Amateur-Klasse: Lothar Müller: Die Allzweckwaffe des FCK Frohnau
Lothar Müller führte Turbine Potsdam 1997 als Trainer in die Bundesliga. Mit 63 Jahren ist er immer noch fit – und spielt bei Bedarf in der Kreisliga gegen 20-Jährige.
Auf den Aufstellungen findet sich im Amateurfußball oft Kurioses. Mal trägt die Hälfte der Mannschaft den selben Nachnamen, mal stehen bei einem Team nur acht Spieler auf dem Zettel. Die Gegner des FCK Frohnau gucken meist lieber zweimal auf den Spielbericht. Denn während im Männerbereich fast nur Spieler zum Einsatz kommen, die in den Achtzigern oder Neunzigern geboren wurden, steht beim Team aus der Kreisliga B ein 1953er Jahrgang im Aufgebot.
Lothar Müller ist eigentlich Trainer des FCK, in dem kleinen Verein im Norden Berlins ist er aber die Allzweckwaffe: Trainer, Aushilfsspieler, 2. Vorsitzender, Kassenwart. „Betreuer und Physiotherapeut haben Sie vergessen“, sagt Müller lachend. In den Achtzigern spielte er mit dem BSC Rehberge sogar ein Jahr in der Oberliga, damals die dritthöchste Spielklasse Deutschlands. Zwischen 1995 und 1997 trainierte er nach der Arbeit die Frauen von Turbine Potsdam und führte sie in die eingleisige Bundesliga.
Dann wurde der Sportlehrer jedoch zum Schulleiter befördert. „Das ging zeitlich nicht mehr zusammen“, erinnert sich Müller. Vor über 15 Jahren landete er schließlich in Frohnau. Kreisliga bedeutet schließlich auch weniger Zeitaufwand. Selbst mitspielen will Müller eigentlich nicht mehr, wenn es sein muss, zieht er sich das Trikot mit der Nummer 3 aber wieder an. „Ich trainiere meistens mit und gehe zusätzlich joggen“, erzählt Müller. „Mit der Schnelligkeit ist es schwierig gegen die jungen Spieler. Aber was die Ausdauer angeht, kann ich aber auch mit 63 noch ganz gut mithalten.“
Wir stellen hier besondere Typen aus unteren Ligen vor, egal ob Spieler, Fan oder Platzwart. Haben Sie Vorschläge? Schicken Sie eine E-Mail an sport@tagesspiegel.de
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