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Zwei Schülerinnen der Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule in Britz beim Corona-Selbsttest vor Unterrichtsbeginn.
© Jörg Carstensen/dpa

Ist der Test zu Hause besser?: Berliner Schulen protestieren gegen Corona-Tests im Klassenzimmer

Am Montag begannen die verbindlichen Selbsttests an Schulen, aber die Kritik am gewählten Prozedere bricht nicht ab. Aus Österreich kommen ganz andere Signale.

Zu Beginn der verpflichtenden Corona-Testung an Schulen gab es am Montag erneut scharfe Kritik am gewählten Prozedere. Die Vereinigung der Berliner Sekundarschulleitungen (BISSS) forderte, dass die Schulkonferenzen den Ort der Testung wählen dürften.

Diese Forderung war im Vorfeld der Schulöffnungen für alle Klassenstufen schon vom Verband Schulpsychologie und von den zwölf Bezirkselternausschüssen erhoben worden.

Es könne auch sinnvoll sein, nach einer Einführung der Testroutine in der Schule die Tests wieder nach Hause zu verlagern, gab der BISSS zu bedenken. Umgekehrt könne aber auch einiges dafürsprechen, die Tests abermals in die Schule zu verlegen – wenn die Schüler:innen häufig ohne Nachweise in die Schule kämen. Zuvor hatte schon die Vereinigung der Oberstudiendirektoren (VOB) gefordert, dass die Tests zu Hause stattfinden sollten.

Unabhängig von den Verbänden meldeten sich auch etliche Schulen und Eltern kritisch zu Wort, oder appellierten an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), das Verfahren zu ändern. Aus mehreren Schulen war zu hören, dass sich die Schulkonferenzen gegen eine Testung in der Schule ausgesprochen hätten.

An einzelnen Schulen verweigerten Lehrkräfte die Beaufsichtigung der Tests – etwa mit Hinweis auf Vorerkrankungen. Dort sprangen dann Kolleg:innen ein. Am Herder-Gymnasium in Charlottenburg drehten mehrere Lehrkräfte ein Video, in dem sie ihren Protest gegen die Testverpflichtung zum Ausdruck brachten.

Die Meinungen sind allerdings - auch unter den Schulleiter:innen - geteilt. Insbesondere aus Brennpunktschulen ist zu hören, dass die Lehrkräfte die Tests lieber selbst beaufsichtigen wollen, um sicherzugehen, dass die Schüler:innen auch tatsächlich getestet sind.

Testen in der Schule, wenn man sich auf Eltern nicht verlassen kann

Charité-Professor Frank Mockenhaupt hatte schon vor drei Wochen im Rahmen einer Schulleitersitzung gemahnt, dass in sozialen Brennpunkten der Anteil der Kinder, die getestet zur Schule kämen, abnehme.

Die SPD-Fraktion wollte als Kompromiss erreichen, dass Externe statt Lehrkräften die Tests begleiten. Dazu kam es nicht, weil es diese Externen nicht in ausreichender Zahl gibt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte eine ähnliche Forderung erhoben.

[„Wer sich weigert, darf nicht am Unterricht teilnehmen“: So läuft es mit den „Nasenbohrer-Tests“ in Österreich.]

Entgegen den Befürchtungen in Berlin belegt die Entwicklung in Österreich, dass sich Tests an Schulen einspielen können. Die dortige Gewerkschaft für die höheren Schulen berichtet, dass sich die zunächst auch in Österreich vorhandenen Proteste gelegt hätten, weil das Verfahren funktioniere.

Woraufhin die GEW mitgeteilte, dass der Verweis auf Österreich „ins Leere“ laufe, da „viele Schulen dort eigenes medizinisches Personal haben, das bei der Durchführung der Tests unterstützen kann“. Auch der Berliner Landeselternausschuss sprach von „geschultem Personal“ in Österreich.

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Diese Darstellungen wurden am Montag von der Österreichischen Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes bestritten. Der für die Pflichtschulen zuständige Vizevorsitzende Martin Höflehner sagte dem Tagesspiegel, es gebe dort in der Regel „weder geschultes noch medizinisches Personal“, sondern für rund drei Stunden pro Woche Ärzte, die aber nicht an den Tests beteiligt seien.

An kleinen Schulen gibt es laut Höflehner noch nicht einmal Sekretär:innen: Die Schulleitungen kümmern sich um die Verwaltungsarbeit. Wenn ein Kind positiv getestet wird, ruft die Schulleitung oder die Lehrkraft bei den Eltern an.

Mit dem Präsenzunterricht könnte schon bald wieder Schluss sein

Die Stimmung an den Berliner Schulen ist vor allem deshalb gereizt, weil selbst an Grundschulen noch nicht alle Beschäftigten geimpft sind. Die Beschäftigten der Oberschulen und Berufsschulen hatten, wie berichtet, ihre nahen Impftermine wieder verloren. Auch in Österreich gibt es allerdings kaum Lehrkräfte, die schon beide Impfungen haben, viele haben auch noch keine erste Impfung erhalten.

Allerdings könnte die ganze Diskussion schon bald wieder nebensächlich werden – sollten sich Bundestag und Bundesrat auf das neue Infektionsschutzgesetz einigen: Es sieht Distanzunterricht ab einer Inzidenz von 165 vor. Berlin lag am Montag bei 159,2.

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