NRW-Kommunalwahlen: Jungwähler strafen CDU ab – Ohrfeige für SPD – Sieg für Grüne
CDU bei 36 Prozent, SPD bei 23,5 und Grüne bei 19. Wer hat wen gewählt in den Kommunen Nordrhein-Westfalens?
Die CDU hat die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen trotz leichter Verluste klar gewonnen. Ministerpräsident Armin Laschet hat damit Rückenwind für seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz erhalten.
Einen Sieg der CDU „in dieser Größenordnung“ hätten viele nicht erwartet in einem Land, das 50 Jahre von der SPD regiert worden sei, sagte Laschet. Der NRW-Ministerpräsident hatte für seinen Kurs in der Corona-Krise viel Kritik einstecken müssen.
Die Christdemokraten kommen nach einer Hochrechnung für den WDR von 20.18 Uhr landesweit auf 35,8 Prozent der Stimmen. Sie blieben damit um 1,7 Prozentpunkte hinter ihrem Ergebnis von 2014 zurück.
Zweitstärkste Kraft werden demnach die Sozialdemokraten, die nach deutlichen Einbußen vor den Grünen landen dürften. Die SPD verliert laut der Hochrechnung von Infratest Dimap 8 Prozentpunkte und kommt nur noch auf 23,4 Prozent - ihr schlechtestes Ergebnis bei einer NRW-Kommunalwahl.
Die Grünen konnten ihren Stimmenanteil um 7 Prozentpunkte auf 18,7 Prozent steigern. Das wäre ihr bestes Ergebnis auf Landesebene in NRW überhaupt.
Die AfD kam der Hochrechnung zufolge auf 5,2 Prozent - das sind 2,6 Prozentpunkte mehr als 2014. Für die FDP stimmten demnach 5,0 Prozent der Wähler. Das ist ein kleines Plus von 0,3 Punkten. Die Linke blieb mit 3,5 Prozent 1,2 Punkte unter dem Ergebnis von 2014. Die Wahlbeteiligung lag laut WDR-Prognose mit 51,5 Prozent etwas über der Beteiligung von 2014 (50 Prozent).
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Bei der Kommunalwahl im bevölkerungsreichsten Bundesland waren am Sonntag rund 14 Millionen Bürger aufgerufen, die Stadträte und Kreistage sowie Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte neu zu wählen. Wegen der Corona-Auflagen bei dem Urnengang bildeten sich vielerorts vor den Wahllokalen lange Schlangen.
Wer hat wen gewählt?
Eine Analyse des Wahlergebnisses durch den WDR kommt zu dem Fazit: Jung wählt grün, Alt wählt schwarz.
Der Vergleich zwischen Jung und Alt zeigt deutliche Unterschiede: Die Grünen sind bei den unter 25-Jährigen Volkspartei (33 Prozent), bei den über 60-Jährigen hingegen nur auf Rang drei (12 Prozent). Ganz anders die CDU: Die tut sich bei der jungen Generation mit gerade mal 22 Prozent schwer, hat bei den über 60-Jährigen aber gleich doppelt so viele Prozentpunkte. Ebenfalls erfolgreicher bei den Älteren ist die SPD: 29 Prozent im Vergleich zu 16 Prozent. FDP und Linke kommen bei den über 60-Jährigen hingegen fast gar nicht an.
Je jünger, desto grüner: Bei den 16- bis 24-Jährigen sind die Grünen mit rund einem Drittel der Stimmen landesweit die mit Abstand stärkste Partei. Umweltthemen bewegen die junge Generation offenbar sehr. Auf Rang zwei landet die CDU mit 22 Prozent. Abgeschlagen ist dagegen die AfD mit gerade mal vier Prozent bei den Jungen.
Je älter, desto CDU: Bei den Jungen ist es ein Viertel, bei der Mitte ein Drittel, bei den Alten die Hälfte. Sind es bei den 16- bis 24-Jährigen nur 22 Prozent, bekommt die CDU bei der Generation 70plus 49 Prozent.
Gleiches gilt für die SPD - nur auf einem anderen Niveau: Wenige Junge, viele Alte. Bei den 16- bis 24-Jährigen kann die Partei kaum noch punkten, kommt auf gerade mal 16 Prozent, auch in den drei Altersgruppen darüber reicht es nicht mal mehr für jede vierte Stimme. Lediglich bei den Senioren ab 70 ist die SPD noch Volkspartei. Da erreicht sie 30 Prozent.
Kaum große Ausschläge gibt es bei den Geschlechtern. Lediglich die AfD wirkt wie eine Männerpartei: acht Prozent wählten sie bei den Männern, nur vier Prozent bei den Frauen. Auch die Linke und die FDP sprechen mehr Männer als Frauen an. Beim Rest sieht das anders aus, auch bei der CDU, die jüngst selbst erkannte, dass Frauen innerhalb der Partei zu selten in Führungspositionen kommen, dennoch holte sie 37 Prozent der Frauen-Stimmen, aber nur 35 bei den Männern. Bei den Grünen ist der Unterschied mit vier Prozentpunkten noch größer, nahezu gleich ist es bei der SPD.
Köln: Reker muss wohl in die Stichwahl
In Köln deutet sich eine Stichwahl zwischen Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und ihrem SPD-Herausforderer Andreas Kossiski an. Reker erhielt nach der Prognose des WDR am Sonntag 48,5 Prozent der Stimmen - damit hätte sie die absolute Mehrheit knapp verfehlt. Kossiski erhielt der Prognose zufolge 24 Prozent der Stimmen, Jörg Detjen von der Linken 7 Prozent.
Reker ist seit 2015 im Amt. Die parteilose Politikerin wurde bei der Wahl von der CDU und den Grünen unterstützt. Die FDP, die die Kandidatur beim ersten Mal ebenfalls unterstützt hatte, war nicht mehr an ihrer Seite. Befragungen vor der Wahl hatten angedeutet, dass Reker womöglich schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen könnte.
Auch in Dortmund steht ein zweiter Wahlgang an
Auch bei der Oberbürgermeisterwahl in Dortmund zeichnet sich eine Stichwahl ab. Der SPD-Kandidat Thomas Westphal kommt auf 35,5 Prozent der Stimmen. Sein Gegenkandidat von der CDU, Andreas Hollstein, erhielt 25,0 Prozent. Die einstige Grünen-Landesvorsitzende Daniela Schneckenburger (Grüne) kommt auf 23,0 Prozent. Damit ist noch nicht klar, wer gegen Westphal antreten wird. Bei einer Stichwahl würden die Bürger Dortmunds in 14 Tagen erneut an die Urnen gerufen. Dortmund ist mit rund 588 000 Einwohnern die größte Stadt Westfalens und die drittgrößte Nordrhein-Westfalens.
Bei den Bürgermeisterwahlen in Nordrhein-Westfalen ist für einen Sieg im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erforderlich. Anderenfalls fällt die Entscheidung zwischen den beiden erstplatzierten Kandidaten in einer Stichwahl am 27. September. Dann reicht die einfache Mehrheit.
Höhere Wahlbeteiligung als bei der Europawahl
Bei den Kommunalwahlen zeichnete sich insgesamt eine höhere Wahlbeteiligung ab als bei der Europawahl im vergangenen Jahr. Vor den Wahllokalen bildeten sich zum Teil lange Schlangen. Um 16 Uhr hatten 44,9 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, wie ein Sprecher des NRW-Innenministeriums in Düsseldorf mitteilte. Bei der Europawahl waren es 42,7 Prozent.
Bei der bundesweit größten Wahl dieses Jahres waren rund 14 Millionen Bürger des einwohnerstärksten Bundeslands aufgerufen, die Stadträte und Kreistage sowie Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte neu zu wählen.
In Lünen stellte die Stadt wegen des großen Interesses und langer Warteschlangen am Sonntag kurzfristig weitere Wahlkabinen auf. Die Stadt hatte die Zahl der Wahlräume um etwa zwei Drittel auf 23 reduziert, denn viele Wahlräume hätten in Zeiten der Corona-Pandemie nicht genügend Platz geboten.
In Oberhausen berichtete eine 76-jährige Wählerin von einer Wartezeit von fast einer halben Stunde. In Düsseldorf seien es nur zehn Minuten gewesen, meldete eine 49-Jährige. Ein dpa-Reporter wartete an seinem Wahllokal in Bochum fast 45 Minuten.
Wahl galt als Stimmungstest für Laschet
Der Urnengang an Rhein und Ruhr wird auch als Stimmungstest für den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und CDU-Landeschef Armin Laschet gewertet. Der Aachener will im Dezember CDU-Bundesvorsitzender werden und gilt als möglicher Kanzlerkandidat der Union bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr.
Sein Name steht zwar auf keinem einzigen Wahlzettel. Eigentlich taugt eine Kommunalwahl auch nur schlecht als Stimmungsbarometer für die Landesregierung und ihren Chef. Doch Laschet hebt als Eignungsnachweis für seine Bewerbung um CDU-Vorsitz und, perspektivisch, das Kanzleramt gerne selbst hervor, dass er als einziger der drei CDU-Kandidaten schon eine Wahl gewonnen hat. Was Wunder, wenn dieser Wahlgang nun als Fingerzeig auf seine aktuellen Siegerqualitäten gewertet wird. .
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Die Kommunalwahlen am Sonntag fanden unter besonderen Corona-Vorkehrungen statt. So herrschte in allen Wahllokalen Maskenpflicht und 1,5 Meter Mindestabstand. Wähler wurden gebeten, zum Ankreuzen ihren eigenen Kugelschreiber mitzubringen.
Wegen der Pandemie verzeichneten viele NRW-Städte im Vorfeld eine hohe Zahl an Briefwahlanträgen. Der Anteil der Briefwähler könnte daher sogar auf einen neuen Rekordwert steigen. Bei der NRW-Kommunalwahl vor sechs Jahren lag er bei 26,5 Prozent.
Die hohe Nachfrage nach der Briefwahl lasse auch insgesamt auf eine höhere Wahlbeteiligung hoffen, sagte ein Sprecher des Städte- und Gemeindebunds. Dazu trage auch bei, dass die politische Stimmung im Land stärker aufgeladen sei als bei früheren Wahlen.
„Corona, Klimaschutz, Extremismus - wir haben es mit deutlich mehr polarisierenden Themen zu tun“, sagte der Sprecher. Allerdings findet diesmal keine weitere Wahl parallel statt wie noch 2014, als gleichzeitig das Europaparlament gewählt wurde. Außerdem bestehe noch die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. (mit AFP, dpa)
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