In die Wüste geschickt: Airbus liefert ersten A350 nach Katar
"Wir sind stolz", sagt die Vertreterin der Bundesregierung. "Mehr als ein großer Tag für Airbus", sagt ein Airbus-Vorstand. Der Flugzeughersteller hat in Toulouse seine erste Maschine vom Typ A350 ausgeliefert
Der europäische Flugzeughersteller Airbus hat am Montag das erste Exemplar seines neuen Flaggschiffes, des A350, an den Erstkunden Qatar Airways ausgeliefert. Im Streit mit der Bundesregierung um die zweite Kreditrate für die Entwicklung des zweistrahligen Langstreckenjets hofft man weiter auf eine Einigung.
Wie berichtet, hält die Bundesregierung die zweite Hälfte des Kredits für Airbus – rund 600 Millionen Euro – zurück, weil man einen größeren deutschen Anteil an Entwicklung und Produktion des A350 fordert. „Ich bin verhalten optimistisch, dass wir eine Lösung hinkriegen“, sagte Konzernchef Tom Enders dem Tagesspiegel. Airbus hatte in der Vergangenheit betont, dass der A350 rund 4000 Jobs in Deutschland sichere und der Entwicklungsanteil deutlich über dem versprochenen Drittel liege. Bug- und Heckteil des Rumpfes sowie das vertikale Leitwerk werden in Hamburg und Stade gebaut, die in Großbritannien gefertigten Tragflächen in Bremen ausgestattet.
Die Beauftragte der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries (SPD), gratulierte Airbus zum Erfolg: „Dieses Flugzeug ist ein Meilenstein in der Geschichte der europäischen Luftfahrtindustrie.“ Nie zuvor sei Fliegen öko-effizienter, leiser und komfortabler gewesen. „Wir sind stolz, dass Airbus mit Unterstützung der deutschen Zulieferindustrie und den Luftfahrtforschungseinrichtungen unseres Landes das A350 XWB-Programm erfolgreich entwickeln konnte.“
„Das ist mehr als ein großer Tag für Airbus“, sagte der Chef der Flugzeugsparte des Konzerns, Fabrice Brégier. Der A350 zum Listenpreis von rund 295 Millionen Dollar zielt auf einen Markt, der in den kommenden Jahren mehr als 5000 Flugzeuge nachfragen dürfte. 778 Maschinen konnten bereits an 41 Airlines verkauft werden. Mit dem Modell schließt Airbus auch in dieser Kategorie zum amerikanischen Erzkonkurrenten Boeing auf. Der hatte mit dem „Dreamliner“ früher als die Europäer auf einen neuartigen, überwiegend aus Kunststoffmaterialien konstruierten Jet gesetzt, dann aber mit dessen „Kinderkrankheiten“ kämpfen müssen. Airbus hatte im ersten Anlauf 2004 zunächst eine modernisierte Variante des bewährten A330 geplant, war damit bei den Airlines aber auf wenig Nachfrage gestoßen. Erst daraufhin dachte man um und entwickelte einen Konkurrenten zur Boeing 787, der bisher 1055-mal verkauft wurde. So verzögerte sich die ursprünglich für 2011 geplante Erstauslieferung bis jetzt.
Doch zuletzt war alles im Plan. Der Erstflug erfolgte Mitte 2013 und nach dem kürzesten Zulassungsprozess der Flugzeuggeschichte wurde die erste Maschine wie versprochen vor Jahresende ausgeliefert. Dass es zuletzt noch eine einwöchige Verzögerung gab, lag nicht an Airbus, räumte Qatar-Airways-Chef Akbar Al-Baker ein. Er hatte Nachbesserungsforderungen an einen Lieferanten von individuellen Ausstattungsteilen gestellt. Qatar Airways ist mit insgesamt 80 Maschinen auch größter A350-Kunde und wird das neue Modell ab dem 15. Januar zunächst auf der Route zwischen Doha und Frankfurt am Main einsetzen. Al-Baker bezeichnete den Jet als ein „Dekaden-Design“. Er sei „das modernste Flugzeug, das wir in den kommenden zehn Jahren sehen werden“. Das Modell besteht zu 53 Prozent aus Kunststoff, was den Jet leichter und wartungsfreundlicher als frühere Alu-Modelle macht. Geradere Seitenwände, größere Fenster und eine neuartige Klimaanlage, von der die Kabinenluft alle zwei bis drei Minuten erneuert wird, sorgen für mehr Passagierkomfort. Die neueste Generation des Trent-Triebwerks von Rolls-Royce sorgt für einen um 25 Prozent reduzierten Treibstoffverbrauch. Der Prüfstand für den Antrieb der größeren Version A350-1000, die ab 2017 ausgeliefert wird, wurde kürzlich im Brandenburgischen Dahlewitz am südlichen Berliner Stadtrand eröffnet.
Auch am weltweit größten Passagierjet, dem A380, will Brégier trotz jüngster kritischer Äußerungen aus dem Konzern festhalten. Obwohl in diesem Jahr nur 20 Exemplare an eine Leasinggesellschaft verkauft werden konnten, soll der A380 mit maximal 963 Sitzen im kommenden Jahr in die Gewinnzone fliegen, erklärte Brégier. Insgesamt hat Airbus bisher nur 318 A380 verkaufen können, allein 140 an den Großkunden Emirates aus Dubai.
Konkurrent Boeing, der sich auf eine Modernisierung des etwas kleineren, bewährten Jumbos beschränkte, konnte von seiner 747-8 bisher sogar nur 119 Exemplare verkaufen, davon 68 als Frachter. Nur noch 39 Maschinen des Typs stehen derzeit in den Auftragsbüchern. Dennoch ist Brégier weiter überzeugt: „Der Trend geht hin zu größeren Flugzeugen.“ Nachdem 142 A380 bereits ausgeliefert sind, ist die Produktion noch bis 2017 ausgelastet. Dann will man über Verbesserungen nachdenken, zu denen auch neue Triebwerke gehören.
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