zum Hauptinhalt
Emotionen entfachen. Die deutschen Handballer um Andreas Wolff (rechts) wollen ihre Fans mitreißen.
© Axel Heimken/dpa

Weltmeisterschaft in Deutschland: Handball ist groß und faszinierend genug

Wer sich mit dem Fußball vergleicht, hat vorher schon verloren. Die Handballer haben das gar nicht nötig, sie können auch so begeistern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Katrin Schulze

Wer sich mit dem Fußball vergleicht, hat vorher schon verloren. Denn gegen des Deutschen liebstes Sportkind hat einfach niemand eine Chance. Oder etwa doch? Es wird jedenfalls schon gute Gründe dafür geben, warum es die Handballer gerade auf ihre eigene kauzig-krawallige Art mal wieder versuchen.

Der vielleicht bekannteste Ex-Profi Stefan Kretzschmar verkündet rechtzeitig vor der heute beginnenden Heim-Weltmeisterschaft, dass ihm Fußball viel zu langweilig ist. Und der aktuelle Handball-Nationaltorhüter Silvio Heinevetter von den Füchsen Berlin findet seinen Sport sowieso viel geiler. Die Spannung sei da viel größer.

Mehr Action, kein Geplänkel, kein Gejammer. Die Handballfans haben das schon immer gewusst: Dass in einer Minute Handball mehr Kluges passiert als an einem ganzen Spieltag der Fußball-Bundesliga. So hat es die frühere Handballerin und Autorin Sophie Passmann im „Zeit-Magazin“ geschrieben.

Schafft es die Nationalmannschaft nochmal

Sucht sich Fußballdeutschland im Winter 2019 also tatsächlich eine Ersatzdroge, nachdem die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw im Sommer 2018 so kläglich gescheitert ist? Braucht es diesen Rausch, die gemeinsamen Fernseh- und Jubelmomente, das Gewinnergefühl? Nein, es wäre vermessen zu glauben, dass ein Titel bei der Handball-WM das Desaster der Deutschen bei der Fußball-WM 2018 irgendwie vergessen oder gar wettmachen könnte. Zum einen müssen auch die Handballer nach zwei zuletzt verpatzten Turnieren erst einmal beweisen, dass sie reif für das große Ding sind. Und zum anderen wird selbst bei einem erfolgreichen WM-Coup die Liga nicht viele Fans dazugewinnen.

Bislang ist es noch keiner Nationalmannschaft auch mit noch so großen Erfolgen gelungen, dem Fußball seinen Status auch nur ansatzweise streitig zu machen. Nicht den Basketballern nach dem EM-Titel 1993, ja nicht einmal den Eishockeyspielern nach ihrer sensationellen, fast goldenen olympischen Silbermedaille 2018.

Trotzdem können die deutschen Handballer jetzt natürlich Begeisterung entfachen und einen einmaligen Sportmoment schaffen – wie schon bei der Heim-WM 2007. Den Vergleich mit dem Fußball braucht es dabei gar nicht. Handball ist groß und faszinierend genug.

Zur Startseite