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Stadionträume. So könnte eine neue Hertha-Arena aussehen.
© Simulation: dpa

Debatte um Stadionneubau: Das Schweigen von Hertha BSC

Ohne Vertreter des Bundesliga-Fußballklubs diskutierte die CDU in Westend über das geplante neue Stadion. Zur Bürgerversammlung war Hertha nicht geladen.

Hertha BSC spricht zu wenig über seine Pläne für ein neues Fußballstadion – darin waren sich mehr als 150 Teilnehmer einig beim Diskussionsabend, zu dem der Berliner CDU-Abgeordnete Andreas Statzkowski und der CDU-Ortsverband Westend am Mittwoch eingeladen hatten.

Das Bedürfnis an Informationen und dem Meinungsaustausch war so groß, dass die Sitzplätze in der Aula der Charles-Dickens-Grundschule nicht für alle reichten. „Wir machen die Arbeit, die eigentlich Hertha machen müsste“, sagte beispielsweise der Vorsitzende des Vereins IG Ruhleben, Johannes Zurl. Der Bundesligist sei „nicht auf die Anwohner zugegangen“.

Diesen Vorwurf bestätigte Hans-Joachim Fenske (CDU), Vorsitzender des Sportausschusses in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf. „Wir erfahren alles nur aus der Presse.“ Der Ausschuss tagte ebenfalls am Mittwoch im Rathaus Charlottenburg. Hertha BSC sollte dabei sein .Doch laut Fenske „hat ein Verantwortlicher die Einladung abgelehnt“, zu diesem Ausschuss zu kommen.

Das Bezirksamt „kann die BVV nicht informieren", beklagte Arne Herz, der Moderator des Abends. Er ist Stadtrat in der City West und Vorsitzender der CDU Westend. Der Chef der Hertha BSC Stadion GmbH, Klaus Teichert, habe nur einmal vertraulich mit den Bezirksstadträten gesprochen.

Auf Nachfrage eines Hertha-Fans gaben die CDU-Politiker zu, dass der Klub beim Bürgergespräch nicht eingeladen war. Angesichts der bisherigen Verweigerungshaltung habe man das für sinnlos gehalten. Außerdem gehe es primär um das Gespräch mit Anwohnern.

Hertha war nicht eingeladen - sinnlos, so die CDU-Politiker

Andreas Statzkowski kündigte an, die Berliner CDU-Fraktion werde sich Anfang Mai treffen, um „eine gemeinsame Position zu formulieren“. Als Vertreter der Menschen in seinem Wahlkreis Westend lehne er eine neue Fußball-Arena weiterhin ab.

Aus dem Publikum meldete sich der SPD-Abgeordnete und Sportpolitiker Dennis Buchner zu Wort. Ausnahmsweise müsse er der parlamentarischen Opposition zustimmen. Bisher „gibt es nur eine Idee von Hertha“. Zu den wichtigen Fragen gehöre, ob das Olympiastadion ohne regelmäßige Bundesligaspiele „noch wirtschaftlich betreibbar“ sei. Natürlich könne sich Hertha BSC eine andere Spielstätte suchen, sagte Buchner. Für ihn zeigte die Diskussion jedoch, dass „der Olympiapark offensichtlich nicht infrage kommt“.

Mieter kündigen Widerstand an

Für die Anwohner der Sportforumstraße stellte deren Sprecher Markus Schirrmeister klar, man wolle sich „mit allen Mitteln“ gegen eine Verdrängung wehren. Bisher wohnen dort 86 Menschen in 24 großen Wohnungen in sechs Häusern. Die Siedlung steht dem möglichen neuem Stadion im Weg. Der Eigentümer, die Bau- und Wohngenossenschaft 1892, besitzt laut Schirrmeister keine geeigneten Ersatzwohnungen. Inzwischen habe die Genossenschaft signalisiert, dem Abriss nicht zuzustimmen – sie plane sogar Neubauten in der Straße.

Vor Zugeständnissen der Landesregierung warnte der Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler in Berlin, Andreas Kraus. Wegen der „unbefriedigenden“ Informationslage könne man nur spekulieren. Klar sei, dass Hertha BSC „keine öffentlichen Zuschüsse braucht“.

Christian Hönig vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wandte sich gegen die Idee, Ersatzwohnungen auf den sogenannten Baumannschen Wiesen nahe dem Olympiapark zu bauen. Durch die „wachsende Stadt“ gehe immer mehr Natur verloren. Johannes Zurl von der IG Ruhleben betonte, die Wiesen seien eine geschützte Grünanlage. Er erinnerte an den BVV-Beschluss zur Erhaltung aller Grünflächen und Kleingärten in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Anwohner lehnen Wohnungsbau am U-Bahnhof ab: "geschützte Grünanlage"

Der Bezirkssportbund möchte das Olympiagelände im Wesentlichen „so lassen, wie es ist“. Der Vorsitzende Andreas Hilmer wünscht sich mehr Flächen für weitere Sportvereine.

Wären ohne Hertha BSC mehr Konzerte im Olympiastadion möglich? Andreas Statzkowski widersprach: Wegen des Lärmschutzes habe das Berliner Verwaltungsgericht geurteilt, dass „die Zahl der Veranstaltungen nicht zunehmen kann“.

Debatte zum Olympiapark am Donnerstag

Am heutigen Donnerstag gibt es auch eine Veranstaltung der Berliner Grünen zur Zukunft des Olympiaparks ab 19 Uhr in der Bildungsstätte der Landessportjugend, Hanns-Braun-Straße 27. Hagen Stamm, Chef der Wasserfreunde Spandau, nennt es das "schönste Sportgelände der Welt." Hier der Tagesspiegel-Rundgang.

Lesen Sie mehr zur Stadiondebatte im Tagesspiegel

- Sommer 2017: "Einem Stadionneubau möchten wir nicht im Wege stehen", sagt der Eigentümer der umstrittenen Wohnanlage am Rand des Olympiaparks. Potenziellen neuen Mietern werde inzwischen auch klipp und klar gesagt, dass sie sich nicht unbedingt auf ewig einrichten dürften. „Es gibt die Vereinbarung, dass Hertha uns die Häuser abkauft, wenn es zum Stadionbau kommtLesen Sie hier den Tagesspiegel-Text aus dem Sommer 2017.

- Frühsommer 2018: 1100 Fahrradstellplätze am Hertha-Stadion geplant. Näher ran an die U-Bahn, Vorbild Bilbao, privates Geld für den Neubau. Details zur Stadiondebatte im Abgeordnetenhaus. Hier der Tagesspiegel-Text.

- Mai 1998: "Stadionneubau ist die beste Lösung". Enges Stadion, keine Laufbahn, Denkmalschutz, Standort Olympiapark - alles schon mal dagewesen. "Neubau wäre die beste Lösung", sagte der Senator. Hier der Tagesspiegel-Text.

- Herbst 2018: Anwohner wehren sich gegen Stadionneubau von Hertha BSC. Schon jetzt sei es laut - nicht nur durch Fußball. Der Tagesspiegel-Text, die Leserdebatte.

- Herbst 2018: Umbau des Olympiastadions ist endgültig vom Tisch. Hier der Tagesspiegel-Text.

- Frühsommer 2018: Manager Michael Preetz über das neue Stadion. Hier das Tagesspiegel-Interview.

- Sommer 2018: Olympiastadion-Umbau wäre teuer und "suboptimal". Sportsenator Andreas Geisel sieht Umbau des Olympiastadions selbst skeptisch. Hertha sagt: "Wir sehen uns als gute Nachbarn." Hier der Tagesspiegel-Text.

- Frühsommer 2018: „Das sind gut kalkulierbare Risiken“. Herthas Finanzchef Ingo Schiller möchte den Olympiapark beleben und glaubt, dass der Verein ein eigenes Stadion finanzieren könnte. Auch einen Namenssponsor soll es geben. Hier das Tagesspiegel-Interview.

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