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Alt und neu nebeneinander. So sieht Herthas Wunschlösung aus, ein neues Stadion im Olympiapark.
© Imago/Matthias Koch

Neubau im Olympiapark: Warum Berlin Herthas Stadionpläne unterstützen sollte

Das Olympiastadion ist einfach zu groß für Hertha BSC. Es ist Zeit für eine Veränderung. Da sollte der Berliner Senat nicht im Weg stehen. Ein Kommentar.

Wenn Hertha BSC ein spielender Beweis für etwas ist, dann dafür: Fußball ist ein gesellschaftliches Ereignis. Zusammen feiern, zusammen leiden, auch darum geht es. Wie aber soll dieses Erlebnis seine ganze Intensität entfalten, wenn Zuschauer von Darstellern durch eine Laufbahn getrennt werden? Wenn das Blickfeld nicht nur von grünen Grashalmen, sondern auch von leeren grauen Sitzreihen bestimmt wird? Selbst wenn der Berliner Bundesligist aufs Tor zur Champions League zurennt – die Zuschauer strömen nicht nach. Das Olympiastadion erlebt seine größten Momente beim ausverkauften DFB-Pokalfinale. Für Hertha ist es zu groß. Es ist also Zeit für eine Veränderung.

Anstatt hunderte von Millionen Euro in ein Bauwerk zu investieren, das im Jahresschnitt ganze 18 Mal benutzt wird, sollte die Hertha mit einer intelligenten Kartenpreistaktik dafür sorgen, dass das Olympiastadion immer ausverkauft ist, wenn sie dort spielen.

schreibt NutzerIn W.Wang

Hertha in einem vollen Stadion, auch gegen Ingolstadt. So könnte es in acht Jahren kommen. Dann will der Verein in einem eigenen, kleineren Stadion spielen. Wenn Berlin noch etwas auf sich als Stadt der Mieter hält, sollte der Senat auch einen seiner prominentesten Mieter unterstützen. Und Hertha beim Bau eines neuen Stadions auf dem Olympiagelände entgegenkommen. Alles andere sähe beleidigt aus. Das Olympiastadion ist eine Arena aus einer anderen Zeit. Es wird nicht jünger, es wird nicht enger, ein Umbau würde die Zuschauer im Oberring nicht näher an die Spieler heranbringen.

Und das Olympiastadion - wird zum Kolosseum?

Was wird dann aus dem Olympiastadion? Ein Platz in den Top 10 der zehn größten Sportdenkmäler der Geschichte zwischen Circus Maximus und Kolosseum? Das muss nicht die Sorge von Hertha BSC sein. Es ist auch ein schwaches Argument, Hertha im Olympiastadion halten zu wollen, weil doch so viele Steuermillionen in die Sanierung gesteckt wurden. Das Stadion wurde für die WM 2006 saniert, nicht für Hertha BSC.

Das Olympiastadion wird weniger ausgelastet, damit muss die Stadt leben. Und es wird schwer, großartige Nutzungskonzepte zu entwickeln. Ein deutsches Wembley, in dem alle Heimländerspiele der Nationalmannschaft ausgetragen werden, könnte eine Idee sein. Das Olympiastadion ist jedenfalls nicht nur geschichtsträchtig. Es ist auch gegenwärtig. Im nächsten Jahr finden hier die Leichtathletik-Europameisterschaften statt. So ist das Olympiastadion auch Berlins Versicherung gegen eine Monokultur des Sports.

Friedhard Teuffel

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