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Die Bebauung des ehemaligen Geländes des Künstlerhaus Tacheles rückt näher.
© Thilo Rückeis

Kunsthaus in Berlin-Mitte: Tacheles-Gelände soll nun bebaut werden

Nach 13 Jahren könnte die Bebauung des früheren Kunsthaus-Geländes im Frühjahr 2016 beginnen. Trotz neuer Wohnungen, Büros und Läden soll die Geschichte des Areals erkennbar bleiben.

13 Jahre sind vergangen, seitdem sich der schillernde Fondsmulti Anno August Jagdfeld mit dem Bezirk Mitte auf Pläne für den Neubau von Wohnungen und Läden auf dem Tacheles-Grundstück geeinigt hat. Doch jetzt erst rückt ein Baustart in greifbare Nähe. Allerdings ist fast nichts mehr so, wie es einmal war: Der frühere Kunsttempel an der Oranienburger Straße steht leer und eingezäunt da. Das Haus samt umliegenden Baulandflächen hat einen neuen Eigentümer. Es gibt neue Architekten und einen anderen Baustadtrat. Nur der Bebauungsplan ist geblieben. Und an den wollen sich die neuen Grundeigentümer halten.

Von „marginalen Abweichungen“ abgesehen, wie es im Bezirk heißt, will der kapitalstarke Investor Perella Weinberg Real Estate (PWRE) den Bebauungsplan umsetzen – und die Firma mit Hauptsitz in New York habe sogar schon einen Antrag auf Erteilung eines Bauvorbescheids eingereicht. Das sagte die Leiterin des Stadtentwicklungsamtes Tanja Lier auf Anfrage.

Frühjahr könnte Grundstein gelegt werden

Der Vorbescheid ist gleichsam der Testlauf für den Antrag auf eine Baugenehmigung: Stimmt der Bezirk dem Vorbescheid zu, sind die nächsten Schritte bis zum Anrollen der Bagger eher Routine. Im Frühjahr kommenden Jahres könnte der Grundstein für das neue Tacheles-Quartier gelegt werden, meinen Beobachter deshalb.

Dass sogar im Bezirk nur noch von geringfügigen Änderungen am Bebauungsplan die Rede ist, zeigt, wie weit die Abstimmungen fortgeschritten sind. Beigelegt sein dürfte damit auch die Auseinandersetzung um die Bauplanung, die es noch vor wenigen Monaten gab. Wie berichtet, ist es dem Bezirk wichtig, dass das Tacheles, eine Kaufhausruine, samt roher Hoffassade auch künftig noch als Zeugnis der wilden Berliner Nachwendejahre erkennbar bleibt.

Etwas vom Berlin-Mythos konservieren

Die Investoren dagegen wollten Neubauten an das ehemalige Künstlerhaus heranbauen und dürften Wert auf möglichst viel vermietbare Fläche legen: Der Bau von Wohnungen, Geschäften, Hotels und Büros ist an der unter Touristen beliebten Flaniermeile ohnehin genehmigt.

Wie genau der Kompromiss nun aussieht, den Investor und Bezirk zur Bebauung der 25 000 Quadratmeter großen Fläche zwischen Oranienburger, Friedrich- und Johannisstraße eingegangen sind, war noch nicht zu erfahren. Sicher ist jedoch, dass in Erinnerung an die Besetzung der Ruine durch die Künstlergruppe Tacheles, die den leer stehenden Bau zu einem quirligen Kiez-Treffpunkt und Touristen-Magneten verwandelte, das teilweise ausgehöhlte Gebäude auch künftig „kulturell“ genutzt werden soll.

So will der Bezirk etwas vom Berlin-Mythos konservieren, den die Stadt den Zwischennutzungen verdankt, denen in den vergangenen Jahren allerdings zunehmend die dazu nötigen Brachen verloren gegangen sind.

90.000 Quadratmeter neue Fläche

Im Gespräch ist unter anderem der Betrieb eines Kinos zwischen den Neubauten, in Erinnerung an das „High End 54“ im Künstlerhaus vielleicht. Nach dem Bebauungsplan des Bezirks dürfen die Investoren insgesamt gut 90 000 Quadratmeter neue Fläche herstellen, darunter eine unterirdische Parkgarage. Außerdem sind 1800 Quadratmeter für gärtnerische Nutzungen vorgesehen.

An den Plänen für die Neugestaltung des Areals arbeiten die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron. Auf deren Werkverzeichnis stehen Bauten wie die Allianz-Arena des FC Bayern-München, Hamburgs Millionengrab Elbphilharmonie, ein Anbau für die Tate Gallery in London und ein 250 Meter hoher Wohnturm in New York.

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