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Typhoon
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ILA 2008: Das Geschäft mit dem Krieg

Weltweit bauen Flugzeugkonzerne ihre Rüstungssparten aus - und hoffen auch bei der Luftfahrtschau in Berlin auf bombensichere Geschäfte. EADS will Kampfjets nach Indien verkaufen.

EADS hat es angekündigt. Um unabhängiger von der konjunkturanfälligen zivilen Luftfahrt zu werden, will der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern seine Rüstungssparte ausbauen. Denn gerade nach den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 wird in diesem Bereich zuverlässig viel Geld investiert – und in vielen Ländern, allen voran den USA, steigen die Militärausgaben. Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA), die am Dienstag in Berlin beginnt, will EADS seine Chance nutzen: Partnerland ist in diesem Jahr Indien – eine Chance, den Vertretern eines großen Marktes die eigenen Produkte näherzubringen.

Da bei großen Rüstungsaufträgen immer auch die Politik mitmischt, freut sich die Branche über ranghohe Unterstützung: Bundeskanzlerin Angela Merkel wird die ILA am Dienstag eröffnen. Und der Verteidigungsminister Indiens, das sich erst auf Drängen von Merkel als Stargast zur Verfügung gestellt haben soll, lädt am Vorabend zum Eröffnungsempfang.

„Neben den USA steht Indien bei uns im Fokus“, sagt Annette Füllenbach, Sprecherin der EADS-Verteidigungssparte. Immerhin hat das Land mit rund 26,5 Milliarden Dollar weltweit den elftgrößten Militäretat. Aktuell hofft der von Deutschland und Frankreich dominierte Konzern auf den Zuschlag für einen Auftrag über 126 Kampfjets, die die indische Regierung erwerben will. „Wir haben Ende April ein Angebot abgegeben“, sagt Füllenbach. EADS rechnet sich gute Chancen aus. Dafür würde der Konzern auch eine Endmontage für den Eurofighter aufbauen. Denn die Inder schreiben eine Endmontage in ihrem Land vor. Für Stefan Zoller, Chef des Geschäftsbereiches, ist die Ausschreibung für die Kampfjets der wichtigste Auftrag, um den sich die Rüstungssparte derzeit bemühe.

Wie EADS planen auch andere Rüstungskonzerne, die ILA als Marktplatz für ihre Produkte zu nutzen. Mehr als 300 Fluggeräte werden präsentiert. In der Vergangenheit wurden immer wieder spektakuläre Geschäftsabschlüsse bekannt gegeben – die allerdings schon im Vorhinein eingefädelt wurden. „Vor zehn Jahren wurde zum Beispiel ein Auftrag für den Kampfhubschrauber NH 90 in Höhe von 18 Milliarden Euro bekannt gegeben“, erzählt Messe-Sprecher Wolfgang Rogall.

Auf der ILA präsentiert sich alle zwei Jahre die gesamte europäische Luft- und Raumfahrtindustrie. Zwar fehlt der Airbus-Konkurrent Boeing erneut, aber dennoch sind die Amerikaner stark vertreten, etwa mit dem weltgrößten Rüstungskonzern Lockheed Martin. Oder mit Northrop Grumman, der Boeing gemeinsam mit EADS gerade den größten Rüstungsauftrag der Welt wegschnappte: die Lieferung von 179 Tankflugzeugen an die US-Armee für gut 25 Milliarden Euro.

Größter Aussteller ist wieder die Bundeswehr. „Die planen einen ganz großen Auftritt“, sagt Rogall, auch, um den dringend benötigten Nachwuchs zu werben. „Generell ist das Militär eine wichtige Zielgruppe der ILA. Rund 30 Prozent der ausgestellten Objekte fallen unter das Thema Rüstung.“ Der Rest verteilt sich auf die zivile Luft- und Raumfahrt. „Deutschland ist dabei vor allem in der zivilen Luftfahrt erfolgreich“, sagt der Rüstungsexperte Sascha Lange. Der militärische Bereich sei in der europäischen Zusammenarbeit, sprich der EADS, aufgegangen. Immerhin: Im Zuliefererbereich spielen Firmen wie Diehl oder OHB eine wichtige Rolle.

Auch wenn laute Proteste gegen die Messe Vergangenheit sind: Ganz ist die Kritik an dem „Schaufenster der Rüstungsindustrie“, wie der Experte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Matthias John, die ILA nennt, nicht verstummt. „Wir sind nicht glücklich darüber, dass die ILA immer stärker zu einer Rüstungsmesse wird“, sagt er. Auch der Friedensforscher Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit kritisiert: „Die ILA möchte sich neben Farnborough und Le Bourget als dritte große Luft- und Raumfahrtmesse in Europa etablieren. Die wehrtechnische Industrie ist dabei ein willkommener und gut zahlender Helfer.“

Juliane Schäuble

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