders verehren ihn, sie halten ihn für authentisch, glaubwürdig und integer. Das sind Kriterien, die bei Wahlen in den USA wichtiger sind als Einzelheiten von Programmen. Außerdem führt Sanders in Umfragen gegen Trump auch im direkten Vergleich. Das entkräftet das Argument der Parteiführung der Demokraten, mit einem wie Sanders sei Trump nicht zu schlagen.

Sanders wie Trump bedienen sich eines revolutionär klingenden Jargons, sie setzen auf die Mobilisierungskraft einer „Bewegung“, stellen sich rhetorisch auf die Seite von „Joe Sixpack“, dem hart arbeitenden Durchschnittsamerikaner. Trump hat konservative Christen hinter sich vereint, Sanders die Unter-30-Jährigen und sehr viele Latinos, was ihm vor allem am 3. März, dem Super Tuesday, in Kalifornien und Texas zugutekommen dürfte.

Begeisterte Menge: Bernie Sanders und Anhänger in Cedar Rapids, Iowa
Begeisterte Menge: Bernie Sanders und Anhänger in Cedar Rapids, Iowa
© Reuters/Mike Segar

Schafft es doch das politische Schwergewicht Biden?

Wer ist wählbar in Amerika? Spätestens seit Trumps Erfolg haben sich die Kriterien dafür verändert. Die herkömmliche Überzeugung, nur ein politisches Schwergewicht wie Ex-Vizepräsident Joe Biden, moderat und erfahren, habe eine Chance, ist zwar nichtwiderlegt, aber erneut begründungsbedürftig.

Der „Economist“ hat in seiner jüngsten Ausgabe, basierend auf den Umfragen von YouGov, eine spannende Simulation der Vorwahlen der Demokraten durchgeführt. Der Titel dafür heißt „ranked-choice primary“, und die Regel geht so: Der Wähler muss eine Reihenfolge aller Kandidaten erstellen, eine Präferenz-Liste. Wer am wenigsten Stimmen bekommt, fliegt raus, und das Spiel beginnt von vorn, eine neue Runde beginnt. Interessant ist nun, für wen die Wähler des ausgeschiedenen Kandidaten votieren.

Das Ergebnis: Zuerst scheidet Tom Steyer aus, gefolgt von Tulsi Gabbard, Andrew Yang, Amy Klobuchar, Michael Bloomberg, Pete Buttigieg. Übrig bleiben zunächst Bernie Sanders (28 Prozent), Elizabeth Warren (30 Prozent) und Joe Biden (42 Prozent). Das heißt, die beiden linken Kandidaten, Warren und Sanders, haben 58 Prozent der Demokraten hinter sich. Dann scheidet Sanders aus, aber 52 Prozent seiner Anhänger weigern sich, ihre Stimme irgendjemand anderem zu geben. Dadurch gewinnt am Ende Biden knapp (53 Prozent) gegen Warren (47 Prozent).

Vor einer Überinterpretation dieser Wahl-Simulation sei gewarnt. Die Stimmung unter Demokraten ist sehr volatil. Gewarnt sei aber auch vor einer Überstrapazierung des Arguments der „Wählbarkeit“. Was Trump gelang, könnte auch Sanders gelingen.

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