Handball-WM in Deutschland: Der deutsche Kader: Vom Verteidigungsminister bis zum Wikinger
16 Spieler hat Bundestrainer Christian Prokop für die WM, die am Donnerstag mit dem Spiel gegen Korea startet, nominiert – der Kader im Kurzporträt.
Zwei Spieler musste Christian Prokop vor der Weltmeisterschaft noch streichen. Es traf Rechtsaußen Tobias Reichmann, der vor zwei Jahren noch Europameister wurde, und Rückraum-Spieler Tim Suton. Diese 16 Akteure haben es ins Aufgebot für das Handballfest in Deutschland und Dänemark geschafft:
Torhüter
Andreas Wolff (THW Kiel): Bundestrainer Christian Prokop hat sich schon vor dem Turnier festgelegt: Wolff geht als Nummer eins in die WM. Beim letzten großen Titelgewinn, der Europameisterschaft 2016, war der 27-Jährige die Entdeckung des Turniers – weil ihn kaum jemand kannte und auf dem Zettel hatte. Diese Zeiten sind allerdings längst vorbei.
Silvio Heinevetter (Füchse Berlin): Heinevetter verdiente sich seine Nominierung, als es darauf ankam: mit herausragenden Leistungen im November und Dezember. Spannend wird zu beobachten sein, wie der Keeper mit seiner Rolle als Nummer zwei umgeht. Aus dem Verein kennt er diese Situation nicht: Bei den Füchsen fängt er immer an.
Linksaußen
Uwe Gensheimer (Paris St. Germain): Der Kapitän ist zugleich der einzige Legionär im deutschen Aufgebot und einer der großen Hoffnungsträger. Auf seine Treffsicherheit beim Siebenmeter und bei Tempogegenstößen wird es für die Deutschen ankommen. Beim letzten Turnier war Gensheimer praktisch abgetaucht; diesmal muss deutlich mehr vom Kapitän kommen, wenn es für seine Mannschaft weit gehen soll im Turnierverlauf.
Matthias Musche (SC Magdeburg): Der Magdeburger mit dem Wikinger-Rauschebart kommt mit der Empfehlung von 162 Treffern in der Bundesliga-Hinrunde – damit führt er die Torschützenliste an. Sein Nachteil: Gensheimer dürfte vorerst gesetzt sein. Andererseits umfasst eine WM im Idealfall zehn Spiele in zweieinhalb Wochen. Musche wird seine Chance also garantiert bekommen.
Rückraum links
Steffen Fäth (Rhein-Neckar Löwen): Fäth spielte eine durchwachsene Bundesliga-Hinrunde, zählt aber zu den erfahrensten Rückraumspielern. Wenn er gut ins Turnier kommt, steigt damit auch die Unberechenbarkeit der deutschen Mannschaft – ein wichtiger Faktor.
Finn Lemke (MT Melsungen): Der 2,10-Meter-Mann wird nur offiziell im linken Rückraum geführt. Seine Kernkompetenz ist klar: die Abwehr zusammenhalten, motivieren, einschwören – und dem Gegner auch mal wehtun. Nicht weniger wichtig ist der Verteidigungsminister für das Klima innerhalb des Teams.
Paul Drux (Füchse Berlin): Drux hatte Glück im Unglück: Nach einer langen Verletzung ist er pünktlich zum WM-Start fit geworden. In Prokops Planungen spielt er eine zentrale Rolle. Drux ist der Spieler im deutschen Kader mit dem wohl besten Eins-gegen-Eins-Verhalten.
Fabian Böhm (TSV Hannover-Burgdorf): Der Potsdamer erfüllt alle Kriterien für einen Spieler auf der Königsposition im Handball: Er bringt eine Körperlänge von knapp zwei Metern mit, verfügt über einen gewaltigen Wurf und kann bedenkenlos in der Defensive eingesetzt werden. Nach dem Ausfall von Julius Kühn (Kreuzbandriss) wird besonders große Verantwortung auf Böhms Schultern liegen.
Rückraum Mitte
Martin Strobel (HBW Balingen-Weilstetten): Strobel ist ein Spielmacher klassischer Prägung: viel Torgefahr geht von ihm nicht aus, aber das erwartet auch niemand. Strobel hat ein exzellentes Auge für die Kollegen und ist das Paradebeispiel eines echten Teamplayers – und einer der erfahrensten im Aufgebot.
Fabian Wiede (Füchse Berlin): Ein Linkshänder auf Rückraum Mitte? Macht normalerweise kein Mensch. Wiede ist allerdings so vielseitig einsetzbar und seit Wochen in Galaform, dass Prokop dieses Experiment wagt, das er bei seinem Debüt vor einem Jahr noch ausgeschlossen hatte. Wiedes großer Vorteil: Er ist kein reiner Shooter, sondern ein intelligenter Spieler, der strategisch wichtige und wertvolle Entscheidungen treffen kann.
Rückraum rechts
Steffen Weinhold (THW Kiel): Weinhold ist eigentlich zu klein für seine Position, dafür gilt er als Kampfschwein und geht stets dahin, wo es wehtut. Mit seiner Erfahrung von 32 Jahren und über 100 Länderspielen wird er die deutsche Mannschaft führen und anführen müssen.
Franz Semper (SC DHfK Leipzig): Prokop kennt den Linkshänder bestens aus gemeinsamen Leipziger Zeiten. Trotzdem gilt Semper, mit 21 Jahren der jüngste im Team, eher als Streichkandidat.
Rechtsaußen
Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen): Nach seiner Verletzung auf dem Weg zu alter Stärke. Einer der besten Rechtsaußen der Bundesliga. Siehe Reichmann.
Kreis
Patrick Wiencek (THW Kiel): Wiencek trägt den schönsten Spitznamen im Team: Bamm-Bamm – wegen seiner Ähnlichkeit zum Kind der Geröllheimers. Erfahrener Kreisläufer, dessen Stärken eher in der Defensive liegen.
Hendrik Pekeler (THW Kiel): Wird sich neben Lemke und eben Wiencek im Mittelblock verdient machen können. Quasi einer von drei Verteidigungsministern.
Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen): Siehe Wiencek – nur umgekehrt. Kohlbachers Stärken sind im Angriff, dort dürfte er unumstrittene Nummer eins unter den Kreisläufern sein.
Christoph Dach