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Alles andere als ein Durchhänger: Berlins Niels Giffey ist derzeit in starker Form.
© Jan Huebner/Imago

Alba empfängt Euroleague-Champion ZSKA Moskau: Niels Giffey hofft auf einen „Moment für die Ewigkeit“

Vor fünf Jahren gab Alba Berlins Kapitän sein Euroleague-Debüt gegen ZSKA Moskau. Nun kommt der russische Titelträger erneut nach Berlin.

Es waren unvergessliche Tage, damals im Oktober 2014. Alba Berlin hatte den amtierenden NBA-Champion San Antonio Spurs zu Gast, vor 14 504 Fans in der Arena am Ostbahnhof traf Jamel McLean mit der Schlusssirene zum 94:93-Sieg, und ein neuer „Moment für die Ewigkeit“, wie der Tagesspiegel damals schrieb, war geboren.

Nur ein paar Tage später kehrte Alba mit einem Heimspiel gegen ZSKA Moskau nach einjähriger Abstinenz in die Euroleague zurück. „Der Erfolg hat uns bewusst gemacht, was alles möglich ist“, sagte Niels Giffey damals. „Er hat gezeigt, dass wir auch in der Euroleague einige Siege einfahren können.“

Der heutige Kapitän war damals gerade erst nach seiner College-Zeit in den USA zu Alba zurückgekehrt und stand vor seinem ersten Spiel in der Euroleague überhaupt. Sein Optimismus löste sich jedoch schnell in Luft auf: ZSKA kam vorbei, schlug den NBA-Sieger-Besieger humorlos mit 84:68 und Trainer Sasa Obradovic musste eingestehen: „Dieses Spiel war eine gute Lektion für uns.“

Ziemlich genau fünf Jahre ist das nun her, wenn sich an diesem Freitag (20 Uhr, live bei Magentasport) zum vierten Spieltag der Euroleague erneut ZSKA Moskau die Ehre in der Arena am Ostbahnhof gibt. Giffey steht als einziger Spieler aus dem damaligen Kader der Berliner immer noch bei Alba unter Vertrag und wird dann wohl sein 28. Euroleague-Spiel bestreiten. An sein internationales Debüt gegen die Moskauer vor fünf Jahren kann er sich mittlerweile jedoch kaum mehr erinnern.

„Schwierig“, sagt Giffey. „Die waren einfach ein gutes Team, eine dominante Mannschaft.“ Und die ist ZSKA immernoch: Der russische Rekordmeister stand zuletzt achtmal in Folge im Final Four der Euroleague. In der Vorsaison gewannen sie den achten Titel in der Klubgeschichte. Giffey selbst hatte damals als 23 Jahre alter Neuzugang nach seinem Wechsel aus den USA jedoch noch andere Sorgen: „Das war eine Situation, in der ich mich erst mal ans Spiel gewöhnen musste, mich an die europäische Art und Weise zu spielen rantasten musste.“

Zwei Wege, ein Ziel

Auch einen Vergleich zwischen Albas bis dato letzter und der aktuellen Euroleague-Saison hält er nur für schwer möglich. „Das war damals eine ganz andere Mannschaft, ein ganz anderer Stil“, sagt Giffey. Trainer Obradovic stand aus basketballerischer Sicht für so ziemlich das Gegenteil von dem, was die Berliner nun unter ihrem Coach Aito Garcia Reneses vorhaben: für strikte Vorgaben, detaillierte Systeme und nur wenige bis gar keine individuellen Freiheiten. „Das ist wahrscheinlich der Hauptpunkt“, sagt Giffey. „Dass man auf zwei verschiedenen Wegen in die Euroleague gekommen ist.“

Der mittlerweile 28-jährige Alba-Kapitän hat von dieser Entwicklung wie viele andere Spieler im Team enorm profitiert und sich unter Reneses noch einmal gesteigert. Giffey ist längst nicht mehr nur der unscheinbare Lückenfüller, sondern die bestens erprobte Allzweckwaffe der Berliner.

Etwa fünf Punkte und zwei Rebounds holte der Flügelspieler in seiner ersten Euroleague-Saison pro Spiel – Werte, die er in dieser Saison annähernd verdoppeln dürfte. In den ersten drei Spielen punktete er jeweils zweistellig. Und auch in der Liga lief es für Giffey zuletzt mehr als passabel: Beim Sieg in Würzburg am vergangenen Sonntag wurde er mit 21 Punkten Topscorer und stellte mit fünf verwandelten Dreiern eine neue persönliche Bestleistung auf.

Giffeys intensiver Sommer

Giffey hat nicht viel Zeit gebraucht, um wieder voll da zu sein für Alba. Das ist keine Selbstverständlichkeit nach einem intensiven Sommer, der bei ihm irgendwo zwischen dem Höhepunkt seiner Hochzeit in den USA, dem Tiefpunkt des WM-Ausscheidens mit dem Nationalteam in China und mittendrin auch noch den Vertragsverhandlungen in Berlin hin- und herflipperte.

„Das war schon viel“, sagt Giffey. Aber am leichtesten sei es eben, wenn es einfach ständig weitergehe: „Du springst von einer Sache in die andere und versuchst alles mitzunehmen, so gut es geht.“

Zumindest das Springen zwischen den verschiedenen Wettbewerben hat für ihn nun eine kleine Pause: Die nächsten drei Spiele bestreitet Alba alle in der Euroleague. Nach dem Freitagsspiel gegen Moskau folgt am Dienstag noch das Heimspiel gegen Mailand, am Freitag darauf geht es dann nach Madrid. Erst danach ist wieder Bundesliga angesagt. Im Laufe der anstehenden Euroleague-Session sollten dann auch Johannes Thiemann und Marcus Eriksson ins Team zurückkehren, die zuletzt noch Verletzungen auskurierten, in dieser Woche jedoch wieder ins Training eingestiegen sind.

Schwer genug wird es für Alba in allen drei Spielen aber sowieso. Immerhin: Gute Voraussetzungen für den nächsten „Moment für die Ewigkeit“.

Leonard Brandbeck

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