Medienboard Party im Hotel The Ritz Carlton: Die Berlinale feiert nachhaltig
Auf den Berlinale-Partys ist Nachhaltigkeit ein Thema. Für junge Schauspieler muss es nicht immer ein neues Outfit sein.
Nachhaltigkeit ist in aller Munde, aber nicht nur auf der Berlinale selbst. Max von der Groeben berichtet beim sonntäglichen Audi-Brunch in der Lounge vor dem Berlinale-Palast, dass auch am Set der Druck wächst. Kaum jemand benutzt noch Einwegbecher, und fast alle haben Trinkflaschen dabei. Einmal in der Woche gibt es jetzt den Veggie Day, seinetwegen könnte der auch auf zwei Tage ausgedehnt werden. Hans-Werner Mayer, der Initiator des Deutschen Schauspielpreises, hat Ähnliches beobachtet, findet es aber auch gut zum Beispiel im Supermarkt Mehrwegnetze zu benutzen.
An diesem Vormittag freut er sich vor allem darüber, dass Gastgeber Audi dem Deutschen Schauspielpreis als Sponsor erhalten bleibt. Vergleichsweise zurückhaltend dezent treten die neuen Berlinale-Chefs auf, erst Mariette Rissenbeek, dann Carlo Chatrian. Viele Gäste bekommen ihre Gegenwart gar nicht mit. Dabei könnten sie ihre Zufriedenheit mit dem bisherigen Verlauf des Festivals verkünden: „Die Arbeit macht wirklich Spaß hier“, sagt Chatrian.
Lieber noch mal nachschenken
Für Lara Mandoki ist es ganz offensichtlich, „dass die Leute viel bewusster mit Geschirr umgehen“. Lieber ließen sie sich noch mal nachschenken in ein bereits benutztes Glas, „als gleich ein neues zu nehmen“. Und nach der Medienboard-Party am Vorabend hätten sich die jungen Schauspieler diesmal in Vierergruppen die Taxis geteilt, um weiterzukommen. Die 28-jährige ist im März wieder als Ermittlerin Julia im Erzgebirgskrimi zu sehen und freut sich besonders über die Einladung zu den Young Talents.
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Sie selbst stöbert gern auf Flohmärkten, mag Vintage-Kleidung. Die findet sie manchmal auch in ihrem Elternhaus auf dem Dachboden: „Ich hab’ halt Glück mit meinen Eltern.“ Vater Leslie Mandoki erlebt den Denkwandel zugunsten des Klimawandels im Gespräch mit seinen Mitarbeiter. Früher wäre es bei der Vorbereitung seines großen Konzert in Budapest im August nur um die Kosten gegangen, sagt der Musiker. „Jetzt fahren die Mitarbeiter zu Viert im Auto, weil es am besten für das Klima ist.“
Sexy E-Autos
„Film Goes Green: Sustainability in Film Production“ war in diesem Jahr auch das große Thema bei Hollywoods Anwältin in der Kanzlei Morrison Foerster. Gastgeberin Christiane Stützle hatte sich bewusst kein neues Outfit zugelegt, sondern in ihrem Schrank ein mit grünen Blättern bedrucktes Kleid gefunden. Mit dabei war auch Ali Russell von der Formel E, der erklärte, wie er Elektroautos durch den Sport sexy machen will.
Das ist auch das erklärte Ziel des Audi-Manager Hubert Link. „Wir wollen die Leute am roten Teppich auf den Geschmack bringen“, sagt er. Auch für die Insassen soll in den farbenfrohen Limousinen das Elektrogefühl auf neue Art erlebbar werden. Auch in der Lounge am Berlinale-Palast wurde mit UN-Klimabotschafter Lucas di Grassi schon darüber gesprochen, wie man Nachhaltigkeit noch attraktiver macht.
Flamboyant gestreift
Am Vorabend bei der großen Party des Medienboards Berlin-Brandenburg im Ritz-Carlton fällt Welket Bungué auf mit einem flamboyant gestreiften Anzug. Filmpartnerin Annabelle Mandeng in dezenterem Orange verrät, dass sie beide nachhaltige Mode tragen, die sie über die Plattform Prepeeek gefunden haben. Damit wollen die beiden Stars aus „Berlin Alexanderplatz“, die dort als Francis und Eva zu sehen sind, ein Statement abgeben „für bewussteren Konsum“. Davon ist auch Lena Urzendowsky begeistert, die sie über die emotionalen Reaktionen auf ihren Berlinale-Beitrag „Kokon“ freut.
Auch sie ist ein Fan der Nachhaltigkeitsmode von Prepeek, weil da kein Plastik und kein Polyester verarbeitet ist, und manches sogar aus Second-Hand-Stoffen hergestellt wird. Ein Stück weiter sitzt Naomi Beukes aus Namibia in einer grandiosen blaurotgelben Robe, die in Uganda eigens für sie geschneidert wurde. Sie freut sich über die Förderung ihres Films „Frauen in Afrika“. Auch für sie ist nachhaltige Mode ein wichtiges Thema.
Klopse auf den Handrücken
Nachhaltig sind auch die Speisen, die serviert werden, unter anderem mit Falafel gefüllte „Kreuzberger Wraps“, zu denen Moselsekt getrunken wird. Vor allem die kleinen Königsberger Klopse, die von den „Rocking Chefs“ auf den Handrücken der Gäste angerichtet werden, sind höchst umweltfreundlich. Geduldig bleiben die Hände ausgestreckt, bis auch die Kresseverzierung richtig sitzt. Dann verschwinden die Häppchen spurlos. Teller gespart.
Vegane Müsliriegel gibt es für alle Fälle noch an dem vom rbb errichtete Späti direkt neben dem roten Teppich aus. Der strahlt unter der Aufschrift „Hallöchen“ Berliner Charme aus. Angeboten werden unter anderem Papiertaschentücher mit dem Aufdruck „Kamera läuft, Nase auch“. Irgendwann ruft jemand laut: „Die Kondome sind alle“. Dafür gibt’s noch reichlich Blasenpflaster gegen High-Heel-Blessuren.
Schecks zurück
Nach dem roten Teppich folgt der Höhepunkt, ein traditionell nachhaltiges Erlebnis, jedenfalls für die Gastgeber und Medienboard-Geschäftsführer Kirsten Niehuus und Helge Jürgens. Es heißt „Schecks are back“. Die Teams von „Das perfekte Geheimnis“, „Der Junge muss an die frische Luft“ und „Systemsprenger“ waren so erfolgreich, dass sie Fördergelder zurückzahlen können.
Wie tief gerade bei den jüngeren Schauspielern der Nachhaltigkeitsgedanke sitzt, zeigt am Sonntag Max von der Groebens Reaktion auf die Frage, ob er sein Outfit mehr als einmal anzieht während der Berlinale. Er ist in Jeans und schickem Pulli zum Audi-Brunch gekommen und sagt verblüfft: „Natürlich! So eine Jeans soll man ja auch nicht zu oft waschen.“