Bargeld-Debatte: Der Pfennig spukt noch in den Köpfen
In der Stadt Kleve sollen die Ein- und Zwei-Cent-Stücke verbannt werden. Unser Autor Bernd Matthias schreibt darüber, warum das ganz sinnvoll ist.
Selten ist so viel über Bargeld geredet worden. Es gibt ziemlich einflussreiche Kreise, die es loswerden wollen. Dänemark geht voran und will die Notenpresse ganz abschalten. Die deutsche Regierung erwägt, Bargeldgeschäfte über 5000 Euro zu verbieten, und die Europäische Zentralbank will den 500-Euro-Schein abschaffen – der Verdacht ist nicht unberechtigt, dass der Kampf gegen Terrorismus und Geldwäsche als vorgeschobenes Argument beim Einstieg in den leicht totalitär müffelnden Fiskalsozialismus dient.
Die Stadt Kleve hat garantiert andere Gründe für ihre Initiative. Sie möchte nämlich die Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus dem Alltag verbannen, also das nachahmen, was im benachbarten Holland schon längst normal ist; auch in Dänemark gibt sich an den Supermarktkassen niemand mehr mit den ganz kleinen Öre-Münzen ab, sondern es wird ohne Getue auf- oder abgerundet.
In Berlin stößt diese Idee auf wenig Resonanz. Aber warum? Richtig ist zweifellos, dass sich in jeder Geldbörse ein gewichtiger Bodensatz von Kleinstgeld ansammelt, der nur mit viel zeitraubendem Gewurstel wieder abzubauen ist – oder damit, dass diese Münzen als totes Depot in der Schublade enden. Wer nicht schon mal in der Supermarktschlange stöhnend darauf gewartet hat, dass weiter vorn jemand seine Cent-Bestände ordnet, der war noch nie einkaufen.
Der Pfennig spukt durch unsere Köpfe
Ein Missverständnis bestimmt die Debatte: Es geht nicht darum, alles teurer zu machen, sondern darum, dass die Preise an der Kasse addiert werden – und wenn dann am Ende krumme Cents übrig bleiben, fallen nur die unter den Tisch. Mal zugunsten der einen, mal der anderen Seite. Doch offenbar steht ein massives historisches Argument im Weg. Denn der Deutsche ist den kleinsten seiner Münzen innig verbunden. Der 2002 eigentlich verschwundene Pfennig spukt konstant durch unsere Köpfe, denn er legt den kategorischen Imperativ des Vermögensaufbaus fest: Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.
Schwer vorstellbar, dass wir auf diesem Hintergrund den ja doppelt so wertvollen Cent einfach so aufgeben würden. Aber vielleicht als Spende? Wenn jemand eine Idee hätte, wie man sie einsammelt, die Ein- und die Zwei-Cent-Münzen – das wäre doch mal eine Berliner Initiative.
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