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Besucher können unter anderem in einem Tornado probesitzen.
© Wolfgang Kumm/dpa

Internationale Luftfahrtausstellung 2016: Zehn Gründe für einen Besuch der ILA - und ein paar dagegen

Die traditionsreichste Luftfahrt-Messe der Welt öffnet am Freitag in Schönefeld ihre Tore für alle Interessierten. Hier ein paar – sehr subjektive - Besuchertipps.

Die alle zwei Jahre stattfindende „ILA Berlin Air Show“ ist in diesem Jahr etwas kleiner als in den vergangenen Jahren. Die Zahl der Aussteller sank gegenüber 2014 von rund 1200 auf gut 1000. Auch ist die Messe insgesamt um zwei auf vier Tage verkürzt. Der Sonntag als Publikumstag wurde gestrichen. Dafür hat die ILA am Freitag erstmals länger, von 10 bis 20 Uhr, geöffnet. Am Sonnabend immerhin bis 18 Uhr.

Dass die ILA ein geschrumpft ist, mag manchen Verantwortlichen bei der Messe Berlin, die die wirtschaftliche Verantwortung trägt, wurmen. Für Besucher könnte es ein Vorteil sein, denn die Ausstellungsfläche ist identisch geblieben. Womöglich gibt es etwas weniger Gedränge. Wer noch eine Entscheidungshilfe braucht: Unsere Redakteure waren an den Fachbesuchertagen schon da. Hier zehn völlig subjektive Argumente, die aus ihrer Sicht für einen Besuch der ILA 2016 sprechen. Und ein paar wenige dagegen.

Für einen ILA-Besuch spricht…

1. Das Wetter. Fachbesucher und Piloten hatten am Eröffnungstag Mittwoch und Donnerstag noch mit Regen zu kämpfen. Diverse Flugmanöver mussten kurz vor dem Start abgesagt werden. Für Freitag (3. Juni) aber sind mehr als 11 Stunden Sonne bei angenehm moderaten Spitzentemperaturen von 26 Grad Celsius und einer trockenen Brise von Osten vorhergesagt (Stand Donnerstagabend). Und Sonnabend soll es nicht schlechter werden.

2. Das Flugprogramm. Den ganzen Tag über gibt es etwas zu sehen. Vor allem die Bundeswehr, die Nachwuchs und Fachkräfte für sich begeistern will, bringt fast alles, was sie hat, in die Luft. Sie veranstaltet Luftparaden mit bis zu 19 Jets und Hubschraubern gleichzeitig, Manöver zur „Sicherung des Luftraums“ oder zur Waldbrandbekämpfung. Besonders laut und beeindruckend ist die Präsentation des Jägers Eurofighter Typhoon (an beiden Tagen für 15 Uhr angesagt). Jeweils gegen 16.30 Uhr zeigt die polnische Luftwaffe, was in ihrem von Russen gebauten Kampfjet MiG-29 steckt. Träger von Herzschrittmachern und Hörgeräten seien hiermit gewarnt.

Gäste werden auch überrascht sein, wie wendig sich zivile Passagiermaschinen wie der A350 in der Luft bewegen können. Das ist schön anzuschauen – wenn man nicht als Tourist an Bord sitzt. Seit vielen ILAs dabei und immer einen Blick wert: Die Show der Flugstaffel Patrouille Suisse (17.30 Uhr am Freitag, Samstag um 17.00 Uhr).

3. Das Veranstaltungsprogramm. Auch am Boden ist sehr viel zu sehen: Vom Copter-Race (Freigelände - Display G), wo Piloten ihre Drohnen mehrfach am Tag über einen Parkour jagen, bis zu den Auftritten des Polizeichorchesters „Big Band“ und der „Blasmusikformation“ (ab beiden Tagen mit Pausen zwischen 11 und 14 Uhr, nahe Eingang Ost).

Eher für jüngere Semester interessant sind Infoveranstaltungen wie „Wege in den Traumberuf in der Luft- und Raumfahrt“ (CareerCenter) oder Technik-Workshops für Schüler (Halle 1, Stand 110, zum Beispiel am Freitag ab 11.30 Uhr). Am Freitag veranstaltet die Raumfahrtagentur ESA im "Space Pavilion" einen „Astronauts‘ Day“ (13.30 bis 20 Uhr, Halle 4).

4. Der Nachbau des Lilienthal-Gleiters. Man sieht sozusagen den Urahn aller Flugzeuge auf der Messe. Der Gleiter ist in einem separaten Pavillon (neben Halle 4, Richtung Eingang West) aufgehängt, man kann sich darunter stellen und sich vorstellen, wie es wäre, selbst in der Konstruktion zu hängen und einen Berg hinabzugleiten. So bekommt man ein Gefühl dafür, wie viel Mut und Kraft es gekostet haben dürfte, sich in die Lüfte zu schwingen. In dem durchsichtigen Pavillon wird es bei Sonnenschrein allerdings sehr heiß.

5. Der zweistöckige Airbus-Jumbo A380 von Emirates. Allein schon die Stufen hinauf in die Kabine des größten Passagierfliegers der Welt zu steigen, ist ein Erlebnis. Von dort hat man einen prächtigen Blick auf die gewaltigen Triebwerke. Im Innern sieht man, was eine Airline aus Arabien unter "schön" versteht. Vor allem in Business und First Class dominieren Wurzelholz-Imitat und funkelnde Messing-Optik. Aber Platz hat man ohne Ende! Vor allem im Badezimmer mit Toilette, separater Dusche und Fußbodenheizung. Wer ein Flugticket für den A380 bei Emirates kauft, bekommt übrigens nur für fünf Minuten heißes Wasser, dann ist es vorbei.

Noch ein paar Gründe für den Besuch der ILA

6. Der Space Pavilion. Von den Sonden und Rovern, die in den Weiten des Kosmos für uns forschen, sieht man in Halle 4 ein paar Nachbauten - und kann wenigstens in Gedanken auf spannenden Missionen dabei sein. Dazu einige Starthilfen - Modelle von Raketen und Bauteile von Triebwerken. Sie vermitteln eine Ahnung davon, wie viel Power nötig ist, um die Erde zu verlassen und ins All vorzustoßen. Die Objekte stehen in schummrigem Licht. Wirkt spacig und szenig wie in einer Großstadtdisko.

Vor der Halle steht ein mit 17 Metern Höhe weithin sichtbares Modell der neuen Ariane-6-Trägerrakete. Die „echte“ Ariane freilich ist vier Mal so groß.

7. Militärflieger auf dem „Display“ am Flugfeld. Dort speziell die Warbirds, historische Flieger aus dem 2. Weltkrieg, wie der einsitzige Jäger Messerschmitt Me Bf 109 oder der erste (und letzte) Düsenjet der Wehrmacht, die Messerschmitt Me 262. Beide sind auch in der Luft zu sehen (Freitag um 18 Uhr, Samstag ab 10 Uhr). Zudem gibt es auch jüngere Oldtimer der Bundesluftwaffe zu sehen und mehrere Exemplare des Multifunktionsjets Tornado.

Weitere Highlights sind die insgesamt drei Exemplare des Militärtransporters A400M, um den es so viele Diskussionen gab. Den darf man auch von innen besichtigen. Und er steht direkt neben einer alten Transall-Transportmaschine, damit jeder sieht, dass der A400M doch ein Fortschritt ist. Drolliges Detail ist das groß aufgestellte Emblem des Lufttransportgeschwaders 62 (LTG 62) aus Wunstorf in Niedersachen, wo die A400M stationiert sind. Es zeigt einen Storch mit verbundenen Augen. Dort denkt man wohl: „Augen zu und durch!“

Die Bundeswehr ist die größte Ausstellerin und bringt was alles in die Luft, was sie hat.
Die Bundeswehr ist die größte Ausstellerin und bringt was alles in die Luft, was sie hat.
© Wolfgang Kumm/dpa

8. Überhaupt die ILA-Gäste vom Militär. Ganz klar: Für zu leidenschaftliche Pazifisten ist die ILA nicht der richtige Ort. Alle paar Meter begegnet man einer Frau oder einem Mann in Uniform oder im Overall, garniert mit Rangabzeichen und Aufnähern von Verbänden oder Manövern. Allein Luftwaffe und Heer der Bundeswehr haben rund 600 Soldatinnen und Soldaten vor Ort. Fast alle sind aber ansprechbar und betont freundlich, sie erzählen freimütig von ihrem Arbeitsalltag oder den Geräten (nicht nur Waffen), die sie bedienen.

Man muss nicht an der Waffe gedient haben oder ein Kriegsfreund sein, um hier spannende Gespräche zu führen. Auch andere Länder haben ihre Truppen entsandt: Amerikaner, Briten, Polen, Inder zum Beispiel. Und wer nur schauen und staunen will: Manche dieser Frauen und Männer in Uniform sehen einfach nur interessant, mache(r) würde sogar sagen „cool“, aus.

9. Die umweltfreundlichen Technologien. Logisch, dass die Industrien alles besonders groß präsentiert, was ihr hilft, von dem Image als Umweltverschmutzer loszukommen. Nicht alles wird schon morgen flächendeckend eingesetzt. In der Branche hat aber tatsächlich ein Umdenken stattgefunden, da die Kunden (als Fluggesellschaften zum Beispiel) unbedingt Sprit sparen wollen. Am Freitag gibt es dazu eine eigene Konferenz auf der ILA „Neuartige öko-effiziente Technologien“. Am Freitag diskutieren Airbus-Ingenieure auch mit Interessierten. Das Thema: „Der Airbus A320neo im Praxis-Check– Ökoeffizienz vs. Passagierkomfort?“ (Samstag, 12 Uhr, CareerCenter, Halle 1).

10. Der Blick zum BER-Terminal. Das ist unser vorerst letztes gutes Argument für einen Ausflug nach Schönefeld. Schemenhaft in der Ferne kann man ihn vom ILA-Gelände sehen. Es gibt ihn wirklich! Oder spielt die flirrend heiße Luft an den beiden hoffentlich sonnigen Tagen einen Streich? Ist es doch nur… eine Fata Morgana?

Keine Extrawurst: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) holt sich am Donnerstag ein Mal Curry-Pommes. Kulinarisch ist auf der ILA nicht viel zu erwarten und die Preise sind gepfeffert.
Keine Extrawurst: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) holt sich am Donnerstag ein Mal Curry-Pommes. Kulinarisch ist auf der ILA nicht viel zu erwarten und die Preise sind gepfeffert.
© Ralf Hirschberger/dpa

Und gegen einen ILA-Besuch spricht…

Die nur halb gute Ausschilderung bei einem Besuch mit dem Auto. Das Navi-System bietet nur eine Orientierung (Messestraße 1, 12529 Schönefeld – Ortsteil Selchow). Je nach Uhrzeit muss man sich von den Schildern (10.000 Stellplätze auf P1) und nicht immer gut informierten Platzanweisern leiten lassen. Mitunter sind große Umwege nötig. Mit Stau ist zu rechnen. Lieber mit der Bahn bis S-Schönefeld oder U-Rudow anreisen. Shuttle-Busse stehen bereit, die Nutzung ist im Ticketpreis (22 Euro, Ermäßigungen möglich) inbegriffen. Hier eine Übersicht für die Anreise auf zwei Seiten zum Ausdrucken.

Die überschaubar große Zahl der aufgestellten Toiletten dürfte nicht genügen, um einen gewaltigen Besucheransturm ohne längere Wartezeiten zu verkraften. Auch gibt es nicht an jeder Ecke einen Mülleimer oder Papierkorb, was womöglich auch Sicherheitsgründe hat.

Auch vom kulinarischen Angebot darf man nicht viel erwarten. Hot-Dogs oder eine Nudelpfanne gibt es an jeder Ecke zu recht gepfefferten Preisen. Auch Getränke sind teurer als im Durchschnittslokal.

Aber das alles soll die Stimmung nicht grundsätzlich trüben. Die ILA Berlin Air Show ist die traditionsreichste Luftfahrtmesse der Welt. Kein Luxus-Esoterik-Festival.

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