zum Hauptinhalt
28 Prozent der Männer und 42,8 Prozent der Frauen essen täglich frisches Gemüse.
© Getty Images/iStockphoto

Wie die Deutschen essen wollen: Auf jeden Fall regional - gerne auch teurer

Viele Verbraucher wünschen sich eine nachhaltige Ernährung, wie eine aktuelle Civey-Erhebung zeigt. Doch es scheint schwer, das im Alltag auch umzusetzen.

Sie hat eine hohe Kaufkraft. Sie nutzt Instagram statt Facebook. Sie ist zwischen 30 und 39 Jahre alt. Sie geht gerne ins Museum, ist konsumfreudig und Anhängerin der Grünen. Wer hier beschrieben wurde? Die durchschnittliche Bio-Käuferin in Deutschland. Das zeigt eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Civey exklusiv für den Tagesspiegel erstellt hat.

Anlässlich der Internationalen Grünen Woche, die in dieser Woche in Berlin startet, hat das Umfrageinstitut die Ernährung der Deutschen untersucht. Was isst der Kunde hierzulande am liebsten? Was ist ihm wichtig beim Einkaufen? Welche Ansprüche hat er an sein Essen?

Der große Trend in der Ernährung heißt demnach noch immer Nachhaltigkeit. Auf die Frage, was ihnen beim Lebensmitteleinkauf wichtig ist, nennen 63,8 Prozent der Befragten den Nachhaltigkeitsaspekt. Erst danach folgen Faktoren wie ein angenehmes Ambiente (58,3 Prozent) oder guter Service (53,5 Prozent). Die große Mehrheit (83,9 Prozent) wünscht sich, dass mehr Produkte aus ihrer Region in den Supermärkten angeboten werden. Mehr als zwei Drittel wären der Umfrage zufolge sogar bereit, dafür tiefer in die Tasche zu greifen.

Verbraucher wünschen sich bessere Kennzeichnung

Das Bio-Siegel ist dabei für 42 Prozent der Deutschen eine wichtige Entscheidungshilfe, gut ein Drittel der Kunden greift mindestens "häufig" zu Produkten mit diesem Label, so die Studie. Sie meinen, dass Bio-Lebensmittel helfen, die Umwelt zu schützen, gesünder sind und auch besser schmecken.

Doch die meisten Verbraucher wünschen sich weitere Kennzeichnung, um die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln besser einordnen zu können. "51,1 Prozent würden die Klimabilanz eines Lebensmittels gerne auf den ersten Blick erkennen können", heißt es dazu in der Studie.

Gut zwei Drittel der Befragten wünschen sich zudem ein offizielles Tierschutzsiegel. Noch größer ist sogar der Anteil derer, die ein Ende der Massentierhaltung befürworten (74,1 Prozent). Rund 80 Prozent der Deutschen würden demnach zum Wohle des Tieres etwa für Fleisch mehr bezahlen. Gleiches gilt, wenn so dem Kükenschreddern ein Ende bereitet werden könnte.

Der Wunsch nach Nachhaltigkeit schlägt sich auch beim Thema Verpackung nieder. 75,9 Prozent der Befragten finden, dass Supermärkte und Discounter langfristig komplett auf Einwegverpackungen bei Lebensmitteln verzichten sollten.

Nur wenige Kunden kaufen im Bio-Supermarkt

Doch trotz dieser Vorsätze und Wünsche sind Bio-Märkte oder Feinkostläden für nur 3,9 Prozent der Großstadt-Bewohner der präferierte Einkaufsort. Auf Wochen- oder Bauernmärkten kaufen der Umfrage zufolge im Schnitt nur 4,4 Prozent der Bundesbürger bevorzugt ein. Im ländlichen Raum sind es mit 8,8 Prozent sogar mehr.

Knapp die Hälfte der Befragten kauft am häufigsten in Supermärkten wie Edeka oder Rewe ein, rund ein Drittel bei Discountern wie Aldi oder Lidl. Der beliebteste Billig-Anbieter ist dabei für 21,8 Prozent Lidl. Dahinter folgen Aldi Nord beziehungsweise Süd und Netto (ohne Hund).

17,7 Prozent der Männer und 10,4 Prozent der Frauen essen mindestens einmal pro Woche Fertiggerichte. Doch jeder Dritte gibt an, täglich selbst zu kochen. Dabei nutzt jeder Fünfte gerne Maggi. Quelle der Inspiration ist beim Kochen das Internet. Zwei Drittel der Befragten geben an, neue Rezepte am ehesten online zu suchen.

Insekten als Fleisch-Alternative werden skeptisch gesehen

Bei Lieferdiensten bestellen demnach 2,8 Prozent der Deutschen mindestens einmal pro Woche fertige Gerichte. Die favorisierte Küche ist für 36,9 Prozent der Deutschen generell die landeseigene, danach kommen Speisen aus Italien, Thailand und Vietnam.

Und auch wenn 40,2 Prozent der Kunden um eine artgerechte Tierhaltung besorgt sind, geht die Liebe zu Rindern, Schweinen, Wild und Geflügel dann doch nicht so weit, dass sie statt ihnen Ersatzprodukte aus Insekten konsumieren würden. Letzteres gilt jedenfalls für die deutliche Mehrheit von 68,1 Prozent. Noch wichtiger als die Nachhaltigkeit ist den Bundesbürgern der Umfrage zufolge ohnehin die Wirkung auf die eigene Gesundheit.

In der vergangenen Woche hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit dem Ernährungsreport eine ähnliche Erhebung veröffentlicht. Die Bestandsaufnahme von Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte ergeben, dass Verbraucher bemüht sich, sich nachhaltig zu ernähren, Fertigprodukte allerdings immer noch häufig konsumiert werden.

Die kompletten Ergebnisse der Civey-Umfrage finden Sie hier.

Zur Startseite