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Burger mit Fake-Meat
© Kai Röger

Im Genuss-Test: Die neuen Burger mit Fake-Meat

Die neuen veganen Burger versprechen täuschend echt kopierten Fleischgenuss, für den keine Tiere sterben mussten. Kann das funktionieren?

Die Genuss-Redaktion wählte fünf der zurzeit wichtigsten Fake-Meat-Burger aus (alles dazu finden Sie hier) und testete sie auf Gesamtgeschmack des Burgers, auf sensorische Eigenschaften des Pattys (Bratling), als auch darauf, wie sehr sie einem klassischen Burger ähneln. Um eine größtmögliche Vergleichbarkeit zu erreichen, wurden alle Burger in der Mitte aufgeschnitten, in derselben Perspektive und mit derselben Handyapp fotografiert. Die Burger wurden für das Foto nicht optimiert oder arrangiert, sie wurden anonym an der jeweiligen Kasse bestellt und bezahlt.

Beyond Burger von "Vedang"

Kommt einem "echten" Burger am nächsten: Beyond Burger von Vedang
Kommt einem "echten" Burger am nächsten: Beyond Burger von Vedang
© Kai Röger

Rund um den Potsdamer Platz hängen derzeit eine Menge Werbeplakate des neuen Burgerbraters „Vedang“, der Anfang Mai in der „Mall of Berlin“ eröffnet hat. In dem Burger auf dem Plakat steckt ein Fähnchen, auf dem „Impossible“ steht. Kein Zufall, denn die Motive der Plakate stammen von „Impossible Foods“, dem Start-up aus dem Silicon Valley in den USA, das zu den gehypten Pionieren im Fake-Fleisch-Bereich zählt, unter anderem, weil sie dort im Labor einen Stoff entwickelt haben, der die Blutigkeit eines Rindfleischburgers täuschend echt imitieren soll.

Die Werbekampagne ist aber auch ein bisschen schräg, denn „Impossible Foods“ hat ziemliche Lieferschwierigkeiten, seit „Burger King“ den „Impossible Whopper“ in St. Louis, USA, getestet hat. Auf die Frage, woher das vegane Patty stamme, antwortet der „Vedang“-Mitarbeiter: „Kleines Betriebsgeheimnis.“ Aha, so viel zum Thema Transparenz.

Na dann, einmal Betriebsgeheimnis bitte: Mit „Käse“ – wie alles hier vegan – kostet das 6,40 Euro und zeigt schon nach dem ersten Biss, dass es nicht den höchsten Fake-Faktor besitzt: Das Patty ist blass-gelblich, leicht zäh, und geschmacklich dominiert eine Salzigkeit, die lange auf der Zunge bleibt und bald durstig macht. Die mayonnaisige Sauce, die frischen Tomaten, die roten Zwiebeln und der Eisbergsalat rücken den Burger geschmacklich nah an den „Big Mac“. Deutlich interessanter wird’s, wenn man den Burger mit „Beyond Meat“-Patty, den sie im „Vedang“ auch im Programm haben, probiert.

Das ist eine ganz andere Nummer: Die feste Textur, der Biss, die beeindruckende Saftigkeit – wirklich sehr nah am Rinderhack. Die Farbe geht ins Gelblich-Bräunliche: Erbsenprotein, das mit Rote Bete gefärbt ist. Zusammen mit dem starken Raucharoma ein ziemlich gutes Burgererlebnis. Wer mag, kann den Burger mit „Käse“ und „Bacon“ aufbrezeln, kostet aber jeweils einen Euro extra. Wobei auch die Basisversion mit 9,40 Euro schon sehr teuer ist. Der „Impossible Burger“ soll demnächst auch seinen Weg nach Berlin finden, verspricht der „Vedang“-Mitarbeiter. Ob das so bald der Fall sein wird, darauf darf man gespannt sein. Denn Impossible Foods verwendet in Amerika derzeit noch genmanipulierte Hefe für die Pattys. FX

• Geschmack des Burgers  5 (von 5) Punkte
• Geschmack des Pattys 4 Punkte
• Grillaromen  3 Punkte
• Fake-Faktor 4 Punkte
• Kostenfaktor 9,40 Euro

Vedang, im Foodcourt der „Mall of Berlin“, Leipziger Platz 12. vedang.de

Naturbursche von "Hans Im Glück"

Rauchig, mit prägnanten Grillaromen, der spezielle Belag mit Pilzen zeigt aber, dass "Hans im Glück" mit dem Naturburschen nicht den Vergleich mit klassischen Burgern amerikanischer Fast-Food-Ketten sucht.
Rauchig, mit prägnanten Grillaromen, der spezielle Belag mit Pilzen zeigt aber, dass "Hans im Glück" mit dem Naturburschen nicht den Vergleich mit klassischen Burgern amerikanischer Fast-Food-Ketten sucht.
© Kai Röger

„Blutender, veganer Burger“, so schickt die gehobene Fast-Food-Kette „Hans im Glück“ seit Mitte April den „Naturburschen“ als zeitlich begrenztes Aktionsangebot ins Rennen. „Rauchiger Geschmack und Medium Rare Feeling“ werden versprochen, der Pflanzenbratling der britischen Firma „Moving Mountains“ soll’s richten. Hauptbestandteile des Pattys sind Erbsen- und Weizenproteine sowie Pilze und Kokosnuss. Besonderheit ist, wie bei den Fake-Meat-Produkten von „Beyond Meat“, die Zugabe von Rote-Bete-Saft, der den Burger „bluten“ lassen soll.

Den „Naturburschen“ gibt’s in diversen Brötchen, das Sauerteig-Bun kommt dem gewohnten Burgergefühl am nächsten, schmeckt auch deutlich brotiger – was für Süße-Knatschbrötchen-Liebhaber aber nicht unbedingt ein Kaufargument ist. Auch beim Belag wird gar nicht erst versucht, einen klassischen Burger nachzubauen, der „Naturbursche“ ist mit eher ungewöhnlichen Zutaten belegt. Karamellisierte Zwiebeln, Tomaten, rote Zwiebeln und eine recht milde Spezialsauce sind noch klassisch, aber Pflücksalat statt geschredderten Eisbergsalats und eine mächtige Schicht aus gebratenen Pilzen geben dem Ganzen einen eigenen Dreh.

Durch die sehr dominanten Pilze geht der typische Burgergeschmack etwas unter, probiert man das Patty alleine – es ist ja nicht wirklich blutig, sondern angenehm saftig –, überrascht die sehr fleischähnliche Textur. Mehr als bei den anderen hier im Test ist eine angenehm rauchige Grillnote zu schmecken. Dass die oft bei Billig-Burgern vorhandene metallische Note nach verbranntem Blut fehlt, wird wohl niemanden stören, dass das Patty eher schlaff als knusprig ist, dagegen schon.

Wie auch für die zwei veganen Varianten aus dem Standardprogramm – eine pikante, deren Bratling an Chili sin Carne erinnert, und eine krossere, aber sehr fade – steht eine eigene Fritteuse bereit, damit das vegane Produkt nicht „kontaminiert“ wird. Der „Naturbursche“ ist aber der Einzige, dem die Illusion, aus Fleisch gemacht zu sein, ganz gut gelingt. Wegen des dominanten Pilzbelags sollte man allerdings offen für alternative Burgervarianten sein und keinen „Mc Donald’s“-Klon erwarten. KR

• Geschmack des Burgers 4 (von 5) Punkten
• Geschmack des Pattys 3 Punkte
• Grillaromen 4 Punkte
• Fake-Faktor 4 Punkte
• Kostenfaktor 9,20 Euro

Hans im Glück, z. B. im Hauptbahnhof, Europaplatz 1, hansimglueck-burgergrill.de

The Beyond Vincent von "Vincent Vegan"

Das Patty des "The Beyond Burger" von "Vincent Vegan" stammt wie beim "Beyond Burger" von "Beyond Meat", der Burger schmeckt aber insgesamt etwas zu süß.
Das Patty des "The Beyond Burger" von "Vincent Vegan" stammt wie beim "Beyond Burger" von "Beyond Meat", der Burger schmeckt aber insgesamt etwas zu süß.
© Kai Röger

Die zweite vegane Fast-Food-Kette, die ihr Fake-Meat vom amerikanischen Börsenstar „Beyond Meat“ bezieht. Das übrige rein vegane Angebot wird mit Produkten auf Soja-, Tofu-, Quinoa- oder Saitanbasis bestritten, allerdings ohne den Anspruch, Fleisch damit exakt kopieren zu wollen.

Der „Beyond Vincent“ folgt mit seinem Auftritt dem klassischen Vorbild amerikanischer Fast-Food-Ketten: Sehr weiches Brioche, dazu Zwiebel, Tomate, „Cheese“, Ketchup, Senf, vegane Knoblauch-„Vayonnaise“ und Gewürzgurke. Lediglich mit seiner Extraportion Lollo-Rosso-Blätter hebt er sich optisch deutlich vom „Royal TS“ ab.

Bei unserem Test war das Patty sehr saftig gegrillt und die Fleischstruktur sehr gut nachgeahmt. Die besondere Aufmerksamkeit beim Grillen kann aber auch der Tatsache geschuldet sein, dass der Foodcourt in der „East Side Mall“ kaum Besucher hatte. Röstaromen oder leichte Rauchigkeit konnten wir allerdings kaum herausschmecken. Insgesamt dominierte zu viel Süße das Geschmacksbild: Die Kombination des süßen Brioches mit tendenziell zu süßen Saucen und eingelegten Gurken war dann doch etwas zu viel Hollywood.

Zu viel Show auch bei den Produktbezeichnungen. Hier wird mit Namen und Kombinationen eine Nähe zu Fleischprodukten suggeriert, die 2019 eigentlich nicht mehr sein dürfte: Käse und gebratener Speck wird – grenzwertig – als „Cheese“ und „Bacon“ geführt, beide sind aber rein vegane Produkte. Zu den verbalen Verdrehungen gesellen sich noch endlos lange Inhaltsstofflisten. Immerhin, die Illusion funktioniert, die Burgerkopien schmecken kaum anders, vor allem aber nicht schlechter als die Billigburger vieler Fleischbratereien – einige der hier getesteten sogar deutlich besser. KR

Geschmack des Burgers 3 (von 5) Punkten
• Geschmack des Pattys 4 Punkte
• Grillaromen 3 Punkte
• Fake-Faktor 4 Punkte
• Kostenfaktor 10,95 Euro

Vincent Vegan, in der „East Side Mall“, Tamara-Danz-Straße 11, Friedrichshain, vincent-vegan.com

Swing Burger von "Swing Kitchen"

Die aus Österreich stammende vegane-Burger-Kette "Swing Kitchen" verwendet Pattys aus eigener Produktion
Die aus Österreich stammende vegane-Burger-Kette "Swing Kitchen" verwendet Pattys aus eigener Produktion
© Felix Denk

In Österreich sind Irene und Karl Schillinger groß im Geschäft. Sechs Filialen ihrer veganen Burgerkette „Swing Kitchen“ betreiben sie in A-Lagen in Wien und Graz. In Berlin haben sie letzten November gleich zwei Läden auf einen Schlag eröffnet, beide in Mitte.

Eines unterscheidet ihre Burger von denen ihrer Konkurrenten: Sie stellen ihre Pattys selbst her, nicht ein Start-up aus dem Silicon Valley oder ein internationaler Nahrungsmittelmulti. Mit dem Thema Fleischersatz haben sie ja auch schon jahrzehntelange Erfahrung. Als die Eheleute den elterlichen Dorfgasthof in Niederösterreich erbten, der damals schon 200 Jahre auf dem Buckel hatte, stellten die zwei, die sich auf einer Anti-Pelz-Demo kennengelernt hatten, den Betrieb auf vegane Hausmannskost um.

Weil neben dem veganen Gulasch und pflanzlichen Cordon Bleu die Burger die Renner waren, beschlossen sie vor vier Jahren, daraus ein Fast- Food-Konzept zu entwickeln. Immerhin ist Karl nicht nur seit zwei Jahrzehnten Veganer, er kann auch rechnen. Vor seiner Karriere als Wirt war er Broker, Fondsmanager und Wertpapieranalyst. Und wie schmeckt’s nun im „Swing Kitchen“? Ganz gut, muss man sagen. Der „Swing Burger“, der Basisburger aus dem bewusst klein gehaltenen Sortiment, wird mit einer rauchigen BBQ-Sauce, Essiggurken, Tomaten, Salat und knusprigen Röstzwiebeln serviert.

Das Patty, das aus Soja aus der EU gemacht ist, rückt geschmacklich eher in den Hintergrund. Es ist knusprig gebraten, farblich ein bisschen heller als Rindfleisch und aromatisch eher blass. Von der Textur her könnte das Patty etwas mehr Biss vertragen. In dem Ciabatta-Bun findet es ein fluffiges Zuhause. Ach ja, Stichwort Biss: Den haben wiederum die „Edgy-Burger“. Hier kommen sogenannte „Cutlets“ zwischen die Brötchen, und die wurden vorher mariniert. FX

• Geschmack des Burgers 4 (von 5) Punkte
• Geschmack des Pattys 3 Punkte
• Grillaromen 3 Punkte
• Fake-Faktor 3 Punkte
• Kostenfaktor 6,20 Euro

Swing Kitchen, Rosenthaler Straße 63–64 und Georgenstraße 201 (beides Mitte), swingkitchen.com

[Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.]

Big Vegan TS von "Mc Donalds"

Der "Big Vegan TS" von "Mc Donalds" konkurriert - auch preislich - mit Billigburgern bekannter amerikanischer Ketten. Er konnte im Test am wenigsten überzeugen, war aber auch der günstigste Burger.
Der "Big Vegan TS" von "Mc Donalds" konkurriert - auch preislich - mit Billigburgern bekannter amerikanischer Ketten. Er konnte im Test am wenigsten überzeugen, war aber auch der günstigste Burger.
© Kai Röger

Rein optisch ist er schonrecht überzeugend: Das Patty des „Big Vegan TS“ der Kette „Mc Donald’s“ sieht ziemlich medium aus: außen braun, innen rosa. Na gut, ein bisschen ins Orange geht die Farbe, aber da muss man schongenauer hinschauen. Beißt man hinein in den neuesten Burger des Marktführers, muss man sagen: Ein bisschen arm an Geschmack ist das Patty, dem ordentlichen Klacks Senf kann es jedenfalls wenig entgegensetzen. Das „Fleisch“ ist etwas trocken und, tja, faserig wäre ein Wort dafür, wenn das Patty eben aus Rinderhack wäre und nicht aus Soja- und Weizeneiweiß bestünde, bröckelig trifft es im veganen Kontext vielleicht besser.

Halten wir fest: Es mangelt etwas an Saftigkeit. Dafür ist das Patty außenrecht knusprig – wie die Pommes wird es ja auch frittiert und nicht gegrillt. Woher dann die dezenten Röstnoten kommen, die ein wenig BBQ-Feeling geben? Vielleicht ist da Rauchöl im Spiel. Sagen wir so: Zum Vorgänger, dem freudlosen Veggieburger mit einem Quinoa-Bratling inklusive gegrillter Paprika, ist das definitiv ein geschmacklicher Mc Quantensprung.

Ob der erste vegane Burger von Mc Donald’s auch dem Kern der Zielgruppe schmecken wird, wird spannend zu beobachten sein. Die Tierschützer von „Peta“ fanden jedenfalls lobende Worte für das Produkt. Und das Bedürfnis nach fleischlosen Alternativen wächst auch bei Flexitariern, also all jenen, die zwar Fleisch essen, aber eben nicht andauernd.

Das Patty stammt übrigens von „Garden Gourmet“, einer Tochterfirma des Schweizer Nahrungsmittelmultis „Nestlé“, und ist im Einzelhandel unter dem Namen „Incredible Burger“ erhältlich. Im Herbst soll das Patty auch in den USA auf den Markt kommen, dann allerdings unter dem Kampfnamen „AwesomeBurger“. FX

• Geschmack des Burgers 2 (von 5) Punkte
• Geschmack des Pattys 2 Punkte
• Grillaromen 3 Punkte
• Fake-Faktor 3 Punkte
• Kostenfaktor 3,69 Euro
McDonald’s, z. B. am Potsdamer Platz, Alte Potsdamer Straße7, mcdonalds.de

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