Fleischlose Burger im Test: Wie gesund und klimafreundlich sind Veggie-Burger wirklich?
Immer mehr Menschen greifen zu pflanzlichen Alternativen. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat Veggie- und Rindfleisch-Burger verglichen
Burger sind in aller Munde. Doch immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch und bestellen im Restaurant vegetarische Alternativen. Ähnlich sieht es in den Supermärkten aus. Als Lidl den pflanzlichen Burger der Firma Beyond Meat vorübergehend in sein Sortiment aufnahm, waren die Burger an vielen Orten sofort ausverkauft. Inzwischen haben Lidl und Aldi eigene fleischlose Burger im Sortiment. Auch Lebensmittelkonzerne haben den Trend erkannt. Nestlé vertreibt seit April unter der Marke „Garden Gourmet“ seinen veganen „Incredible Burger“. Zwischenzeitlich musste der Konzern sogar eine zusätzliche Schicht einführen, um die Nachfrage bedienen zu können.
Immer mehr Menschen wollen sich gesund ernähren. Das zeigen Umfragen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner will den Bürgern die gesunde Wahl nun erleichtern. Klöckner plant, künftig den Nutriscore auf Lebensmittelverpackungen drucken zu lassen, der zeigt, ob ein Lebensmittel eher gut oder schlecht für die Gesundheit ist.
Doch wie sieht es nun bei den Burgern aus? Die Verbraucherzentrale (VZ) Hamburg hat den Test gemacht. Sie hat 20 verschiedene Veggie-Burger mit dem klassischen Patty aus Rinderhackfleisch verglichen.
Gute Geschäfte
Der Markt für vegane Varianten ist groß. Das zeigt besonders der Börsengang des US-Nahrungsmittelproduzenten Beyond Meat. Am ersten Handelstag im Mai stieg die Aktie um 150 Prozent. Inzwischen liegt das Papier bei 145 Dollar, herausgegeben hatte die Firma sie zu einem Preis von 25 Dollar.
Nestlé konnte seinen „Incredible Burger“ aus Soja an McDonald’s verkaufen, dort gibt es ihn als Vegan TS inzwischen in allen 1500 deutschen Restaurants der Kette. Ab diesem Monat soll es zudem veganes Hack von Nestlé in den Supermärkten geben. Knapp sieben Millionen Burger hat Nestlé im Einzelhandel und den Restaurants bisher verkauft. Der Markt wächst. Und das, obwohl sich eigentlich nur etwa acht Millionen Menschen vegetarisch und 1,3 Millionen Deutsche vegan ernähren, und der Fleischverbrauch pro Kopf hierzulande konstant bei etwa 60 Kilogramm liegt.
Was drin ist
Die VZ stellte keine gravierenden Unterschiede zwischen fleischfreien und fleischhaltigen Burgern fest, was Kalorien und Fettgehalt angeht. Allerdings unterscheiden sich die pflanzlichen Produkte teilweise stark untereinander. Um der Konsistenz und der Optik von Fleisch möglichst nahe zu kommen, enthalten die Imitate teilweise viele Zusatzstoffe und Aromen. Der klassische Hackfleisch-Patty hingegen besteht meist zu 98 Prozent aus Rindfleisch, Salz und Gewürzen. Silke Schwartau von der VZ Hamburg wundert dieser Unterschied nicht: „Irgendwie müssen Erbsenproteine ja zusammengehalten werden.“ Gefährliche Zusatzstoffe haben die Verbraucherschützer aber nicht gefunden. Einige der Burger enthielten hochverarbeitete Konzentrate aus Soja, Erbsenproteinisolat oder Rote-Bete-Saft als Blutersatz. Drei der Burger enthielten synthetisch hergestellte Ascorbinsäure. Mehrere Studien zeigen, dass Ascorbinsäure in hohen Dosen der Gesundheit schaden kann. Wegen der pflanzlichen Zutaten beinhalten Veggie-Burger außerdem mehr darmfreundliche Ballaststoffe.
Was ist gesünder?
Rotes Fleisch steht bei Ernährungswissenschaftlern in der Kritik. So besteht der Verdacht, dass mehr als 500 Gramm rotes oder stark verarbeitetes Fleisch pro Woche das Darmkrebsrisiko erhöht. Zudem sehen viele die darin enthaltenen gesättigten Fettsäuren kritisch. Übermäßiger Konsum erhöhe das Risiko von Herz- Kreislauf-Erkrankungen, heißt es. Allerdings haben neue Forschungsergebnisse gezeigt, dass rotes Fleisch vielleicht doch besser ist als sein Ruf. Hinzu kommt: Diät-Beraterin Alissa Rumsey warnte im US-Fernsehen, dass der Anteil von Sodium und gesättigtem Fett bei fleischlosen Burgern ähnlich hoch sei. Schuld daran ist Kokosöl, das bei fünf der zwanzig getesteten Burgern vorkommt.
Was ist besser für die Umwelt?
In Sachen Wasserverbrauch und Abholzung steht der Veggie-Burger besser da. Für ein Kilo Rindfleisch braucht man circa 15 000 Liter Wasser, für ein Kilo Gemüse dagegen 500 Liter. „Während bei der Herstellung eines Fleisch-Burgers rund 2400 Liter Wasser anfallen, beträgt der Wasserfußabdruck eines Soja-Burgers etwa 158 Liter“, heißt es bei Nestlé.
Schädlich ist auch der Anbau von Soja als Tierfutter. Die Albert-Schweitzer-Stiftung, die sich für mehr Tierwohl einsetzt, spricht von 70 bis 75 Prozent der weltweiten Sojaernte, die als Tierfutter dienen. Dabei könne die Bohne auf direktem Wege mehr Menschen ernähren. Woher das Soja für den Veggie-Burger stammt, ist für den Verbraucher übrigens nicht ersichtlich. „Es müsste eigentlich draufstehen“, sagt Schwartau.
Was ist mit dem Tierwohl?
Bei Fleisch in Fertiggerichten oder in Restaurants erfahren die Kunden nicht, wie die Tiere gelebt haben. Die VZ geht davon aus, dass etwa 76 Prozent aller Rinder ohne freien Auslauf gehalten werden. Besser würden Bio-Fleischburger abschneiden, denn für diese gibt es tierfreundlichere Vorgaben. Aufpassen sollten Verbraucher aber auch bei den Veggie-Burgern. Denn vier der getesteten Burger enthalten Hühnereieiweiß, das auch aus der Massentierhaltung stammen kann.
Fazit
Pflanzliche Burger sind „eine gute Alternative zum Fleisch – trotz Zusatzstoffen“, meinen die Verbraucherschützer. Wem die Zusatzstoffe nicht geheuer erscheinen, könne besser auf Burger aus Hülsenfrüchten oder Gemüse ausweichen. Die Verbraucherschützer betonen die positiven Auswirkungen auf die Umwelt. So könne eine vierköpfige Familie 700 Kilogramm Kohlendioxid einsparen, wenn sie einmal pro Woche auf Fleisch verzichtet.
Bleibt allerdings abzuwarten, ob die Veggie-Burger sich weiterhin Burger nennen dürfen. Denn seit Monaten liegt dem EU-Parlament ein Antrag des Agrarunterausschusses vor, wonach Veggie-Burger nicht mehr als Burger bezeichnet werden sollen. Die Begründung: Die Bezeichnung „Burger“ würde Verbraucher in die Irre fühlen. Schwartau sind allerdings keine Beschwerden zum Thema bekannt. „Irgendeinen Namen müssen die Burger doch haben“, findet die Verbraucherschützerin.
Lisa Oder