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Die ersehnte Impfung schien ganz nah - bis zum Stopp von Astrazeneca.
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Update

„Es brodelt an den Schulen“: Berliner Lehrer verlieren frühe Impftermine

Wegen der Einschränkungen bei Astrazeneca fallen 40.000 Beschäftigte der Ober- und Berufsschulen wieder in der Impfreihenfolge zurück. Die Wut ist groß.

Mit großer Sorge, aber auch Fassungslosigkeit und Wut haben Berliner Schulleiterverbände und Beschäftigte auf den Wegfall ihrer zeitnahen Impfmöglichkeit reagiert. „Man schickt uns ins Feuer“, lautete eine Reaktion betroffener Lehrer. Beschäftigte reagierten am Freitag mit Protestmails an die Bildungsbehörde: Etliche hätten in den kommenden Tagen, also noch vor Ende der Osterferien, ihre ersten Impftermine gehabt. Damit ist es jetzt vorbei.

Der Wegfall der Impftermine für die rund 40.000 Lehrkräfte, Erzieher:innen, Mensamitarbeiter:innen und Hausmeister:innen war am Mittwoch von der Senatsverwaltung für Gesundheit bekannt gegeben worden: Der nur noch eingeschränkt mögliche Einsatz von Astrazeneca lasse keine andere Wahl, hieß es. Seither fragten sich die Betroffenen, ob das das letzte Wort sein könne, zumal sie ja alle ihre Impfcodes bereits zugeschickt bekommen hatten.

Am Donnerstagabend dann gab es keinen Raum mehr für die Hoffnung auf ein Missverständnis: Mit einem dreiseitigen Schreiben wandten sich die drei Abteilungsleiter der Senatsverwaltung für Bildung an die rund 250 Schulen, und erläuterten den Stand der Dinge.

Demnach ließen die Probleme mit dem Astrazeneca-Impfstoff und die Knappheit der anderen Impfstoffe keine andere Wahl mehr, als dass die Beschäftigten auf eine Umbuchung oder Neubuchung von Terminen „bis auf Weiteres“ verzichten müssen. Damit auch keiner auf die Idee kommt, es dennoch zu versuchen, wird in dem Schreiben darauf hingewiesen, dass beim Zugang zu den Impfzentren „das Vorliegen einer Impfberechtigung noch einmal separat kontrolliert wird“.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit hatte diese Mahnung am Mittwoch noch drastischer ausgedrückt: Es werde bei der Registrierung im Impfzentrum „kontrolliert, um Umgehungsversuche zu verhindern“, hieß es da - eine Formulierung, die manche Betroffenen als Drohung empfanden.

Die Bildungsverwaltung als Dienstherr der Beschäftigten bemühte sich um einen anderen Ton: „Für viele Betroffene ist damit eine große Enttäuschung verbunden. Diese Enttäuschung und auch die möglicherweise entstandene Verunsicherung können wir nachvollziehen“, schreiben die drei Abteilungsleiter, die aber „mit Blick auf die veränderte Situation um Verständnis bitten“.

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Weiter heißt es, dass „versehentlich vereinbarte Impftermine mit anderen Impfstoffen nicht wahrgenommen werden können und storniert werden müssen“, auch wenn der zugesandte Impfcode seine Gültigkeit behalte - bis auch die „Personengruppen der Impfpriorität 3“ an der Reihe sind. Bundesweit sind die Lehrerkräfte der weiterführenden Schulen nur in Priorität 3.

Eine Hotline für Beschäftigte über 60

Au den weiteren Erläuterungen geht hervor, dass, wer eine erste Impfung erhalten hat, eine Berechtigung für eine Zweitimpfung habe. Dies gelte für alle bisher geimpften Personen unabhängig von der Impfpriorität. Wer über 60 Jahre alt sind, kann zudem ab sofort telefonisch über die Impfhotline 030 / 9028- 2200 einen Impftermin vereinbaren. Dies gelte auch für die Beschäftigten an den weiterführenden allgemeinbildenden und beruflichen Schulen im Alter über 60 Jahren.

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Außerdem besteht gemäß des Schreibens der Bildungsverwaltung die Möglichkeit, dass sich Personen unter 60 Jahren, „die gemeinsam mit dem impfenden Arzt nach sorgfältiger Aufklärung, ärztlichem Ermessen und individueller Risikoanalyse zu einer einvernehmlichen Entscheidung kommen, mit Astrazeneca impfen lassen“.

„Es brodelt an den Schulen“

„Es brodelt an den Schulen“, sagte Astrid-Sabine Busse von der Interessenvertretung Berliner Schulleitungen dem Tagesspiegel. Die Kolleg:innen seien „richtig besorgt“. Ein anderer Schulleiter sagte: „Ich werde die Schule nicht aufmachen, sondern es beim Onlineunterricht belassen“.

Die Beschäftigten sind schon seit Tagen verunsichert, denn bereits am Freitag hatte es eine erste Kehrtwende gegeben: Da hieß es plötzlich, dass die Impfmöglichkeit ausschließlich an die Nutzung von Astrazeneca gebunden sei, nachdem zwei Tage vorher ausdrücklich von freier Impftstoffwahl die Rede gewesen war.

Nach den Ferien soll es Wechselunterricht geben

Wie berichtet soll es nach den Ferien mit Wechselunterricht weitergehen, bei dem halbierte Lerngruppen in den Schulen sind, während die andere Hälfte zu Hause angeleitet lernen soll. Um diese Option umsetzen zu können, wurden massenhaft Selbsttests am die Schüler:innen verteilt. Einige Schulen berichten aber, dass etliche Schüler:innen die Test vor den Ferien nicht abgeholt hätten.

Mit einer fehlenden Testbereitschaft wird gerechnet, weil dies den Erfahrungen etwa in London entspricht. Es gibt daher erste Forderungen, die Schüler:innen verpflichtend in der Schule zu testen. Ob der Senat an seinem Plan festhält, den Wechselunterricht trotz der verschärften Infektionslage zu starten, wird sich in der Woche nach Ostern zeigen.

In einer früheren Version des Artikels stand, dass sich die Lehrer der weiterführenden Schulen zwischenzeitlich offiziell in der Prioritätsstufe 2 befanden. Das war falsch: Sie wurden durch das Impfangebot nur de facto wie Priorität 2 behandelt.

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