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VW-Chef Martin Winterkorn will nicht zurücktreten und wirbt um Vertrauen.
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Newsblog zum Abgas-Skandal bei Volkswagen: VW-Chef Martin Winterkorn will nicht zurücktreten

VW-Konzernchef Martin Winterkorn entschuldigt sich und wirbt um Vertrauen. In Aufsichtsratskreisen hat er das schon verloren. Die Ereignisse im Überblick.

Die manipulierten Abgastests bei VW-Dieselwagen in den USA schrecken die gesamte Autobranche auf und könnten für den Konzern laut US-Medien auch strafrechtliche Folgen haben. Das US-Justizministerium ermittle, ob dem Konzern kriminelle Machenschaften vorzuwerfen seien, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag. In Kriminalfällen können die Ermittlungen in den USA Monate oder Jahre andauern, ergebnislos enden, aber auch zu heftigen Strafen führen. Verfolgen Sie hier die Ereignisse im Newsblog.

Verwirrung um Krisensitzung: Volkswagen hat die für Mittwoch geplante Krisensitzung seines Aufsichtsratspräsidiums offenbar doch nicht auf Dienstagabend vorgezogen. Das berichtet die Agentur Reuters unter Berufung auf das Umfeld des Aufsichtsrats. Die Sitzung sei weiterhin für Mittwoch geplant. So oder so: Für Martin Winterkorn wird es eng. Nach Tagesspiegel-Informationen genießt der Volkswagen-Chef nicht mehr das Vertrauen des Aufsichtsrats und soll noch in dieser Woche abgelöst werden.

Wie die Software feststellt, dass gerade eine Prüfung durchgeführt wird: Die Software stellt fest, dass sich nur zwei Räder drehen. Dann wird eine Flüssigkeit eingespritzt, die die Abgase auflöst. Einen ausführlichen Bericht darüber lesen Sie hier.

Italien verschärft den Ton gegenüber VW: Der italienische Umweltminister Gian Luca Galletti fordert von VW Beweise, dass es die Abgaswerte seiner Diesel-Autos nicht wie in den USA manipuliert hat. Ansonsten solle VW Fahrzeuge zurückrufen und den Verkauf der betroffenen Modelle stoppen.

Welche Marken und Modelle sind betroffen? Der Abgasskandal bei Volkswagen nimmt ungeahnte Ausmaße an. Betroffen ist mit dem Typ EA 189 ein Motor, der weltweit verbaut wird. Nicht nur bei VW, sondern auch bei den Konzerntöchtern Audi, Seat und Skoda. Mehr Infos hier.

Bundesregierung informiert: Die Bundesregierung wusste über technische Möglichkeiten zur Abgasmanipulation Bescheid. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Sommer hervor. Darin erklärt das Haus von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) allerdings auch, dass es über den konkreten Einsatz der sogenannten "Abschalteinrichtung" keine Erkenntnisse habe.

Deutsche Wertarbeit: So sieht unser Karikaturist Klaus Stuttmann den Abgas-Skandal bei VW - mehr Karikaturen von ihm gibt es hier.

Winterkorn wirbt um Vertrauen: Volkswagen-Chef Martin Winterkorn tritt wegen der Vorwürfe um Abgas-Manipulationen in den USA nicht zurück. Es wäre falsch, wenn wegen der schlimmen Fehler einiger weniger, die ehrliche Arbeit von 600.000 Menschen unter Generalverdacht gerät, sagte Winterkorn in einem Video-Statement, das auf der Webseite des Konzerns veröffentlicht wurde. "Deshalb bitte ich um ihr Vertrauen auf unserem weiteren Weg." Winterkorn entschuldigt sich für Fehlverhalten. „Die Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren unseres Konzerns widersprechen allem, für was Volkswagen steht. Auch ich habe zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Antworten auf alle Fragen.“ Der 68-Jährige betonte: „Es tut mir unendlich leid, dass wir dieses Vertrauen enttäuscht haben. Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten.“

Umfrage zu VW: Was glauben Sie: Ist Martin Winterkorn noch als VW-Chef tragbar? Machen Sie mit bei unserer Umfrage.

Konzern kündigt Erklärung an: VW-Chef Martin Winterkorn wird nach Angaben von Volkswagen am Dienstag um 17.00 Uhr eine Stellungnahme per Video auf der Internetseite des Konzerns abgeben.

Das US-Justizministerium ermittelt: Im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen laufen in den USA strafrechtliche Ermittlungen gegen den deutschen Autobauer. In mit den Vorgängen vertrauten Kreisen wurden entsprechende Berichte vom "Wall Street Journal" und anderen US-Medien am Dienstag bestätigt. Die Untersuchungen leitet demnach die Umweltabteilung des US-Justizministeriums.

Das Bundesverkehrsministerium setzt eine Untersuchungskommission ein: „Unsere Kommission wird untersuchen, ob die betreffenden Fahrzeuge innerhalb der bestehenden deutschen und europäischen Vorschriften gebaut und geprüft worden sind – und ob dies konform der Fahrzeug-Zulassungen geschehen ist", teilte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt mit. Noch in dieser Woche will die Kommission nach Wolfsburg reisen, um Gespräche zu führen und Einblick in Unterlagen zu erbitten. Geleitet wird sie von Staatssekretär Michael Odenwald.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) prüft einen Verstoß. "Wie in vergleichbaren Fällen mit deutlichen Kursveränderungen sehen wir uns zum einen mal den Handel in VW-Papieren in Bezug auf Insiderhandel/Marktmanipulation an, zum anderen, ob die Vorgaben zur Ad-hoc-Publizität eingehalten wurden (also auch, ob überhaupt (schon) eine Ad-hoc-Pflicht bestand) – das alles aber rein routinemäßig", teilte einer Sprecherin der Bafin mit.

Absetzung: Martin Winterkorn soll an diesem Freitag als Volkswagen-Chef abgelöst werden. Dies erfuhr der Tagesspiegel aus Aufsichtsratskreisen. Winterkorn habe nach dem Diesel-Abgasbetrug in den USA nicht mehr das Vertrauen des Kontrollgremiums, hieß es am Dienstag. Nachfolger des 68-Jährigen soll den Kreisen zufolge Porsche-Chef Matthias Müller (59) werden. An diesem Mittwoch tagt das Präsidium des VW-Aufsichtsrates, am Freitag das 20-köpfige Gremium. Das Unternehmen dementiert unterdessen die Ablösung von Martin Winterkorn an der VW-Spitze durch Porsche-Chef Matthias Müller. Dies sei "Schwachsinn", sagt ein VW-Sprecher. Ein Sprecher der VW-Sportwagentochter Porsche sagte, er habe derzeit keine Informationen zu einer Ernennung Müllers.

Die Stimmen, die inzwischen seinen Rücktritt fordern, mehrten sich, meldet auch die Deutsche Presse-Agentur. Generell gelte höchste Geheimhaltung, doch „eine Verlängerung des Vertrages mit Herrn Winterkorn ist inzwischen unvorstellbar“, zitiert die dpa aus dem Umfeld des Kontrollgremiums.

Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG Martin Winterkorn steht vor dem Rücktritt.
Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG Martin Winterkorn steht vor dem Rücktritt.
© Jochen Lübke/dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußert sich zur VW-Affäre: "Es geht darum, volle Transparenz zu zeigen, den gesamten Vorgang aufzuklären", sagte Angela Merkel am Rande ihres Treffens mit dem finnischen Ministerpräsidenten Juha Sipilä. "Ich hoffe, dass möglichst schnell die Fakten auf den Tisch kommen."

EU-Kommission meldet sich zu Wort: Die EU-Kommission nimmt den VW-Skandal um manipulierte Abgasmessungen in den USA sehr ernst und will mit den 28 Mitgliedstaaten über mögliche Schritte beraten. „Wir müssen ganz sicher sein, dass die (Auto-)Industrie die Grenzwerte für Emissionen einhält“, sagte eine Kommissionssprecherin. Es sei zur Zeit noch verfrüht, Schlussfolgerungen zu ziehen. „Ich möchte unterstreichen, dass wir das sehr ernst nehmen“, sagte sie. Abgas-Grenzwerte und Tests werden auf EU-Ebene festgeschrieben. Die Durchsetzung, mögliche Rückrufe oder Sanktionen liegen indes in der Verantwortung der EU-Staaten.

Umweltministerin Hendricks ist "mehr als verwundert": Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat schockiert auf die Affäre um manipulierte Abgasmessungen bei VW-Fahrzeugen in den USA reagiert. Dass die Software wohl bewusst so angelegt worden sei, dass die Messungen geschönte Ergebnisse lieferten, „ist etwas, das mehr als Verwunderung auslöst“, sagte Hendricks. Zu den Strafzahlungen, die Volkswagen nun in den USA drohen, sagte sie: „Es wäre ja keine schlechte Idee, diese Summe in den Green Climate Fund zu geben.“ Der UN-Klimafonds soll Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Anpassung an dessen Folgen bereitstellen. Deutsche Umweltverbände weisen schon seit geraumer Zeit auf Abweichungen zwischen den Prüfergebnissen für den Ausstoß gesundheitsschädlicher Stickstoffoxide und den beim Fahren gemessenen Werten hin.

Verbraucherschützer: VW muss auch deutschen Kunden reinen Wein einschenken: Nach der US-Abgasaffäre von Volkswagen fordern Verbraucherschützer, dass auch deutschen Diesel-Fahrern reiner Wein eingeschenkt wird. VW müsse zügig alle Fakten auf den Tisch legen, sagte Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, dem Tagesspiegel. „Wurden Abgaswerte auch in Deutschland manipuliert? Das wäre ein schlimmer Schaden für die gesamte deutsche Industrie und ein schwerer Vertrauensverlust der Verbraucher“, meint Müller. Aber nicht nur VW sei in der Pflicht, sondern auch Behörden, Labore und Prüfer. „Wer auf dem Prüfstand trickst, muss sich fragen lassen, wo noch?“, sagte Müller. „Gerade noch wurde auf der IAA das Auto der Zukunft vorgestellt. Datenschutz beim automatisierten Fahren, selbst fahrende Autos – hier ist doch das Vertrauen der Verbraucher die Grundlage des Erfolgs.“

Umweltorganisationen reagieren auf die manipulierten Messwerte: „Eine solche Abgas-Betrügerei täuscht ja nicht nur die Kunden“, sagte die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger. „Sie führt auch zu deutlich schlechterer Luft. Das gefährdet die Gesundheit.“ Krautzberger betonte, ihre Behörde weise bereits seit Ende der 1990er Jahre darauf hin, „dass auch in Deutschland die realen Schadstoff-Emissionen höher sind als die Typ-Prüfwerte, die auf dem Rollenprüfstand ermittelt wurden. Damit muss Schluss sein.“

Die Umweltorganisation Greenpeace äußerte scharfe Kritik an der Autobranche insgesamt: „Der VW-Skandal zeigt, dass die Autoindustrie inzwischen sogar kriminelle Energie an den Tag legt, um die Gesundheits- und Umweltrisiken ihrer Fahrzeuge zu kaschieren“, sagte Verkehrsexperte Daniel Moser. Stickoxide seien „ein Riesenproblem“. Sie führten zu Atemwegserkrankungen und förderten Asthma. „Die Autoindustrie stellt Profite über die Gesundheit der Bevölkerung.“

Aktionärsschützer sprechen sich gegen eine schnelle Ablösung von Martin Winterkorn an der VW-Spitze aus. „Man muss dem Unternehmen Zeit geben aufzuklären, wer von der Affäre gewusst hat oder wer etwas hätte wissen müssen“, sagte der Sprecher des Deutschen Schutzvereins für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz, dem Tagesspiegel. Hinzu komme, dass die Nachfolgefrage schwierig sei. „VW kann nicht auf die Schnelle jemanden Neuen aus der Tasche ziehen“, sagte Kurz. Winterkorn müsse nun aber schnell erklären, warum er nicht involviert war und warum er von der Affäre nichts habe wissen können. „Nur dann kann er sich halten“, sagte Kurz.

Reaktionen aus den USA: Wie reagieren Medien und Nichtregierungsorganisationen in den USA auf den VW-Skandal? Tagesspiegel-Wirtschaftsredakteurin Maris Hubschmid hat gefragt. Lesen Sie ihre Eindrücke hier.

Reaktionen aus aller Welt bei Twitter: Der Hashtag #dieselgate ist innerhalb von wenigen Stunden in die Trending Topics bei Twitter gestiegen. Die Tweets in den verschiedensten Sprachen zeigen, wie der VW-Skandal weltweit Schlagzeilen macht. Auch in den Top Ten, die Suchanfragen "Millionen Autos" und "Gewinnwarnung", die sich ebenfall auf VW beziehen.

VW stellt 6,5 Milliarden Euro zurück: Die Affäre um Manipulationen bei Abgasmessungen in den USA zwingt Europas größten Autobauer Volkswagen zu einer Gewinnwarnung. Deshalb würden im dritten Quartal rund 6,5 Milliarden Euro "ergebniswirksam zurückgestellt", teilte VW am Dienstag in Wolfsburg mit.

Die Software zur Manipulation der Abgaswerte ist nach Angaben des Konzerns auch in weiteren Dieselfahrzeugen eingebaut. Weltweit seien elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Die beanstandete Software beeinflusse aber weder Fahrverhalten, Verbrauch noch Emissionen.

Reaktionen aus Italien: Wegen der Abgas-Affäre fordert auch Italien von VW und der obersten Zulassungsbehörde des Landes Aufklärung. Das Verkehrsministerium in Rom fragte am Dienstag beim deutschen Kraftfahrtbundesamt und bei Volkswagen an, ob die in den USA bekannt gewordenen Verfahren auch bei Zulassungen für Europa angewendet und ob betroffene Fahrzeuge auch in Italien verkauft würden. In dem Schreiben an das Kraftfahrtbundesamt drückte das Ministerium laut Mitteilung seine „Besorgnis“ aus und forderte die Behörde auf, ihm alle Informationen zukommen zu lassen.

Auch Umweltminister Gian Luca Galletti äußerte sich besorgt. „Nach der Frage der Emissionen in den USA habe ich von Volkswagen Italia eine Versicherung über den italienischen Markt verlangt. Wir wollen hier klar sehen“, sagte er am Dienstag in Rom. Der Minister wolle von VW wissen, ob die Normen für Emissionen und Luftverschmutzung bei den auf dem italienische Markt verkauften Fahrzeugen tatsächlich respektiert würden, hieß in einer Mitteilung. Volkswagen hat in Italien keine eigenen Fabriken, ist aber als Importeur in der drittgrößten Volkswirtschaft des Euroraums präsent.

Auch Australier fordern Aufklärung: In der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen fordert auch Australien Antworten von dem deutschen Konzern. VW müsse klären, ob betroffene Modelle auch in Australien verkauft worden seien, hieß es nach Regierungsangaben vom Dienstag.

Frankreich fordert EU-Untersuchung: In der Abgas-Affäre von VW in den USA fordert Frankreich jetzt eine Untersuchung auf europäischer Ebene. "Wir sind ein europäischer Markt mit europäischen Regeln. Und die müssen eingehalten werden", sagte Finanzminister Michel Sapin am Dienstag dem Radiosender "Europe 1". Die Untersuchung solle aber nicht nur Volkswagen betreffen. "Ich denke, um die Menschen zu beruhigen, sollten wir sie auch auf die französischen Hersteller ausdehnen." Er habe aber keinen Anlass zu glauben, dass sich diese so wie Volkswagen verhalten hätten.

Südkoreanische Behörden bestellen VW-Vertreter ein: Angesichts des Manipulationsskandals in den USA hat das Umweltministerium in Südkorea Vertreter von Volkswagen einbestellt. Zu dem Treffen am Mittwoch im Ministerium seien auch Ingenieure gebeten worden, sagte ein Ministeriumsvertreter. Spätestens ab Oktober werde das Ministerium prüfen, ob Volkswagen auch bei den VW-Modellen auf dem koreanischen Markt getäuscht habe. Die Ergebnisse würden Ende November veröffentlicht. Es sei noch zu früh um zu sagen, welche Art von Strafen die Regierung gegen den Autobauer verhängen könnte.

Frank-Walter Steinmeier fordert Aufklärung: Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat schnelle Aufklärung im VW-Skandal um geschönte Diesel-Abgaswerte in den USA gefordert. Bei seinem Besuch in Sri Lanka sagte Steinmeier: „Ich hoffe, dass es schnell Aufklärung darüber gibt, in welchem Umfang Daten durch technische Einrichtungen beeinflusst worden sind und insbesondere Erkenntnisse darüber, wer dafür verantwortlich ist. Es ist und muss zuallererst das Interesse von Volkswagen selbst sein.“ Steinmeier fügte hinzu: „In einem zweiten Schritt wird man darüber reden, zwischen VW und den Behörden in den USA, wie man in der Aufarbeitung damit umgeht.“

Grünen-Politiker befürchtet auch Betrug bei anderen Autobauern: Auf Twitter hat sich Reinhard Bütikofer, Grünen-Abgeordneter im Europäischen Parlament zu der Abgasaffäre geäußert: Er befürchte, VW sei nur vorneweg.

Michael Horn, Amerika-Chef von VW, sagt: "Wir haben Mist gebaut"
Michael Horn, Amerika-Chef von VW, sagt: "Wir haben Mist gebaut"
© REUTERSDarren Ornitz

Schweizer Behörden prüfen VW-Dieselwagen: Die Affäre um manipulierte Abgaswerte von Volkswagen in den USA ruft auch die Schweizer Behörden auf den Plan. Das Bundesamt für Straßen untersucht Angaben eines Sprechers zufolge, ob derselbe Typ von Diesel-Fahrzeugen auch in der Schweiz verkauft wurde. Mit Ergebnissen sei innerhalb von einigen Tagen zu rechnen.

VW-Aktienkurs fällt weiter: Zu den größten Verlierern im Dax am Dienstag zählten erneut Volkswagen - um 3,7 Prozent verbilligten sich die Papiere. Am Montag hatte VW bei Börseschluss bereits einMinus von 18,60 Prozent.

VWs Amerika-Chef gibt Unehrlichkeit zu: Der Amerika-Chef von VW, Michael Horn, entschuldigte sich unterdessen. „Wir waren unehrlich“, sagte Horn. „Wir waren unehrlich zur Umweltbehörde EPA, wir waren unehrlich zu den Behörden in Kalifornien und, am schlimmsten von allem, wir waren unehrlich zu unseren Kunden. Um es auf gut Deutsch zu sagen: Wir haben Mist gebaut.“

Die US-Umweltbehörde wirft VW die Manipulation von Schadstoffmessungen bei Dieselfahrzeugen vor, es drohen milliardenschwere Strafzahlungen. Die Wolfsburger haben das Fehlverhalten bereits eingeräumt und versprachen, mit der Behörde zu kooperieren. Der Konzern erließ zudem einen Verkaufsstopp für die betreffenden Modelle in den USA.

Die VW-Aktie im Wochenüberblick
Die VW-Aktie im Wochenüberblick
© www.boerse.de

Volkswagen erlässt Verkaufsstopp: Neben einem Imageverlust drohen Volkswagen Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar durch die EPA, Rückrufkosten sowie mögliche Regressansprüche von enttäuschten Kunden und Aktionären. Volkswagen erließ einen Verkaufsstopp für die betroffenen Modelle in den USA. Am Mittwoch will sich der innerste Zirkel des Aufsichtsrats bei einem Krisentreffen mit dem Thema beschäftigten, verlautete aus VW-Kreisen.

Die US-Regierung zeigte sich „ziemlich besorgt“ über das Verhalten des deutschen Autobauers. Letztlich sei es aber Aufgabe der EPA, ihre Regelungen durchzusetzen und gegebenenfalls Ermittlungen anzustoßen, sagte Präsident Barack Obamas Sprecher Josh Earnest in Washington.

Verkehrsminister Dobrindt fordert Aufklärung: Am Wochenende hatte Volkswagen eingeräumt, dass Abgaswerte von Diesel-Autos in den USA für Fahrzeugtests manipuliert worden waren. VW-Chef Martin Winterkorn hatte eine externe Untersuchung und eine rasche Aufklärung zugesagt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sagte der „Bild“-Zeitung: „VW muss jetzt als erstes das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen, das heißt: vollumfängliche Aufklärung und Transparenz verbunden mit einem Signal, wie man möglichen Schaden beheben will.“

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh forderte, die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Er warnte zugleich vor Vorverurteilungen. „Wir gucken uns in den nächsten Tagen an, was passiert ist, wer die Verantwortung trägt“, sagte er.

VW verbucht zeitweise 20 Prozent Wertverlust an der Börse: Der Abgas-Skandal hat auch das Vertrauen der Anleger erschüttert. An der Frankfurter Börse verlor das Papier von Europas größtem Autobauer am Montag zeitweise mehr als ein Fünftel an Wert und zog auch die Titel anderer Hersteller mit in die Tiefe. Am Handelsende stand noch ein Minus von 18,60 Prozent für die VW-Aktie zu Buche. Das bedeutete einen Börsenwert-Verlust von etwa 14 Milliarden Euro für den Konzern.

Nach Auffassung von Aufsichtsratsmitglied Olaf Lies wird die Affäre am Ende auch personelle Konsequenzen haben. "Wir werden jetzt, glaube ich, in den nächsten Tagen und Wochen ... die Details erfahren, wer: wann, wo welche Entscheidungen getroffen hat, wer dafür verantwortlich ist", sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister am Dienstag. Wenn denn klar sei, welche Personen verantwortlich seien, könne man auch die entsprechenden Konsequenzen ziehen. "Und ich bin mir sicher, daraus wird es dann am Ende auch personelle Konsequenzen geben", sagte Lies. Einen Rücktritt von Vorstandschef Martin Winterkorn forderte er nicht.

Lies sagte auch: "Im Moment gehe ich nach meiner Kenntnis davon aus, dass es sich ausschließlich um die Dieselmotoren handelt". Das sei schon dramatisch genug. Vor allem sei nun aber extrem wichtig, "konsequent mit transparentem Vorgehen, aber auch Entscheidungen, die dahinter stehen, die Verantwortlichen auszumachen". (mit dpa, Reuters, AFP,epd)

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