Staatliches Tierwohllabel: Schweine sollen es in Deutschland besser haben
Seit Jahren wird diskutiert, nun soll es Ernst werden. Das staatliche Tierwohllabel soll Schweine von der Geburt bis zum Schlachthof schützen.
Eine Ausrede zieht beim Fleischkauf schon seit längerem nicht mehr: Dass man auf der Packung nicht sehen kann, wie das Tier zu Lebzeiten gehalten worden ist. Seit vergangenem Jahr können Verbraucher nämlich auf einen Blick sehen, ob der Landwirt gerade mal die gesetzlichen Vorgaben eingehalten hat („Stufe eins“), ob das Tier im Stall mehr Platz hatte („Stufe zwei“), Auslauf hatte („Stufe drei“) oder gar in Bio-Qualität gehalten wurde („Stufe vier“). Das gilt zumindest dann, wenn man bei Lidl, Aldi, Penny, Kaufland oder Rewe einkauft – einzig Marktführer Edeka hat sich bislang eine solche Tierwohlkennzeichnung gespart.
Staatliches Label soll strenger sein
Der Handel schafft Fakten, weil die Bundesregierung mit ihrem staatlichen Tierwohllabel bislang nicht so recht vorangekommen ist. Das scheint sich jetzt zu ändern. Das Agrarministerium hat einen 13 Punkte umfassenden Katalog für ein Tierwohllabel aufgestellt, der dem Tagesspiegel vorliegt. Gestartet wird mit Schweinen, andere Tiere sollen später folgen. Geregelt werden nicht nur die Ferkel- und Sauenhaltung, sondern auch der Transport und die Schlachtung. Damit geht der staatliche Vorschlag über die bisher im Handel üblichen Kennzeichnungen hinaus. Um das staatliche Label zu bekommen, müssen alle Stationen auf dem Weg des Tiers von seiner Geburt bis zur Schnitzelproduktion gelabelt sein. Aber eines verbindet beide Labels: Die Teilnahme bleibt freiwillig.
Betäubungslose Ferkelkastration ist mit dem Label nicht vereinbar
Statt vier Stufen, wie sie im Handel üblich sind, soll das Regierungslabel aber nur drei Stufen enthalten, wobei bereits die erste Stufe über die gesetzlichen Vorgaben deutlich hinausgeht. Die Tiere sollen im Stall nicht nur mehr Raum bekommen, sondern auch Raufutter, Wühlmöglichkeiten und Platz zum Scheuern, Suhlen oder Duschen.
Die Ferkelkastration ohne Betäubung, die in Deutschland noch zwei Jahre lang zulässig ist, soll beim Tierlabel in jeder Stufe verboten werden. Der Transport zum Schlachthof darf maximal acht Stunden dauern, und in den Schlachthöfen soll mit zahlreichen Vorschriften sicher gestellt werden, dass die Tiere nicht unnötig leiden.
Julia Klöckner will Gesetzgebung in diesem Jahr abschließen
In diesem Jahr will Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) das Gesetzgebungsverfahren abschließen, 2020 soll das staatliche Tierwohllabel auf den Markt kommen. Am Dienstag trafen sich im Ministerium Vertreter von rund 50 Verbänden und Unternehmen um über die Kriterien für das neue Label zu sprechen. „Wir wollen einen gemeinsamen Weg gehen, mit dem wir mehr Tierwohl erreichen, der für die ländlichen Betriebe praktikabel ist und an dessen Ende ein glaubwürdiges, staatliches Kennzeichen steht, auf das sich die Verbraucher verlassen können“, sagte Agrar-Staatssekretär Hermann Onko Aikens. Beim Bauernverband wird man allerdings allmählich ungeduldig: "Wir diskutieren seit zwei Jahren über die Kriterien, aber nicht über die Organisation des Labels", sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken dem Tagesspiegel. Diese wäre aber entscheidend für die Frage, ob Bauern mitmachen oder nicht. Zudem wolle man Tierwohl nicht nur in kleinen Premium-Segmenten, sondern branchenweit. Das allerdings bedeutet, dass die Einstiegsanforderungen nicht zu hoch sein dürfen.
Wirrwarr von Labels?
Verbrauchern droht zumindest anfangs ein Wirrwarr verschiedener Labels. Denn auch die Initiative Tierwohl – in der Bauern und der Handel zusammenarbeiten – weist jetzt zumindest auf Geflügelpackungen aus, ob das Hühnchen aus einer tierfreundlicheren Aufzucht kommt. Im Bio-Bereich gibt es neben dem Bio-Siegel noch die Labels der einzelnen Verbände wie Bioland, Demeter oder Naturland. Was seine eigenen Labels angeht, so arbeitet der Handel derzeit auf Hochtouren an einer Vereinheitlichung. Das würde die Orientierung erleichtern. Ob langfristig das Staatslabel andere Kennzeichnungen unnötig machen wird, bleibt abzuwarten.
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