Klimawandel: Zwei irre Monate in einem extremen Jahr
Der November und der Dezember waren 2015 viel zu warm, der Sommer sehr trocken Detaillierte Radardaten sollen den Stadtplanern künftig bei der Bewältigung von Wetterereignissen helfen.
Noch bis Ende Oktober sah 2015 nicht aus wie das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Aber dann folgten ein ungewöhnlicher warmer November und Dezember, berichtete Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Dienstag bei der jährlichen Klima-Pressekonferenz in Berlin. Der November war um 3,5 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Die Vergleichsperiode sind die 30 Jahre zwischen 1961 und 1990. Der Dezember war sogar um 3,7 Grad wärmer. Grund dafür seien „beständig aus südwestlicher Richtung wehende Winde“ gewesen, die „milde Meeresluft“ nach Deutschland geblasen haben. Dabei war es in Deutschland trocken.
Im Gegensatz zu Großbritannien: In Schottland und im Norden Englands sei der Dezember nicht nur viel zu warm gewesen, sondern auch der regenreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das Ergebnis waren schwere Überschwemmungen. Im hohen Norden lagen die Dezember-Temperaturen noch weiter über dem Schnitt als in Deutschland. Und in den Alpen gab es extrem wenig Schnee: In der Schweiz habe es unterhalb von 1600 Metern keinen Schnee gegeben, in Österreich unterhalb von 1400 Metern, und auch „in den deutschen Alpen herrschte akuter Schneemangel“, sagte Deutschländer. Selbst auf der Zugspitze, wo zwei Meter Schnee normal gewesen wären, lagen lediglich 90 Zentimeter, berichtete er. Statt der üblichen etwa 25 Tage mit einer geschlossenen Schneedecke auf einer Höhe zwischen 500 und 1000 Metern habe die im Dezember gerade mal zwei Tage lang bestanden.
Dürre entlang der Elbe
2015 war aber noch aus einem anderen Grund ein ungewöhnliches Wetterjahr. Zwar lagen die Niederschläge auf das ganze Jahr gerechnet mit 701 Litern pro Quadratmeter nur um 88 Liter oder elf Prozent unter dem Durchschnitt. Aber über das Jahr und regional verteilt herrschte in einigen Landesteilen sechs Monate lang Dürre, sagte Deutschländer. Die Elbe war von Mai bis November nicht schiffbar, weil sie nicht genug Wasser führte. Und selbst an Donau und Rhein sei die Lage zeitweise kritisch gewesen. Im Januar gab es Orkane, im Mai Unwetter inklusive des Tornados, der Bützow in Mecklenburg-Vorpommern stark zerstört hatte. „Die Phänomene passen zu einer Welt im Klimawandel“, sagte er. Auch wenn erst in 30 Jahren auch statistisch erwiesen sei, ob die Wetterextreme des Jahres 2015 bereits Vorboten des Klimawandels waren.
Starkregen wird es häufiger geben
Was mit hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen wird, sind Starkregenereignisse. Darauf wies Paul Becker, Vizepräsident des DWD, hin. Seit 15 Jahren ergänzt der Wetterdienst die Niederschlagsmessungen des Bodenmessnetzes mit Wetterradar-Daten. Das Bodenmessnetz helfe bei der Beurteilung von Starkregenereignissen wenig, berichtete Becker. Denn es gebe nur alle zehn Kilometer einen Messpunkt – deren Messung besteht darin, dass die in einem Gefäß gesammelte Regenmenge eines Tages abgelesen wird. Mit dem Wetterradar ließen sich jedoch kleinräumigere Daten gewinnen. Damit könne ein Messpunkt pro Kilometer erfasst werden.
Dabei hat der DWD herausgefunden, dass es rechts des Rheins in Köln öfter Starkregenereignisse gibt als links des Rheins. Die Daten werden seit 15 Jahren erhoben, weshalb Becker daraus noch keine Trends ableiten wolle.
Er ist aber überzeugt, dass der DWD mit feineren Daten eine Entscheidungsgrundlage für Stadtplaner liefern kann, die sich Gedanken machen, wie sich ihre Städte an den Klimawandel anpassen können. Geht es beispielsweise darum, wie Abwasserkanäle saniert werden sollen, müssen Starkregenereignisse, bei denen in kurzer Zeit große Mengen Regen herabprasseln, in die Planung einbezogen werden.