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Macht der Natur. Starker Regen führt am Mittwoch auf der Bundesstraße 111 in Zinnowitz auf der Insel Usedom zu einer Überschwemmung.
© dpa

Gewitter und Starkregen: Meteorologen haben Mühe mit genauen Prognosen

Zwischen dem Entstehen einer Gewitterwolke und dem großen Guss vergehen mitunter nur wenige Stunden – deshalb fallen Meteorologen genaue Vorhersagen oft schwer.

Erst stickige Hitze, dann Gewitter, heftiger Regen, mitunter Hagel. Auch am Mittwoch wurden mehrere Regionen Deutschlands von teils heftigen Unwettern getroffen. Bereits in den Tagen zuvor hatten Gewitter und starke Niederschläge erhebliche Schäden angerichtet. So kam es in der Nacht zum Mittwoch vielerorts zu Überschwemmungen, etwa in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

In Osthessen wurde ein Lokführer verletzt, als ein Triebwagen zwischen Wallenrod und Hergersdorf gegen einen Baum fuhr, der auf die Gleise gestürzt war. Nach Angaben der Feuerwehr in Kassel lief der Keller des Bundessozialgerichts voll – das Gericht muss den Betrieb bis voraussichtlich Freitag einstellen.

In Nordrhein-Westfalen, das von den Unwettern zu Wochenbeginn besonders heftig getroffen wurde, blieb der Bahnverkehr am Mittwoch weiter gestört. Auch im Fernverkehr mussten sich Reisende auf Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Mehrere Bahn-Hauptstrecken an Rhein und Ruhr waren nach den Unwettern vom Pfingstmontag weiter gesperrt, wie die Deutsche Bahn mitteilte.

Ursache für die Unwetter ist die große Hitze: Warme Luft steigt nach oben, es entstehen kilometerhohe Gewitterwolken. Darin werden Wasser- und Eisteilchen wild umhergewirbelt, es können Hagelkörner wachsen. Zudem baut sich zwischen verschiedenen Teilen der Wolken eine elektrische Spannung auf – die durch Blitze ausgeglichen wird. Die meisten Blitze verlaufen nicht zwischen Himmel und Erde, sondern zwischen einzelnen Wolken. Sie können bis zu 100 Kilometer lang sein.

Wie stark ein Gewitter ist, hängt davon ab, wie viel Energie in die sogenannte Gewitterzelle – das ist der Keim jedes Unwetters – hineingeht. Die Bedingungen der vergangenen Tage waren dafür ideal: Es strömte viel warme Luft aus dem Südwesten heran, zudem schien die Sonne kräftig und heizte die Oberfläche auf. „Wenn dann eine Gewitterzelle darüber hinwegzieht, bekommt sie noch einen zusätzlichen Wärmeschub von unten“, erläutert Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst DWD in Offenbach.

Wann und wo genau sich ein Gewitter austobt, können die Meteorologen aber nicht vorhersagen. Das liegt laut Lux vor allem an der schnellen Karriere der Gewitterzellen. Mitunter dauert es nur ein, zwei Stunden vom Entstehen der Gewitterwolke bis zum großen Guss.

Der DWD fährt daher zweigleisig. Für den nächsten Tag wird eher allgemein gewarnt, wo es Unwetter geben könnte, zum Beispiel „im Nordwesten“. Zusätzlich werden aktuelle Warnungen bezogen auf Landkreise herausgegeben.

Nach Ansicht von Eberhard Reimer vom Institut für Meteorologie der FU Berlin geschieht das zu häufig. „Die Wetterdienste wollen auf der sicheren Seite sein und kein Unwetter verpassen“, sagt er. Die Folge sei, dass viele Menschen in Aufregung versetzt werden, doch am Ende sind nur wenige tatsächlich betroffen, weil zum Beispiel Starkregen meist nur in einem kleineren Gebiet niedergeht. „Wird zu oft gewarnt, ohne dass etwas passiert, nehmen die Menschen solche Meldungen nicht mehr ernst“, kritisiert Reimer.

Den Vorwurf, der DWD warne zu häufig, weist Lux zurück. „Jede Warnung bedeutet zusätzliche Kosten für die Einsatzkräfte, weil zum Beispiel mehr Personal angefordert wird“, sagt er. Das habe man stets im Blick. „Aber wir dürfen das Risiko nicht unterschätzen. Wenn es ein Unwetter gibt und keiner ist vorbereitet, wären die Schäden wesentlich größer.“ (mit dpa)

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