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Markus Krösche, 38, ist seit dieser Saison Sportdirektor bei RB Leipzig. Der Rekordspieler des SC Paderborn war zuvor Co-Trainer bei Bayern Leverkusen und Sportdirektor in Paderborn.
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Leipzigs Markus Krösche im Interview: "Wir sind eine Bereicherung für die Bundesliga"

Sportdirektor Markus Krösche über den schlechten Ruf von RB Leipzig, das Erbe Ralf Rangnicks und den geplanten Fan-Protest der Fans des 1. FC Union.

Markus Krösche, 38, ist seit dieser Saison Sportdirektor bei RB Leipzig. Der Rekordspieler des SC Paderborn war zuvor Co-Trainer bei Bayern Leverkusen und Sportdirektor in Paderborn. Wir haben mit ihm unter anderem über das Bundesliga-Auftaktspiel beim 1. FC Union gesprochen.

Markus Krösche, Sie haben BWL studiert. In Ihrer Bachelorarbeit war die finanzielle Situation von Profifußballern nach der Karriere das Thema. Empfehlen Sie das Werk Ihren Spielern als Lektüre?
Nein. Aber das war ein interessantes Thema. Ich hätte auch über Prozessveränderungen bei VW schreiben können, aber das wäre nicht meine Materie gewesen.

Raten Sie ihren vielen jungen Spielern denn trotzdem mal, wie Sie mit dem vielen Geld gut umgehen können?
Da sind die Berater und das Umfeld in Anführungsstrichen für verantwortlich. Da sind wir als Verein – auch in Anführungsstrichen – nicht an erster Stelle für verantwortlich.

Am Sonntag beginnt die Saison in der Bundesliga für RB Leipzig, mit einem Kader, den Sie zu verantworten haben. Wie groß ist die Vorfreude?
Wir freuen uns natürlich total, so eine Vorbereitung ist ja lang. Nun hatten wir in Osnabrück das erste Pflichtspiel im Pokal, aber Bundesliga ist ja immer noch mal etwas anderes.

Wie war das Ankommen für Sie und Julian Nagelsmann in Leipzig?
Ich bin unheimlich gut aufgenommen worden. Mit Julian war es von Anfang an ein gutes Verhältnis, obwohl wir uns nicht direkt kannten. Wir haben vorher ein paar Mal telefoniert und hatten dann ab dem ersten Tag einen sehr, sehr guten Austausch. Es macht Spaß. Es ist sehr intensiv hier, keine Frage. Für den Prozess des weiteren Einlebens hilft auch, dass ich jetzt eine Wohnung gefunden habe.

Ist das schwer in Leipzig? Mit hohen Ansprüchen?
Ich habe nicht so hohe Ansprüche. Von daher war es nicht so schwierig. Der Wohnungsmarkt ähnelt dem in Berlin. Das ging relativ schnell und dadurch, dass ich anspruchslos bin…

Was die Wohnung betrifft…
Na klar. Nur was die Wohnung betrifft. Aber ein Zelt ist es nicht, ich kann Sie beruhigen.

Sie haben Ihren Posten von Ralf Rangnick übernommen, der die Geschicke in Leipzig sieben Jahre lang in der Hand hatte und neue Strukturen schuf. Können Sie die gut nutzen oder gibt es da Dinge, die sie verändern wollen?
Natürlich haben Julian und ich eine sehr gute Basis vorgefunden. Was der Ralf hier geleistet hat – auch mit unserem Geschäftsführer Oliver Mintzlaff – ist enorm. Sie haben uns eine sehr, sehr gute und vor allem auch erfolgreiche Basis hinterlassen, auf der wir aufbauen können. Wenn man es auf die Mannschaft reduziert, dann spielt da ein sehr starkes Team mit großem Potenzial. Vielleicht mit das spannendste Team der Liga. Und auch der Staff drum herum hat eine hohe Qualität auf den einzelnen Positionen. Aber natürlich wollen wir auch unsere eigenen Ideen und Vorstellungen einbringen und die einzelnen Bereiche weiter entwickeln.

In der Transferpolitik sind Sie auf der Leipziger Linie geblieben und haben junge Spieler mit guten Prognosen geholt…
Das macht ja auch Sinn: Das ist unsere Philosophie und passt zu unserer Spielidee. Das ist für unsere Art Fußball zu spielen, extrem wichtig. Es macht auch keinen Sinn, davon abzuweichen. Das ist für unseren Klub der richtige Weg.

Der unterscheidet Sie von den Bayern und den Dortmundern, die ja immer auch gestandene Spieler holen. Was wäre passiert, wenn ein Mats Hummels gesagt hätte, dass er nach Leipzig wechseln möchte?
Mats Hummels ist ein großartiger Spieler. Aber die Frage ist sehr theoretisch und hat sich ja überhaupt nicht gestellt – zumal wir eine ganz klare Philosophie und damit auch ein genaues Profil sowie Vorstellungen haben, welche Spieler wir für welche Positionen brauchen. Und da spielen natürlich auch das Alter, die Ablöse und das Gehalt eine Rolle.

Wie groß ist der Abstand zu den Bayern und Borussia Dortmund?
Wir haben im letzten Jahr schon gezeigt, dass wir da oben mitspielen können und das wollen wir wieder tun. Wir wollen ein Wörtchen bei der Vergabe um die Champions-League-Plätze mitreden. Aber es macht keinen Sinn darüber zu sinnieren, wie weit wir weg sind von Dortmund oder Bayern. Grundsätzlich verfolgen wir unsere eigenen Ziele. Im DFB-Pokal hat man ja im letzten Jahr gesehen, wie geil es ist, im Finale zu stehen.

Julian Nagelsmann hat davon gesprochen, in seiner Amtszeit etwas „Blechernes“ holen zu wollen und meinte damit einen Titel. Er hat dafür vier Jahre Zeit, so lange läuft sein Vertrag als Trainer. Ihrer läuft um ein Jahr kürzer. Also hat er mehr Zeit, Titel zu holen als Sie?
Wahrscheinlich. Wer weiß (lacht). Das ist ja auch eine Entwicklung. Zunächst einmal versuchen wir, jedes Spiel zu gewinnen. Das wird nicht immer funktionieren, aber das ist unsere Zielsetzung. Dadurch, dass wir eine junge Mannschaft haben, ist es auch so, dass eine Entwicklung vollzogen wird. Die Mannschaft hat in den letzten beiden Jahren international Erfahrung gesammelt. Sie hat jetzt auch im DFB-Pokal Finalerfahrung gesammelt und wir wollen, speziell das Trainerteam, die Mannschaft weiterentwickeln. Unser Ziel ist, mittelfristig Titel zu holen, sonst wären Julian und ich ja nicht hier. Die Voraussetzungen und Potenziale sind hier absolut vorhanden.

Ihr Mäzen Dietrich Mateschitz wird auch mal einen Titel wollen.
Das ist unser aller Anspruch. Wir arbeiten hart dafür, einen Titel zu holen. Das ist das, was uns vorantreibt.

"Wir wollen wieder ins Pokalfinale – und diesmal gewinnen"

Herr Krösche, Sie sind aus Paderborn gekommen, nachdem Sie die Mannschaft dort bis in die Bundesliga geführt haben. Wie groß ist der Unterschied zwischen Paderborn und Leipzig?
In Paderborn einen Titel zu holen… da wird es schon eng. Dadurch, dass wir hier in Leipzig den ein oder anderen Mitarbeiter mehr haben, verändert sich die Arbeitsweise natürlich ein Stück weit. Aber trotzdem geht es um Fußball und darum, dass ich Julian einen Kader zusammenstelle, mit dem er erfolgreich sein kann. Insofern verändert sich die Arbeit nicht.

Sie wurden auch andernorts gehandelt. Was hat Sie an Leipzig gereizt?
Für mich ist es immer wichtig, dass ein Verein eine Philosophie hat und der Verein die Menschen auch nach dieser Philosophie einstellt und die entsprechenden Spieler holt. Es ist wichtig, dass man vorher klare Merkmale festlegt, um eine Philosophie umzusetzen. Mit dieser Maxime habe ich in Paderborn begonnen und da war RB Leipzig immer ein großes Vorbild, weil hier nach so einer Philosophie gearbeitet wurde. Es ist hier in einer kurzen Zeit extrem viel erreicht worden.

In Leipzig haben Sie den Großteil der Fußballfans von RB überzeugt, es gibt aber immer noch einige, die meckern.
Die hast du überall.

Außerhalb Leipzigs ist RB nicht unbedingt beliebt. In vielen Umfragen belegen Sie von Ihrer Popularität her einen unteren Platz. Wie leben Sie damit?
Da muss ich Sie verbessern. Uns nur auf den Leipziger Raum zu reduzieren, ist falsch. Viele unserer Anhänger kommen von weiter weg, unter anderem auch aus Berlin. Ich finde schon, dass wir interessant sind und natürlich polarisieren wir. Es gibt ja auch viele Umfragen, nach denen wir mit zu den Top fünf der beliebtesten Vereine in der Liga gehören. Ich glaube, dass es jeder in Fußballdeutschland honoriert, wie hier gearbeitet und Fußball gespielt wird und wie der Klub insgesamt auftritt. Wir sind eine Bereicherung für die Bundesliga.

Auch das sehen nicht alle Fans der Konkurrenz so, der Vorwurf Retorte steht im Raum.
Es herrscht freie Meinungsäußerung. Wenn einige wenige den Verein schlecht finden, dann ist es eben so. Bayern, Dortmund, Hoffenheim oder Wolfsburg haben ja auch alle ihre Anhänger oder eben auch nicht. Borussia Dortmund ist eine Aktiengesellschaft, Bayern München verkauft Anteile, es gibt Konzerne wie VW und Bayer, die Vereine unterstützen. Wo fangen wir an, wo hören wir auf? Die Anderen kokettieren ja damit, dass das bei uns komplett anders und daher unfair sei. Diese Diskussion führt meiner Meinung nach zu nichts, denn unter dem Strich sind alle Fußballklubs logischerweise auch Wirtschaftsunternehmen. Und ich persönlich habe gemerkt, dass uns viel positive Resonanz entgegenschlägt.

Vergangenes Wochenende haben Sie im DFB-Pokal üben können für ihr Auftaktspiel in der Bundesliga. Die Atmosphäre im Stadion an der Bremer Brücke beim VfL Osnabrück ähnelt der beim 1. FC Union. Nur wird es an der Alten Försterei wohl am Sonntag die ersten 15 Spielminuten leiser sein. Die Berliner Fans wollen mit ihrem Schweigen gegen das Konstrukt RB protestieren. Welche Meinung haben Sie dazu?
Es ist das erste Bundesligaspiel von Union Berlin. Es ist der Moment, auf den alle lang hingearbeitet haben, auf den sich alle seit langer Zeit freuen im Klub und Umfeld. Da würde ich mich als Fan schon fragen, ob das Sinn macht. Letztendlich können wir es aber nicht beeinflussen und es wird uns auch von unserer Herangehensweise nicht beeinflussen. Ich finde es schade, weil Union und die Alte Försterei immer eine Reise wert sind. Aber es ist nicht unsere Baustelle.

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Prinzipiell ist es doch eine gute Geschichte für Leipzig, dass nun zwei Berliner Vereine in der Bundesliga sind.
Natürlich. Das ist eine Supergeschichte. Wir werden wahrscheinlich zwei ausverkaufte Heimspiele und insgesamt vier tolle Partien haben. Wichtig wäre natürlich, dass wir uns auch alle Punkte sichern könnten. Und unsere Saisonziele schaffen: Weiterkommen in der Champions League, vorne in der Liga dabei sein und gerne wieder ins Pokalfinale kommen – und das diesmal gewinnen (lacht).

Selbst wenn der Gegner wieder Bayern München heißt?
Na gut, dann müssten wir die halt mal wegräumen (lacht). Im Ernst: es wäre natürlich ein Traum, wenn wir unsere Finalteilnahme wiederholen könnten. Aber da sollten wir auch realistisch bleiben.

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