Verhaltensregeln in der Corona-Krise: Was kommt nach dem Lockdown?
Auch wenn die Ausgangssperren aufgehoben werden, muss die Bevölkerung Regeln einhalten. Für die „Zeit danach“ gibt es mehrere Strategien.
Trotz Angela Merkels Appell, dass es zu früh sei, über eine Lockerung der Coronavirus-Maßnahmen nachzudenken, diskutieren derzeit viele Experten und Politiker öffentlich über Exitstrategien aus dem Lockdown. Denn dass Kontaktverbote und Ausgangssperren nicht monatelang aufrechterhalten werden können, scheint klar. Zu gravierend wären die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen.
Momentan geht es noch darum, die Kurve mit neuen Coronavirus-Infektionen möglichst flach zu halten, um den Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern. Doch wenn Deutschland es in den nächsten Wochen schafft, die exponentielle Zunahme der Infektionen einzudämmen, könnten die strengen Maßnahmen gelockert werden. Es ginge dann darum, die Zeit bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes zu überbrücken, ohne dass der Lockdown Dauerzustand bleibt.
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„Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man zur Umkehrisolation übergeht“, sagte der Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) im Interview mit dem „Spiegel“. Jüngere, gesunde Menschen könnten dann wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, ältere und vorerkrankte Patienten müssten weiter mit Einschränkungen leben.
Nach der Coronavirus-Ausgangssperre kommt der „Tanz“
Ein mögliches Szenario, das auch in dem vertraulichen Strategiepapier des Innenministeriums zur Covid-19-Epidemie beschrieben wird, heißt „Hammer und Tanz“. Nach dem „Hammer“, also dem Ergreifen strenger Maßnahmen wie Kontaktverboten und Ausgangssperren, kommt der „Tanz“.
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In dieser Phase sollen Schulen und Kindergärten wieder öffnen, Infektionen würden durch intensives, flächendeckendes Testen erkannt und durch die Nachverfolgung von Kontakten und Isolation kontrolliert. In der „Tanz“-Phase geht es darum, die sogenannte Basisreproduktionszahl (R0) möglichst gering zu halten. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt und liegt für Covid-19 bei etwa drei.
Jeder kann helfen, die Coronavirus-Infektionen einzudämmen
Um die Epidemie einzudämmen, müssen mindestens zwei Drittel der Infektionen verhindert werden, damit es nicht zu einem exponentiellen Wachstum der Infektionen kommt. Jeder einzelne kann dabei helfen, die Zahl der Neuinfektionen möglichst gering zu halten. An welche Regeln muss sich die Bevölkerung halten, damit dies erreicht werden kann?
Alexander Kekulé beschreibt in einem Gastbeitrag auf „Zeit Online“ mehrere Maßnahmen. Kekulé ist Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Direktor des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung Halle. Sein erster Vorschlag heißt „Smart Distancing“.
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Hierbei geht es darum, Situationen zu vermeiden, in denen das Virus übertragen werden kann. Dazu gehören bekannte Regeln wie regelmäßiges Händewaschen, der Verzicht auf das Händeschütteln und das Einhalten eines Mindestabstands von zwei Metern. Sollte dies nicht möglich sein, empfiehlt Kekulé das konsequente Tragen einer einfachen OP-Maske. Diese schütze nicht nur andere im Fall, dass der Träger infiziert ist, sondern auch den Träger der Maske selbst vor einer Infektion, insbesondere in Kombination mit einer Brille.
Risikopersonen, insbesondere Menschen über 65 Jahre, müssten weiterhin in besonderer Weise geschützt werden. Hier fordert Kekulé verbindliche, bundesweite Regelungen für Altersheime und die Einrichtung von Lieferdiensten für allein lebende Risikopersonen.
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Kekulés zweiter Punkt heißt „Individuelle Vigilanz“. Hier geht es darum, dass jede einzelne Person bei einem Verdacht auf Covid-19 schnell und konsequent reagiert. Bei Symptomen muss jeder zuhause bleiben, bis ein Testergebnis vorliegt. Arbeitgeber müssen außerdem gewährleisten, dass erkrankte Mitarbeiter ohne Nachteile freigestellt werden, genauso wie Eltern, deren Kinder Symptome zeigen. Das Ausweiten der Testkapazitäten, so dass jede Person schnell und anonym auf Covid-19 getestet werden kann, ist Teil dieser Strategie.
Als dritten Punkt nennt Kekulé „Deeskalierende Grenzkontrollen“. Er beschreibt eine stufenweise Herabsetzung von Kontrollen für Regionen, in denen Covid-19-Fälle gründlich erfasst und selten sind. Für Länder, in denen das nicht der Fall ist, müssten die Kontrollen allerdings noch längere Zeit bestehen bleiben, bis die Bevölkerung in Deutschland weitgehend immun ist.
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