Biennale di Venezia: Paolo Baratta und Christine Macel stellen das Programm vor
Die Biennale will die Kunst feiern - mit alternativem Pavillon-Modell. Viele Künstler aus Berlin sind vertreten. Für Deutschland präsentiert Anne Imhof.
Der Superkunstsommer mit einer Doppel-Documenta in Kassel und Athen sowie den Skulpturenprojekten in Münster – an Paolo Baratta, den Präsidenten der Biennale di Venezia, perlt das ab. Pah, mit Documenta-Macher Adam Szymczyk braucht er nicht zu sprechen, um Shuttle zwischen den Kunst-Schauplätzen sich nicht zu kümmern. Die Biennale von Venedig war schon früher da, gegründet 1895, in diesem Jahr findet sie zum 57. Mal statt. Das Publikum kommt sowieso.
Auf der traditionellen Pressekonferenz in der italienischen Botschaft in Berlin gibt Baratta lässig Antwort auf die Frage nach einer Kooperation zwischen den Playern dieses Kunstsommers. Der Mann hat seinen eigenen Turnus. Alle zwei Jahre im Winter kommt er nach Berlin – zusammen mit dem jeweils berufenen Kurator der Hauptausstellung. Diesmal sitzt er mit Christine Macel, Chefkuratorin des Centre Pompidou, auf dem Podium vor den mächtigen Marmorfenstern. In den nächsten Tagen reist das Duo weiter nach Paris, London, New York, Schanghai, um sein Programm vorzustellen. Trotz aller beschleunigter Kommunikation, die Biennale di Venezia hat ihre festen Formen, wozu auch die Länderpavillons gehören, über deren Sinnhaftigkeit in einer globalisierten Welt alle paar Jahre neu diskutiert wird.
Auch Christine Macel hat sich dazu ihre Gedanken gemacht und ein alternatives Pavillon-Modell entwickelt, einen Ausstellungsparcours in neun Kapiteln durch die Giardini unter dem Motto „Viva Arte Viva“, in dem die nationale Zugehörigkeit der Künstler keine Rolle spielt. „Transpavillons“ werden sie deshalb genannt. 120 Künstler stellt Macel insgesamt darin aus. Viele aus Berlin sind dabei, etwa Nevin Aladag, Kader Attia, Leonor Antunes, Michael Beutler, Petrit Halilaj, Alicja Kwade, Fiete Stolte oder Anri Sala. Macel setzt nicht auf die großen Namen, sondern große Themen – Zeit und Unendlichkeit, Schamanismus, Freuden und Ängste, Tradition, Gemeinschaft. Das könnte interessant werden. „Kunst legt heute angesichts weltweiter Konflikte und Verwerfungen Zeugnis vom wertvollsten Anteil dessen ab, was uns menschlich macht“, so die Kuratorin.
Auch die Namen der Künstler der 81 Länderpavillons sind bekannt gegeben worden: Deutschland präsentiert Anne Imhof, Österreich Erwin Wurm, Polen Sharon Lockhart, Rumänien Geta Bratescu, Südafrika Candice Breitz, die Ukraine Boris Mikhailov. Sie alle müssen der dominierenden Tagespolitik etwas entgegenhalten. Die Biennale will die Kunst deshalb besonders feiern, so viel steht fest: Viva Arte Viva!
Nicola Kuhn
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