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Schönen Gruß von der Schwerkraft. Für diesen Herrn geht’s gleich abwärts. In die entgegengesetzte Richtung bewegen sich die Kosten für die Sanierung des Olympiabads.
© dpa

Teurer Badespaß in Berlin: Kostensprung bei der Sanierung des Olympiabads

Die Sanierungsarbeiten am Olympiabad in Westend werden fünf Millionen Euro teurer, als bisher geplant. Und weitere Steigerungen sind absehbar.

Das Tor ist verschlossen und auf dem Wasser, das noch in den Becken steht, schwimmen gelbe Blätter. Ein milchiges Licht umspielt die steilen Tribünen, hinter denen sich das Olympiastadion auftürmt. Im Schwimmbad hat der Herbst das Regiment übernommen, es riecht nach Abschied und feuchtem Gras, die Badegäste sind verschwunden. Ade, bis zum nächsten Jahr!

Es wird die letzte Saison, in der das Olympiabad den Berlinern in alter Fasson zur Verfügung steht. Ab Herbst 2014 werden Bauarbeiter auf den einsturzgefährdeten Tribünen herumklettern und sich in Bassins mit gesprungenen Kacheln an die Arbeit machen. Das ehemalige Schwimmstadion, das für die Olympischen Spiele 1936 gebaut wurde, muss grundsaniert werden. Es ist höchste Zeit, ansonsten würde das öffentliche Bad von Amts wegen dichtgemacht, weil es baufällig ist.

Bisher hatte der Senat verkündet, dass die denkmalgerechte Sanierung 17 Millionen Euro kosten wird. Jetzt bestätigte die Sportverwaltung des Senats im Zusammenspiel mit der Behörde für Stadtentwicklung, dass sich die Kosten auf mindestens 21 Millionen Euro erhöhen. Haushaltsexperten von Grünen, Linken und Piraten fragten nach den Gründen und erhielten die Antwort: „Entgegen den ersten Planungen sollen nun auch die (Innen-)Becken und Teile der Schwimmbadtechnik saniert werden.“ 17 Millionen Euro werden allein für die Reparatur des Bauwerks benötigt, weitere 4 Millionen Euro für Technik und Becken.

Fünf Millionen Euro mehr wird die Sanierung des Olympiabads kosten

Die plötzlich auftauchenden Zusatzkosten von 4 Millionen Euro sind wohl auch nicht der letzte Stand. Denn im selben Bericht an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses steht einige Seiten weiter an unauffälliger Stelle, dass „der Kostenrahmen für die Sanierung der Schwimm- und Sprungbecken und der Bädertechnik 5 Millionen Euro beträgt“. Es wird hinzugefügt, dass sich auch diese Summe „im üblichen Rahmen“ bewege.

Olympisches Gelände. So sieht das Gelände rund ums Stadion aus der Grafikerperspektive aus.
Olympisches Gelände. So sieht das Gelände rund ums Stadion aus der Grafikerperspektive aus.
© Tsp

Die nunmehr 22 Millionen Euro stehen ebenfalls auf wackeligem Grund. „In diesen Gesamtkosten ist die Sanierung der Tragstruktur und der Fassaden der westlichen Tribünen nicht enthalten“, gaben die Senatsverwaltungen jetzt zu. Nur die Osttribüne werde im bisherigen Kostenrahmen umfassend saniert, weil sich dort alle Funktionsräume (Umkleiden, Sanitäranlagen, Technik usw.) befinden. Die Westtribüne ähnlich qualitätsvoll herzurichten „würde zu deutlich höheren Kosten führen“. Um dies zu vermeiden, sucht der Senat nach Alternativen.

Teilabriss als kostengünstigere Lösung?

Dies könnte ein Teilabriss der westlichen Tribüne und ein kompletter oder nur teilweiser Wiederaufbau mit originalen Bauteilen sein. Die Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen. Deshalb sollen, wenn das Olympiabad nach der Saison 2014 die Pforten schließt, erst einmal Schwimmbecken und Technik saniert werden. Bis Ende dieses Jahres liegen die Bauplanungsunterlagen vor und damit endlich eine verbindliche Kostenkalkulation. Der Vorteil dieser schrittweisen Sanierung ist, dass das beliebte Sommerbad in Charlottenburg zur Saison 2015 wieder geöffnet werden könnte – erst einmal. Wie es dann weitergeht mit der Wiederherstellung des denkmalgeschützten Bauwerks, das eine ganz besondere Atmosphäre hat, weiß der Senat noch nicht. Klar ist nur, dass an der grundlegenden Sanierung nichts vorbeiführt, auch wenn die Oppositionsfraktionen im Abgeordnetenhaus dieses Projekt sehr kritisch betrachten.

Gebäude des Olympiabads wären ohne Sanierung einsturzgefährdet

„Wegen des äußerst maroden Gebäudezustands mit teilweise freiliegenden Armierungen und weitgehenden Durchfeuchtungen wären die Gebäude mittelfristig einsturzgefährdet und ein Betreten des Areals nicht mehr gestattet“, beschreibt die Stadtentwicklungsverwaltung die Lage. Auf Dauer geschlossen werden könnte das Gelände aber nicht, wie sich jetzt ebenfalls überraschend herausstellt. Denn das Bad ist ein amtlich vorgeschriebener Fluchtweg für große Bereiche des benachbarten Olympiastadions.

Ulrich Zawatka-Gerlach

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