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Das Stadion ist saniert, die Menschen kommen in Massen - aber das Umfeld verkommt an vielen Stellen wie etwa am Maifeld oder auch am Reiterstadion.
© André Görke

Berlin-Charlottenburg: Olympiapark benötigt Millionen für Sanierung

Im Stadion gibt es endlich besseren Handyempfang, das Schwimmbad wird saniert, in der Waldbühne verschwinden die Holperwege. Und doch drückt sich die Politik vor der Debatte, was nach der gescheiterten Bewerbung um die Spiele mit dem Areal passiert.

Täglich spuckt die U-Bahn die Touristen aus, fernab der Innenstadt, draußen in Westend. Sie stromern durch den Wald, stehen dann vor dem Olympiastadion. Schweden, Briten, Chinesen. Sie schießen Fotos, staunen über die riesige Anlage. Und wenn sie genau hinschauen, sehen sie: viele Baustellen.
Der einstige Sportsenator Klaus Böger (SPD), seit vielen Jahren Chef des Landessportbundes, hat es einmal so formuliert: „Die denkmalgeschützte Gesamtanlage ist ein authentisches Stück deutscher Geschichte, das es so nicht ein zweites Mal gibt. Das eröffnet die Chance, den Olympiapark als unverwechselbare, einzigartige Attraktion zu präsentieren.“ Das war im Jahr 2004, zur Stadioneröffnung.

Neulich AC/DC, bald Helene Fischer

Doch die Restaurierung des Olympiaparks kommt seitdem nur schleppend voran. Es fehlt eine neue Idee, nachdem die Olympischen Spiele an Berlin mal wieder vorbeigezogen sind.

Nun ist es nicht so, dass das große Areal mit seinen vielen denkmalgeschützten Bauten brach liegen würde. Das Olympiastadion lebt, nicht nur dank Hertha BSC. Mit AC/DC wurde in dieser Woche vor mehr als 50.000 Fans die Konzertsaison eröffnet, am nächsten Wochenende folgt Helene Fischer, anschließend Udo Lindenberg. Ende Juli wird ein großer Teil der Makkabiade, die „Mini-Olympiade“ jüdischer Sportler aus 36 Ländern, im Olympiapark stattfinden. Und das Olympiabad gehört trotz seines renovierungsbedürftigen Zustands zu den attraktivsten Schwimmbädern der Stadt.

Es wird auch gebaut und saniert, im Olympiastadion gibt es seit diesem Sommer für die Zuschauer endlich neue Sendemasten für besseren Handyempfang. Und dennoch bleibt alles Stückwerk. Das liegt nicht zuletzt am fehlenden Geld. Rund 80 Millionen Euro will der Senat in den Olympiapark stecken, bisher ist nur ein Bruchteil der Summe freigegeben worden. Seit eineinhalb Jahren drückt sich die rot-schwarze Koalition um eine Grundsatzdebatte über die Zukunft der zentralen Sportstätten in Berlin. Denn es gibt auch noch den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Pankow und das Sportforum in Hohenschönhausen. Überall lauert der Investitionsstau.
Immerhin hat der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses nach mehrfacher Vertagung in dieser Woche Geld für die Teilsanierung des Olympia-Schwimmbades und für den Neubau eines Betriebshofes im Olympiapark freigegeben. Insgesamt 8,25 Millionen Euro. Was hat sich bisher im Olympiapark schon getan, was ist noch im Bau, was ist mittelfristig geplant? Hier ein Überblick.

Neue Wege in der Waldbühne: Neulich war Herbert Grönemeyer hier, am Sonntag kommen die Philharmoniker. Wer heute Abend zum Konzert geht, muss beim Herumlaufen aufpassen in der Waldbühne, dass er nicht stolpert. Im Herbst, nach der Konzertsaison, werden die bröseligen Treppenanlagen und Umläufe grundlegend saniert. Kosten: voraussichtlich 1,6 Millionen Euro.

Einzug der Eliteschule: Nach den Sommerferien können die Poelchau-Schüler der „Eliteschule des Sports“ ihr marodes Domizil am Halemweg in Charlottenburg-Nord verlassen und in den Olympiapark umziehen. Für 17,5 Millionen Euro wurde im Deutschen Sportforum eine Schule errichtet, nach langen Debatten und langer Planung.

Sporthalle statt Parkhaus: Die 1928 erbaute Doppel-Sporthalle wurde von der britischen Besatzungsmacht als Unterstand für Militärfahrzeuge genutzt. Inzwischen wurde die „Große Turnhalle“ für fünf Millionen Euro saniert und steht seit Mai 2014 auch der Poelchau-Oberschule (Eliteschule des Sports) zur Verfügung.

Sportmuseum zieht ein: Das älteste, größte und vielfältigste Sportmuseum in Deutschland konnte seine Schätze bisher nicht in einer Dauerausstellung zeigen. Das soll sich ändern. In den Maifeldtribünen am Glockenturm entsteht bis Herbst 2017 ein Ausstellungszentrum. Berlin gibt dafür sechs Millionen Euro, hinzu kommen 2,9 Millionen Euro aus EU- und Lottomitteln.

Bahn frei im Olympiabad: Bis zu Beginn der Badesaison 2016 werden die Schwimmer- und Sprungbecken wettkampfgerecht saniert, einschließlich der wassertechnischen Anlagen - nur für die Duschen ist kein Geld da. Die denkmalgerechte Sanierung der Gesamtanlage, die nach jüngsten Schätzungen 48,8 Millionen Euro kosten könnte, ist auf absehbare Zeit nicht finanzierbar. Noch vor zwei Jahren war von knapp 20 Millionen Euro die Rede.

Millionen für die Zentrale: Noch sind Lagerflächen, Werkstätten, Büros, Schulungsräume, Umkleiden und Sanitäranlagen weitflächig über den Olympiapark verteilt. Ein neuer, zentraler Betriebshof soll deshalb gebaut werden, aber auch weil einige alte Bauten auf dem künftigen Schulhof der neuen Poelchau-Schule stehen. Für den 1. Bauabschnitt stehen 4,5 Millionen Euro bereit. Mit dem Bau wird bereits im Oktober begonnen, im Februar 2017 soll dieser Teil des neuen Betriebshofes fertig sein.

Endlich trockene Keller: Im ehemaligen „Haus der Deutschen Turnerschaft“, das zum sogenannten Sportforum am nordöstlichen Rand des Olympiaparks gehört, wurden die Kellerwände abgedichtet. Das kostete 500.000 Euro. Der Eingang soll noch behindertengerecht umgebaut und die Treppenanlage aus Naturstein restauriert werden.

Trab im Reiterstadion: Die Sanierung der Tribünen, des Parcours, der Reithalle und Stallungen wird auf unbestimmte Zeit verschoben.

Und wann ist das Maifeld dran? Aus dem Sondervermögen „Infrastruktur der wachsenden Stadt“ wird eine neue Sporthalle finanziert, die fünf Millionen Euro kosten darf. Ab 2018 sollen die Maifeld-Tribüne saniert und der zweite Teil des Betriebshofes gebaut werden. Der Friesenhof erhält eine neue „Wache Ost“. Außerdem will der Senat den Umbau des ehemaligen Familienbades mit zwei Sportplätzen und einem Sportfunktionsgebäude in Angriff nehmen. Kostenprognosen gibt es dafür noch nicht.
Wegen der vielen Musikkonzerte sind derzeit nur geführte Touren im Olympiastadion möglich; ab 11/9,50 Euro.

Ulrich Zawatka-Gerlach

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