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Schlange stehen ist für viele Teil des Berlinale-Gefühls – hier der Ticketschalter in den Arkaden am Potsdamer Platz.
© Manfred Thomas

Berlinale 2020: So kommen Sie in zehn Schritten an Tickets

Am Montag startet der Vorverkauf für die Berlinale 2020. Das System ist kompliziert. Unser Autor verrät, wie es funktioniert.

Es soll ja Leute geben, die die Berlinale nicht erwarten können. Für die wurde die Warteschlange erfunden. Ab Montag spielen sich hier die wahren Dramen des Festivals ab – denn der Vorverkauf ist so verrätselt wie später mancher Film.

Alle Februar wieder fragen sich Kinofans: Was will ich sehen, und wenn ja mit wie vielen? Und wie kommt man nach langem Warten an gute Karten? Höchste Zeit für unseren zeitlosen Ratgeber: So geht es in zehn Schritten vor die Leinwand der Träume:

1. Programm durchwühlen
Beschreibungen aller Filme und Serien finden sich im Berlinale-Programm, das bereits dem Tagesspiegel beilag und in den beteiligten Kinos sowie den Potsdamer Platz Arcaden ausliegt. Eine gute Übersicht bietet auch die Homepage der Berlinale - die App wurde seltsamerweise abgeschafft; sie war wohl zu praktisch. Immerhin kann man unter www.berlinale.de seine markierten Lieblingsfilme in einer Zeittafel ordnen. Das Chaos beginnt sowieso erst jetzt.

2. Filme finden
Immer den Reihen nach, und davon hat die Berlinale immer mehr. Die Filme des Wettbewerbs kommen später sowieso ins Kino. Eine filmische Expedition um die Welt lohnt sich eher in den Reihen „Panorama“ und „Forum“, die aber gern mal ins Seltsame abgleiten. Diesjährige Überraschung soll der neue Wettbewerb „Encounters“ bieten. Hier läuft zum Beispiel „Los conductos“.

Über den französisch-kolumbianisch-brasilianischen Beitrag heißt es im Programm: „Pinky ist auf der Flucht. Gespenster hetzen ihn durch eine leere, apokalyptische Stadt. In Camilo Restrepos visionärem Spielfilmdebüt wird die Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln zum Verlangen, die Welt zu verändern. Kolumbien brennt, aber Kolumbien lebt.“

Die Reise nach Kolumbien findet in Berlin fünf Mal statt. Der Film wird gezeigt am Sonnabend, den 22.2. im Cinemaxx am Potsdamer Platz, tags darauf im Cubix am Alex, am 24.2. im Haus der Berliner Festspiele, am 25.2. im Kiezkino Xenon in Schöneberg und schließlich am Abschluss-Sonntag, den 1. März im International. Die Chance für eine Karte ist also relativ hoch.

3. Hinten anstellen
Der Vorverkauf beginnt für jeden Film drei Tage im Voraus. „Los conductos“ läuft am 22.2., also gibt es die Tickets für Aufführung im Rahmen des Wettbewerbs bereits am Mittwoch, den 19.2., und zwar in den Potsdamer Platz Arcaden und im Kino International - die Kasse im Haus der Berliner Festspiele wurde abgeschafft; sie war wohl zu praktisch. Ohne Klappstuhl und Festivalflair, aber mit Blick auf Autositze kann man sich auch im Autohaus des Sponsors Audi am Ku’damm anstellen. Die Kassen öffnen um 10 Uhr. Normale Karten kosten auch dieses Jahr wieder 13 Euro.

Klicken Sie auf das Bild, um zur interaktiven Karte zu gelangen:

Anstehen lohnt sich schon aber schon ab Montag vor dem Festivalstart: Dann gibt bereits Karten für alle Filme im Friedrichstadtpalast (Achtung, harte Sitze!), im Hebbel am Ufer (Achtung, Theaterpublikum!), außerdem für die Vorstellungen am Abschlusstag mit vielen Publikumspreisen (unter anderem der Tagesspiegel-Leserjury) und für alle Filme in den Kiezkinos. „Los conductos“ am Abschlusstag im International sowie vorher in Schöneberg sind also schon zu haben – übrigens auch in dem Kino selbst, aber erst nachmittags. Logisch, oder?

[Lesen Sie mehr auf Tagesspiegel.de: Die beliebte Vorverkaufsstelle im Haus der Berliner Festspiele ist abgeschafft – Fans aus der City West sind frustriert.]

4. Schnell einloggen
Auf der Homepage kann man ab 10 Uhr Karten ohne Anstehen erstehen, aber die Kontingente sind klein. Die Online-Tickets können zu Hause ausgedruckt werden oder werden als mobiles Ticket zugestellt. Einfacher und nur mit kleinen Schlangen geht es – auch drei Tage im Voraus – an Konzertkassen. Hier kostet das Kinoerlebnis aber zwei Euro Aufschlag – und die Karten sehen nicht nach Kinoerlebnis aus.

5. Richtig kaufen
Jetzt geht’s wirklich los: Wer am Sonnabend, den 22.2. tatsächlich bei der weltweiten Erstaufführung von „Los conductos“ dabei sein will, geht am kommenden Mittwoch besser später zur Arbeit. Und kommt lieber eine Stunde vor Kassenöffnung, um nur zwei oder drei Stunden zu warten.

6. Gut vernetzen
Jeder darf nur zwei Karten pro Film kaufen. Also die Vorderfrau in der Schlange fragen: „Bringst du mir zwei Mal ‘Los conductos‘ mit?“ Die kann man dann für andere Filme tauschen oder Freunde mitnehmen. Öffentlich weiterverkaufen darf man die Karten eigentlich nicht. Aber die Berlinale ist hier ganz Publikumsfestival.

Wer Tickets will, muss Schlange stehen.
Wer Tickets will, muss Schlange stehen.
© Mike Wolff

7. Freunde einladen
Für Berlinale-Fans gilt die mathematische Mehrheitsformel: Je größer der Kreis an Mitkäufern und Tickettauschern ist, desto höher sind die Chancen auf alle Filme, die man sehen will. Eigentlich ganz einfach – wenn’s nicht so kompliziert wäre.

8. Vorletzte Chance: die Tageskasse
Ein kleines Kontingent gibt es an der Tageskasse des Kinos, in dem der Film läuft. Jedes Kino hat eine andere Öffnungszeit – alles andere wäre auch zu praktisch. „Los conductos“ läuft erstmals am Sonnabend, den 22.2. um 12.30 Uhr im Cinemaxx am Potsdamer Platz. Die Kasse hier öffnet bereits um 8.30 Uhr. Bis zum Film kann man dann noch versuchen, hier ein gutes Restaurant zu finden.

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9. Letzte Chance: der Spontankauf
Vor Filmbeginn findet sich vor dem Kino meist noch jemand, der ruft: „Will jemand noch eine Karte für ‘Los conductos‘?“ Dann einfach „Ich!“ rufen (oder besser: „Icke!“) und Glück gehabt haben.

10. Selber Film, neues Glück
Premiere verpasst? Fast kein Problem. „Los conductos“ läuft erneut am Sonntag, 23.2. im Cubix am Alexanderplatz. Der Verkauf dafür startet also am Donnerstag. Dann geht alles von vorn los.

Und drei weitere Chancen gibt es auch noch. Und mehr als 300 weitere Filme mit ihrem ganz eigenen Vorverkaufs-Drama.

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