94:93 gegen die San Antonio Spurs: Alba Berlin ist "NBA-Sieger-Besieger"
In einem bis zur letzten Sekunde spannenden Spiel hat Alba Berlin NBA-Champion San Antonio Spurs geschlagen. Den entscheidenden Wurf versenkte James McLean mit der Schlusssirene.
Eigentlich ging es sportlich am Mittwochabend in der Halle am Ostbahnhof um nichts. Trotzdem jubelten um kurz vor halb elf die meisten der 14.504 Zuschauer begeistert, sprangen die Basketballprofis von Alba Berlin wie kleine Kinder auf dem Feld auf und ab und versuchten ihren Teamkollegen Jamel McLean abzuklatschen. Fünf Sekunden vor dem Ende hatte Reggie Redding einen Einwurf abgefangen und auf seinen Teamkollegen Jamel McLean gepasst. Dieser warf den Ball mit der Schlusssirene auf den Korb – und traf völlig überraschenden 94:93 (47:53)-Sieg. Und weil dieser gegen den NBA-Klub San Antonio Spurs, haben die Berliner immerhin einen inoffiziellen Titel gewonnen: NBA-Sieger-Besieger.
Es war die Krönung eines aufregenden Basketballspektakels, bei dem der amtierende NBA-Meister San Antonio Spurs nur zeitweise zeigte, was ihn in diesem Jahr zur besten Vereinsmannschaft der Welt gemacht hat. Einzig der Franzose Tony Parker beeindruckte mit 28 Punkten und einer famosen Trefferquote. Bei Alba trafen Matchwinner Jamel McLean (18 Punkte), Clifford Hammonds (15 Punkte) und Alex Renfroe (15 Punkte) am besten.
Jede Menge Show und Spektakel
Doch zunächst schien der Sport am Mittwochabend nur Nebensache, der NBA ging es auch darum, im Rahmen ihrer Global Tour Werbung für sich und ihr Produkt zu betreiben. Dafür ist Show und Spektakel beinahe genauso wichtig wie der Sport. Und so bekamen die Berliner Zuschauer zahlreiche Einspielfilmchen auf dem Videowürfel, Lady Gaga auf der Haupttribüne und viele Pausenspiele zu sehen. Zahlreiche Sicherheitsleute riegelten den Zugang zum Innenraum ab, sogar das Liedgut der Berliner Cheerleader ist von der NBA im Vorfeld kontrolliert und für anstößig befunden worden. Einige Lieder mussten sie aus ihrem ohnehin schon bereinigten Programm nehmen, weil einige englische Schimpfwörter vorhanden waren. Und als das Spiel begann, wurden die Zuschauer vom Videowürfel aus zum Klatschen aufgefordert. Das aber wäre gar nicht nötig gewesen.
Die Berliner begannen äußerst nervös. Das wurde schon bei der Begrüßung der Zuschauer deutlich, als Alba-Kapitän Alex King am Mikrofon den „Meister von 2004“ begrüßte. Kurioserweise waren es dann auf dem Spielfeld die deutschen Spieler, die ihren Respekt vor den NBA-Stars als erste ablegten. Alex King brachte Alba per Dreipunktewurf in Führung, später trafen auch Niels Giffey und Jonas Wohlfarth-Bottermann. Der Berliner, der seinem Coach Sasa Obradovic und den Alba-Fans sonst oftmals an der Freiwurflinie Sorgen bereitet, traf sogar zwei Freiwürfe in Folge. Und auch der 17 Jahre alte Nachwuchsspieler Moritz Wagner durfte kurz spielen und wird künftig seinen Freunden erzählen, wie er vom NBA-Star Danny Green geblockt worden ist.
Tony Parker kaum zu halten
Die vier US-Amerikaner in den Reihen der Berliner aber präsentierten sich zunächst nervös, im ersten Viertel machte keiner von ihnen auch nur einen Punkt. Beim Stand von 6:20 musste man Schlimmes befürchten. Doch als sie sich in der Offensive eingeworfen hatten, begann das Spiel spannend zu werden. Das größte Kompliment machte Gregg Popovich den Berlinern, als er angesichts von Albas 42:41-Führung wieder seine Stars Tony Parker, Tim Duncan (14 Punkte, 10 Rebounds) und Kawhi Leonard (14 Punkte, 7 Rebounds) auf das Spielfeld schickte.
Am meisten beeindruckte Tony Parker, der von Clifford Hammonds und Akeem Vargas kaum zu halten war. Immer wieder fand der französische Aufbauspieler einen Weg zum Korb. Auch gegen Centerspieler Tim Duncan, der bereits vier Meistertitel gewonnen hat, sahen die Berliner meistens schlecht aus. Jonas Wohlfarth-Bottermann versuchte es trotzdem zweimal mutig per Hakenwurf – traf aber nicht.
Überraschenderweise blieb das Spiel bis zum Schluss eng,. 40 Sekunden vor dem Ende vergab Leon Radosevic die Gelegenheit zum Ausgleich per Halbdistanzwurf, Reggie Redding brachte Alba per Dreier auf 92:93 heran. Dann kam Jamel McLean. Im Gegensatz zur ersten Halbzeit war Spurs-Coach Popovich den gesamten zweiten Durchgang an der Seitenlinie gestanden und musste sein Team dirigieren. Noch so ein Kompliment für Alba Berlin.