Berlins "Stabi" erfindet sich neu: Generalsanierung in beiden Häusern und bald freier Eintritt
Die Baustellen der Staatsbibliothek zu Berlin: Das Haus Unter den Linden schließt bis Frühjahr, im Kulturforum sanieren Gerkan, Marg und Partner.
Regennass glänzt der Gehweg vor dem historischen Gebäude der Staatsbibliothek Unter den Linden auf dem Foto, das ihre Generaldirektorin am Dienstagmorgen twitterte. Der Baustellentunnel gehörte über Jahre zur Stadtmöblierung – jetzt ist er abgebaut, berichtet Barbara Schneider-Kempf. Ein Zeichen dafür, dass es vorangeht auf den Baustellen der Berliner Staatsbibliothek.
Bis zur vollständigen Fertigstellung des generalsanierten und modernisierten Stammhauses von 1914 vergehen allerdings noch etliche Monate. Die Gesamteröffnung Unter den Linden, wo 2012 unter anderem schon der von dem Stuttgarter Architekten HG Merz entworfene neue Lesesaal präsentiert wurde, wird für das Frühjahr 2020 angekündigt.
Schließung für fünf bis sechs Monate
Zuvor schließt „Haus 1“ ab dem 1. November vollständig, fünf bis sechs Monate lang werden dann die 400 Mitarbeitenden und die Bestände umziehen: in neue Arbeits- und Büroflächen, in die 700 Quadratmeter des neuen Informationszentrums mit 50 000 Bänden Literatur, in die fünf Lesesäle der Sonderabteilungen mit insgesamt 1420 Quadratmeter Fläche und 230 Arbeitsplätzen. Für die breitere Öffentlichkeit entstehen ein gut 1000 Quadratmeter großes Museum zur Geschichte der Staatsbibliothek und eine großzügige Cafeteria mit Buchshop. Die Gesamtkosten der seit 2005 laufenden Generalsanierung liegen bei 470 Millionen Euro.
Ausweichquartier für die Nutzerinnen und Nutzer des Altbaus ist das Haus am Kulturforum in der Potsdamer Straße. In dem 1967 bis 1978 nach Plänen Hans Scharouns und seines Mitarbeiters Edgar Wisniewski errichteten Bau fand in den Jahren 2006 bis 2016 eine aufwendige Asbestsanierung statt: Die verbauten asbesthaltigen Stoffe wurden entfernt, Klimaanlagen saniert, Böden und Decken erneuert, Regale und Bestände gereinigt – alles bei laufendem Betrieb und mit einem Staub-Nachschlag Ende 2018.
Scharoun-Bau wird denkmalgerecht saniert
Doch auch „Haus 2“ bekommt jetzt noch einmal eine Generalsanierung. Soeben wurde der Architekturwettbewerb für das Haus am Kulturforum entschieden, den Zuschlag erhielten die gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner. Die Pläne sehen vor, den Scharoun-Bau, eine Ikone der Architektur der Moderne und des Bibliotheksbaus, „ auf die Bedürfnisse einer Bibliothek des 21. Jahrhunderts hin weiterzuentwickeln“, wie Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Bauherr, erklärte.
Ebenso funktional und barrierefrei wie denkmalgerecht saniert und umgestaltet werden das Foyer und das Obergeschoss der Staatsbibliothek, aber auch der Teil des Gebäudes, in dem das Ibero-Amerikanische Institut untergebracht ist. Die Gesamtnutzungsfläche des Auftrags beträgt 67 000 Quadratmeter, einen offiziellen Zeit- und Kostenplan gibt es noch nicht. Ihn zu ermitteln, sei eine der Aufgaben von gmp, heißt es auf Nachfrage.
Ein Café im Foyer und eine Passage zum Dietrich-Platz
Wie das Haus Unter den Linden soll sich der Scharoun-Bau „noch mehr als bisher, über die Fachöffentlichkeit hinaus, mit ihren Angeboten und Veranstaltungen zur Stadtgesellschaft hin öffnen“, erklärte Generaldirektorin Schneider- Kempf, die bis Dezember 2020 im Amt ist. Im Entwurf von Gerkan, Marg und Partner sei dies durch die Neugestaltung des Foyers angelegt: Dort zieht ein öffentlich zugängliches Café ein, das durch eine Passage vom Marlene-Dietrich-Platz mit dem Kulturforum verbunden ist.
Bei alledem soll auch weiterhin der Bibliotheksbetrieb „in Teilbereichen aufrechterhalten bleiben“. Und das bei verlängerten Öffnungszeiten ab dem 1. Oktober dieses Jahres: Das Haus wird dann von Montag bis Sonnabend von acht bis 22 Uhr geöffnet sein. Vor der Schließung ab November gelten Unter den Linden die alten Zeiten, ab dem kommenden Frühjahr sollen sie ebenfalls erweitert werden.
Gebührenfreiheit ab 1. Oktober
Zum neuen Konzept der Staatsbibliothek gehört auch, dass die Bibliotheksausweise ab dem 1. Oktober gebührenfrei sind. Bisher kostete ein Jahr 30 Euro und ein Monat zwölf Euro. Am morgigen Donnerstag aber haben alle Stabi-Mitarbeitenden eine Verschnaufpause: Dann schließen alle Standorte wegen der jährlichen Betriebsausflüge für einen Tag.
Amory Burchard