Start in die Euroleague: Alba Berlin will wieder zu Aschenputtel werden
Nach viereinhalb Jahren spielt Alba wieder in der Basketball-Euroleague. Am Freitag kommt das "Star-Ensemble" von Zenit St. Petersburg nach Berlin.
1639 Tage. Viereinhalb Jahre. So lange musste Alba Berlin auf die Rückkehr in die Basketball-Euroleague warten. Damals, im April 2015, verloren die Berliner unter Sasa Obradovic in der Runde der besten 16 Mannschaften 64:73 gegen Maccabi Tel Aviv. Seitdem hat sich viel verändert: Obradovic ist schon lange nicht mehr Trainer bei Alba, der Wettbewerb wird mittlerweile als Liga mit 18 Teilnehmern ausgetragen und bei den Berlinern steht mit Niels Giffey nur noch ein Spieler im Kader, der auch damals schon dabei war.
Die Vorfreude bei Alba ist jedenfalls riesengroß – und das seit Wochen. Schon vor den ersten zwei Saisonspielen gegen Würzburg am Samstag (92:81 im Pokal-Achtelfinale) und gegen Vechta am Mittwoch (101:78 zum Bundesliga-Auftakt) war die Rückkehr in den stärksten europäischen Wettbewerb das dominierende Thema bei den Berlinern. Nach den zwei Startsiegen hat sich der Fokus nun komplett auf den Euroleague-Auftakt gegen Zenit St. Petersburg am Freitag (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof und live bei Magentasport) verlagert.
„Wir sind hungrig und wollen zeigen, dass wir auf dem Level mithalten können“, sagt Martin Hermannsson. Der Isländer trägt momentan besondere Verantwortung, da mit Peyton Siva (Wadenverletzung), Makai Mason (Fußprobleme) und Stefan Peno (Aufbautraining nach Knie-Operation) gleich drei Aufbauspieler ausfallen. Bei den zwei Auftaktsiegen führte er mit zehn beziehungsweise elf Vorlagen geschickt Regie und hat sich auch für die Euroleague viel vorgenommen. „Im Eurocup hat uns letztes Jahr auch niemand so eine Saison zugetraut, deshalb hoffen wir auf die nächste Aschenputtel-Story – auch wenn wir natürlich wissen, dass es sehr schwer wird“, sagt Hermannsson.
Manager Marco Baldi äußert sich da deutlich zurückhaltender, auch wenn er dem Team beim souveränen Sieg gegen Vechta schon einen deutlichen Schritt nach vorne attestierte. „Wir haben sehr intensiv gespielt, haben so gespielt, wie wir uns das vorstellen. Dennoch würde ich das nicht wahnsinnig hoch bewerten“, sagt Baldi. Das hat vor allem einen Grund: den enormen Qualitätsunterschied zwischen dem in großen Teilen neu formierten Team aus Vechta und dem „Starensemble“ aus St. Petersburg.
Im Sommer ist im Kader der Russen kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Mit Will Thomas hat Zenit den besten Spieler der Eurocup-Finals verpflichtet, der Alba im vergangenen April sehr große Probleme bereitet hatte. Auch den französischen Nationalspieler Andrew Albicy (aus Andorra) kennen die Berliner aus der abgelaufenen Saison, dazu kommt Gustavo Ayon vom spanischen Spitzenteam Real Madrid. „Das ist eine Europa-Auswahl mit lauter gestandenen Spielern“, sagt Baldi. Dennoch müsse Alba das Spiel ohne Angst, sondern mit einer gewissen „Frechheit und Unbekümmertheit“ angehen. Dann klappt es vielleicht auch mit der nächsten Aschenputtel-Geschichte.