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Quereinsteiger sind aktuell meist auf sich allein gestellt. Das soll sich ändern.
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Update

Doppelhaushalt 2018/19: Geldsegen für Berlins Schulen

Großer Erfolg für die Bildungspolitiker von Rot-Rot-Grün: 150 Millionen zusätzlich für Grundschulkräfte, Quereinsteiger und Brennpunktlehrer.

Gute Laune im Abgeordnetenhaus: Die Bildungsexpertinnen von SPD, Linken und Grünen konnten am Mittwoch große Erfolge in den Haushaltsverhandlungen verkünden. Allein 16 Millionen Euro soll es zusätzlich geben, damit nicht nur frisch ausgebildete Grundschullehrer, sondern auch weitere 6000 "Bestandslehrer" ab Januar 2019 auf die höchste Besoldungsstufe von 5300 Euro (E13) angehoben werden können. Das soll auch für den Großteil der LuK-Lehrer gelten, also für die ehemaligen DDR-Lehrer für untere Klassen. Damit zieht Berlin mit Brandenburg gleich - allerdings vorbehaltlich einer rechtlichen Prüfung des Finanzsenators, der diese Höherbesoldung laufbahnrechtlich so schnell nicht für möglich hält.

"Die Erhöhung der Besoldung ist keine Frage des Geldes oder der Verfassungswidrigkeit, sondern der Qualifizierung. Diese gilt es mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie abschließend zu klären", teilte die Finanzverwaltung am Mittwoch auf Anfrage mit. Weiter hieß es: "Die Gespräche laufen. Ziel ist es, so schnell wie möglich eine angemessene Lösung für die Lehrkräfte zu finden.“

Quereinsteiger unterrichten weniger

Einen Durchbruch bei den Haushaltsverhandlungen gab es auch in Bezug auf die Quereinsteiger: Um die Qualität zu verbessern, wie noch vergangene Woche vehement von Fachleuten im Bildungsausschuss gefordert worden war, sind folgende Punkte geplant:

1. Quereinsteigende sind mindestens vier Wochen vor ihrem ersten Tag als Lehrkraft verpflichtend in Vollzeit in Unterrichtsvorbereitung und -durchführung zu qualifizieren und unterrichten über die ersten zwei Monate hinweg für mindestens einen Drittel ihrer Stunden gemeinsam mit anleitenden Lehrkräften, um einen fließenden Einstieg und stückweise Verantwortungsübernahme zu ermöglichen.

2. Die Stundenverantwortung für Quereinsteigende wird von 19 auf 17 abgesenkt und die dabei freiwerdenden zeitlichen Ressourcen sind verbindlich für die Mentoringstunden an der Schule einzusetzen.

3. Für Bachelor-Absolventen  der MINT-Fächer und Musik ohne bisherigen Lehramtsbezug sollen Stipendienprogramme zur Verfügung gestellt werden, um einen Quereinstiegsmaster für das Lehramt zu absolvieren.

4. Schulen, die sich in der Ausbildung der Lehramtanwärter, der Quereinsteigenden sowie Praxissemester-Teilnehmer durch ein hohes Engagement auszeichnen, indem sie besonders viele Anwärter/innen betreuen, sind zusätzliche entlastende Betreuungs-Poolstunden zu gewähren über die zwei Mentoringstunden für Quereinsteigende hinaus.

"Eine seit Jahren geforderte Entlastung"

Wenn Quereinsteiger künftig weniger unterrichten müssten und mehr unterstützt würden, bedeute dies "eine seit Jahren geforderte Entlastung", kommentierte der Gymnasiallehrer Robert Rauh die Verbesserungen, der selbst als Fachseminarleiter sowohl Quereinsteiger als auch Absolventen des Lehramtsstudiums im Referendariat ausbildet. Rauh war 2013 zum "Lehrer des Jahres" gekürt worden und hatte seither - ebenso wie die Lehrerinitiative "Bildet Berlin" und zuletzt deutsche Grundschulforscher mit einem Brandbrief - immer wieder auf die Probleme des Quereinstiegs hingewiesen.

Um den "hausgemachten Lehrermangel in Berlin nicht weiter zu verschärfen, sollte die Attraktivität des Lehrerberufs nun weiter gesteigert werden", mahnt der Pädagoge. Dazu gehöre eine tarifrechtliche Gleichstellung der angestellten mit den verbeamteten Lehrern und "eine auch im Koalitionsvertrag vereinbarte spürbare Entlastung der Lehrer insgesamt".

Gewinnzulage an Brennpunktschulen

Um Brennpunktschulen zu helfen, voll ausgebildete Lehrer zu bekommen, wird es eine Gewinnzulage geben: In Schulen ab 70 Prozent Schüleranteil aus Familien mit geringem Einkommen soll die Zulage 300 Euro betragen. Das würde rund 3650 Lehrkräfte betreffen.

Aber damit waren die Bildungspolitikerinnen Maja Lasic (SPD), Regina Kittler (Linke), Stefanie Remlinger und Marianne Burkert-Eulitz (beide Grüne) noch lange nicht am Ende ihrer "Weihnachtsüberraschung":

Weitere Millionenzuwendungen

Wenn es nach ihnen geht, fließen weitere Millionenbeträge in die Planung der Schulbauoffensive (10 Mio), in die Digitalisierung der Schulen (5 Mio) sowie in die Entlastung der Mentoren von Referendaren (4 Mio). Weitere fünf- bis siebenstellige Posten werden an die Musik- und Volkshochschulen sowie an die Bibliotheken verteilt, aber auch an außerschulische Lernorte, die Ausweitung des Bonus- oder auch Brennpunktprogramms auf Kollegs, an die Berufsorientierung, Sprachbildung oder auch an Umweltbildungszentren. Eine Million Euro steht zudem bereit für die Schülervertretungen, queere Bildung oder auch für das Schülerlabor GenAU. Die Bedarfsprüfung für den Hortbesuch entfällt für Klasse 1 und 2.

Auch die Kitas profitieren

Alle Neuerungen im Bildungsbereich zusammen kosten etwa 150 Millionen Euro zusätzlich: 70 Millionen in 2018 und 80 Millionen in 2019. Darin enthalten sind auch Einnahmeausfälle durch die Abschaffung der Hortgebühren oder auch ein Millionenbetrag für die Anleitung der Kita-Quereinsteiger.

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