Vereinte Nationen: Geht doch
Wie die Vereinten Nationen es trotz aller Krisen 2015 doch noch geschafft haben mit 17 neuen Nachhaltigkeitszielen und einem erfolgreichen Klimagipfel etwas Hoffnung zu verbreiten.
Im Juni haben viele Kommentatoren zum 70. Geburtstag das Totenglöcklein für die Vereinten Nationen geläutet. 60 Millionen Flüchtlinge und ein halbes Dutzend Krisenherde, die der UN-Sicherheitsrat nicht befrieden kann – von Syrien über den Südsudan oder Mali bis in die Ostukraine. Und doch hat die Weltorganisation in diesem Herbst und Winter bewiesen, dass sie etwas kann, was viele als Idee längst abgeschrieben hatten: Multilateralismus oder einfacher ausgedrückt, weltweite Kooperation.
Es stimmt, dass die UN in diesem Jahr eine schlechte Figur bei der Friedenssicherung gemacht haben. Der UN-Sicherheitsrat, der noch immer die Machtverhältnisse des Gründungsjahrs 1945 abbildet, ist in vielen Konflikten völlig blockiert. Es gibt wenig Hoffnung auf eine Reform – schließlich müssten alle fünf alten Vetomächte zustimmen. Genau das lähmt das Gremium, das aus den USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich und zehn wechselnden Staaten besteht, seit Jahren.
Zwei erfolgreiche Gipfel für die Zukunft
Aber die Vereinten Nationen haben bei der Generalversammlung im September und beim Weltklimagipfel in Paris bewiesen, dass es auch anders geht. Mit den Beschlüssen von Paris, mit denen sich erstmals alle Staaten der Welt zum Klimaschutz verpflichten, und mit den im September beschlossenen 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) liegt ein ehrgeiziger Plan für eine bessere Zukunft vor. Ausgerechnet der farblose UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat zum Ende seiner Amtszeit etwas geschafft, was die UN lange nicht mehr hinbekommen haben: Hoffnung und Mut zur Zukunft zu vermitteln.
Die 17 SDGs und die Klimabeschlüsse von Paris erzählen eine andere Geschichte als die Krisen, die der UN-Sicherheitsrat zuverlässig nicht löst. Da geht es um saubere Energie für alle bis 2030. Ein Ziel, das bei der Umsetzung der Klimabeschlüsse von Paris helfen wird. Es geht um sauberes Wasser und die Versorgung mit Toiletten. Die Pariser und die New Yorker Beschlüsse sind von allen Staaten der Welt unterstützt worden. Der Wille zur Kooperation für eine gute Zukunft ist unübersehbar – und offenbar für die Lösung von aktuellen Krisen viel schwerer zu mobilisieren.
Mit den SDGs und dem Pariser Klimaabkommen vollziehen die UN, was längst Realität ist: Die überkommene Aufteilung in Industrie- und Entwicklungsländer wird abgelöst durch mehr Augenhöhe zwischen Staaten. Bei den SDGs werden die Industriestaaten zu Entwicklungsländern, weil auch von ihnen Veränderung verlangt wird. Bei den Klimabeschlüssen werden die Entwicklungsländer zu Akteuren, die das Ihre tun müssen. Wenn sich dieses neue Machtverhältnis auch in den UN-Sicherheitsrat übertragen ließe, wären vielleicht weniger als 60 Millionen Menschen auf der Flucht.