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Armin Laschet (CDU) zeigt Anschlussfähigkeit an unterschiedliche Milieus in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht.
© Oliver Berg/dpa

Wie groß ist seine Strahlkraft?: Laschet sucht Erfolg als „Merkel 2.0“

Die Stimmung wendet sich: Laschets Kurs in der Krise ist nicht weniger erfolgreich als der von Markus Söder. Nun aber steht für Laschet ein Schicksalstag an.

Die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen stehen bevor, am 13. September ist es so weit. Und was klingt wie eine lokale Angelegenheit, oder vielleicht noch wie eine regionale, hat doch größere Auswirkungen: nationale, und je nachdem, wie weit man den Bogen spannt, sogar internationale.

Übertrieben? Den Bogen überspannt? Weit gefehlt. Erstens geht es in NRW um das bevölkerungsreichste und industriestärkste Bundesland, das für sich gesehen, also wenn es ein eigener, unabhängiger Staat wäre, zu den G 20 gehören würde. Will heißen: zu den größten Industriestaaten der Welt. Das zeigt die Bedeutung. Da ist der Ausgang von Wahlen in Städten und Kommunen keine Kleinigkeit.

Zweitens wird derjenige, der dort die Regierungsgeschäfte führt, politisch über die Landesgrenzen hinaus bedeutsam, gehört gleichsam automatisch zu den Kandidaten für höhere Aufgaben. Darum schaut die ganze Republik jetzt nach NRW.

Geht es doch dort, neben der lokalen Leistungsschau, ums Renommee von Ministerpräsident Armin Laschet. Der ist schon viel, will aber mehr: Vom CDU-Landesvorsitzenden zum Bundesvorsitzenden aufsteigen, Kanzlerkandidat der Unionsparteien CDU und CSU und schließlich Bundeskanzler werden.

Hier zählt jedes Votum – weil es Aufschluss gibt über die, nennen wir es: Siegfähigkeit des Kandidaten. Ja, Laschet steht nicht persönlich zur Wahl; nicht jeden Unmut über eine fehlende Ortsumgehung hat er zu verantworten. Aber es geht um ihn persönlich, um seine Strahlkraft, seine Autorität ins Land hinein. Kommunalwahlen sind in dem Sinn ein Gradmesser, ein Hinweis auf die allgemeine Zufriedenheit. Vor dem Ergebnis muss sich Laschet ein wenig fürchten.

Die Stimmung wendet sich

Auf die Bundesrepublik bezogen liegt die Landesregierung in NRW mit einem Zustimmungswert von 56 Prozent am unteren Ende der Skala. Und Laschet? In der Beurteilung seiner Arbeit schnitt vor einiger Zeit nur Michael Müller, Berlins Regierender Bürgermeister, bei den befragten Bürgern schlechter ab. An der Spitze lag noch Markus Söder, CSU- Chef, bayerischer Ministerpräsident und potenzieller Konkurrent um die Kanzlerkandidatur der Union nächstes Jahr.

Wobei sich die Stimmung gerade ganz allmählich zugunsten von Laschet wendet. Sein Kurs in der Coronakrise, vorsichtiger und tastender als der von Söder, von manchen daher als schwächer empfunden, ist angesichts der Entwicklung insgesamt offenkundig nicht weniger erfolgreich, im Gegenteil.

Beschimpft und verspottet

Die „Neue Zürcher Zeitung“, Ikone von Liberalkonservativen auch hierzulande, attestiert ihm: „Armin Laschet war der erste deutsche Spitzenpolitiker, der im Kampf gegen die Corona-Pandemie für Augenmaß und Liberalität geworben hat. Dafür wurde er monatelang beschimpft und verspottet. Doch die Zahlen geben ihm recht – und nicht etwa seinem Rivalen aus Bayern.“ Entsprechend wird sein Umgang mit der Krise jetzt auch in Bayern mit neuem Respekt bewertet.

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Laschets Anschlussfähigkeit an unterschiedliche Milieus in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht wird inzwischen ebenfalls wieder deutlicher gesehen. Der ehemalige Integrationsminister – seinerzeit der erste in Deutschland – ist ein Christlich-Sozialer, der sich im großen NRW mit den Liberalen um die moderne Version des sogenannten Rheinischen Kapitalismus bemüht, und dazu, seinem Weltbild gemäß, die Bewahrung der Schöpfung vorantreiben will.

Laschet als „Merkel 2.0“

Schwarz, Rot, Grün, Gelb - ein ziemliches politisches Spektrum. Laschet als „Merkel 2.0“: Das wird insofern aufs Neue zum Erfolg versprechenden Modell, als die noch amtierende Kanzlerin mit dieser, ihrer Art die bei Weitem beliebteste Politikerin in Deutschland ist.

Alles das müssen aber die Wähler sehen und bewerten, voran die in NRW. Für Laschet kommt es darauf an, dass sie übers Lokale hinausschauen, sogar auch übers Regionale. Und so gesehen wird der 13.September zu seinem Schicksalstag.

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