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Die Autorin: Monika Herrmann (Grüne), seit 2013 Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg.
© picture alliance / dpa

Queer weiß das (41): Was wünschen sich queere Menschen für 2017?

Ein Jahreswechsel-Spezial unserer Kolumne "Heteros fragen, Homos antworten": Die Kreuzberger Bürgermeisterin Monika Herrmann über queerpolitische Wünsche für 2017.

2016 war für queere Menschen nicht immer einfach. Was wünscht ihr euch politisch für das kommende Jahr? - Peter, Friedenau

Es lässt sich nicht mehr einfach etwas wünschen, wie noch vor einigen Jahren, wo es zum Beispiel um mehr Anerkennung, Gleichstellung, Homoehe und Regenbogenfamilien ging. Wir finden uns inzwischen in einer Welt wieder, in der wir für eine zunehmende Anzahl von Menschen zum Hassobjekt geworden sind – europaweit. Queere Menschen werden massiv bedroht, es wird gegen sie gehetzt und Stimmung gemacht.

Heterosexuelle und homosexuelle Frauen, die keine Kinder haben, werden als „Unfruchtbare“ diffamiert, ihnen wird das Frausein abgesprochen. Frauen sollen Kinder kriegen müssen, die heterosexuelle Ehe und Partnerschaft wird zur absoluten Norm erhoben. HIV-Infizierte sollen in Lager gesperrt werden. In Landtagen werden Anfragen gestellt, wie viele Homosexuelle im Land leben beziehungsweise in welchen Stadtvierteln besonders viele von uns wohnen.

Ein Déjà-Vu längst vergangen geglaubter Zeiten

Andere wollen uns per se ins Gefängnis sperren lassen. Morddrohungen im Netz sind inzwischen Alltag geworden, gewalttätige Übergriffe sind keine Seltenheit mehr. Es ist, als wäre die Büchse der Pandora geöffnet. Das „man-wird-doch-nochmal-sagen-dürfen“ hat sich verselbstständigt. Blanker Hass und völlig ungesteuerte Emotionen werden uns entgegengeschleudert, das Menschsein abgesprochen. Es ist wie ein Déjà-vu längst vergangen geglaubter Zeiten – was nicht heißt, dass es zwischendurch jemals eine diskriminierungsfreie Zeit gegeben hätte.

Trotzdem ist zu sagen: Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, was Gleichberechtigung und gleichwertige Teilhabe in dieser Gesellschaft betrifft. Natürlich gab es immer Menschen, die Homosexualität ablehnten. Neu ist, dass die Ablehnung und der Hass auch aus der etablierten sogenannten Mitte der Bürgerschaft laut und selbstgefällig formuliert werden.

Haltung für eine freie Gesellschaft

Was also sollen wir uns angesichts dessen wünschen?

Ich wünsche mir gesellschaftliche Akzeptanz. Ich wünsche mir Solidarität. Ich wünsche mir eine Politik, die uns eindeutig, verbindlich und ohne zu zaudern unterstützt und anerkennt. Ich wünsche mir politisch Verantwortliche, die die beschriebene Diskriminierung, Verfolgung und Ausgrenzung sehen, die verstehen, was sie bedeutet, die sie bekämpfen, laut gegen sie Position beziehen und es sich zu eigen machen, alles dafür zu tun, dass dem endlich Einhalt geboten wird.

Ich will keine Politiker, die meinen, Homophobie müsse man doch verstehen, und das ewige PC-Sein des linken Bürgertums sei völlig übertrieben. Jegliche Art der Relativierung verschärft die Hetze gegen und Bedrohung von queeren Menschen. Aufstehen und dagegen Position beziehen, Haltung für eine freie und offene Gesellschaft zeigen – das ist die Politik, die wir 2017 bitter nötig haben.

Folge 40: Wie feiern queere Menschen Weihnachten?

Folge 39: Darf man jemanden fragen, ob sie oder er lesbisch oder schwul ist?

Folge 38: Was finden Schwule an Sängerinnen wie Marianne Rosenberg?

Folge 37: Sollten homosexuelle Promis sich politisch engagieren?

Folge 36: Verliebt ihr euch manchmal in Heteros?

Folge 35: Nehmen Homosexuelle häufiger Drogen?

Folge 34: Was bedeutet Trumps Sieg für queere Menschen?

Folge 33: Gibt es bei Euch Party-Heterosexualität?

Folge 32: Wann habt ihr eure Homosexualität bemerkt?

Folge 31: Hat Berlin etwa keine Lesbenbar?

Dieser Text erschien zunächst in der gedruckten Sonnabendsbeilage Mehr Berlin.

Haben Sie auch eine Frage an die Tagesspiegel-Homos? Dann schreiben Sie an: queer@tagesspiegel.de!

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Monika Herrmann

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