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Offenbar im Visier der Staatsanwaltschaft: Lars Windhorst.
© dpa
Update

Hertha-Investor im Fokus der Behörden: Gegen Lars Windhorst wird ermittelt

Erst erhält Hertha BSC weitere 35 Millionen Euro von Lars Windhorst, dann vermeldet die „Financial Times“, dass gegen Herthas Investor ermittelt wird.

An dem Tag, an dem auf dem Konto des Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, der Eingang einer zweistelligen Millionensumme erwartet wird, sitzt dessen neuer Sportchef Fredi Bobic im Trainingsanzug auf einer weißen Plastikbank. Er hat seine Füße auf einer Bierbank abgestellt und ist offenbar genauso entspannt, wie er es zu sein vorgibt.

Dabei weiß Bobic zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, ob die 35 Millionen Euro des Investors Lars Windhorst tatsächlich bei Hertha eingegangen sind. Über diese Frage ist zuletzt heftig diskutiert worden. Zahlt er? Zahlt er nicht? Hat er schon? Hat er nicht? „Mich bewegt das gar nicht“, sagt Bobic. „Ich werde mit dem Budget arbeiten, das da ist. Du musst wie ein Chamäleon sein und dich immer anpassen.“

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Seit Montagmittag ist klar, dass es für das Chamäleon Bobic ein bisschen einfacher geworden ist. Da bestätigt der Klub, dass er die vorletzte vereinbarte Rate von Windhorst hat. 345 Millionen Euro hat dessen Tennor Group inzwischen in Hertha investiert; Mitte August sollen noch einmal 29 Millionen hinzukommen.

Am Abend aber gibt es die nächste schlechte Nachricht: Wie die „Financial Times“ vermeldet, ist ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen Windhorst eingeleitet worden. Demnach hatte zuvor die Finanzaufsicht Bafin Strafanzeige eingereicht. Windhorst reagiert noch am Abend via Twitter. Man sei nicht besorgt und konzentriere sich auf das Geschäft, heißt es in der Mitteilung. Die Beschwerde der Bafin habe sie im Mai erreicht und man habe daraufhin sofort die Berliner Staatsanwaltschaft kontaktiert, um bei den Ermittlungen assistieren zu können.

Die Ermittlungen gegen Windhorst ändern erst einmal nichts daran, dass Hertha im Vergleich zu anderen Bundesligisten vergleichsweise gut dasteht. Und trotzdem sagt Fredi Bobic am Montag in einer Medienrunde im Trainingslager in Neuruppin: „Ich bin weit weg davon, viel Geld auszugeben. Einige vergessen, dass wir noch ein zwei Jahre an Corona zu knabbern haben.“

Zwei Neue – Suat Serdar und Kevin-Prince Boateng – hat Hertha bisher verpflichtet, dazu sind einige Spieler zurückgekehrt, die bisher ausgeliehen waren. „Aktuell haben wir keine Löcher“, sagt Bobic. Das heißt allerdings nicht, dass der Kader, so wie er Trainer Pal Dardai im Moment zur Verfügung steht, exakt derselbe ist, mit dem Hertha am zweiten Augustwochenende in die neue Bundesligasaison starten wird. Wie im ersten Transfersommer unter Coronabedingungen wird auch der zweite Transfersommer unter Coronabedingungen für alle Beteiligten eine echte Herausforderung werden.

Der Transfermarkt schläft noch

Dynamik auf dem Transfermarkt? „Der schläft fast ein“, sagt Bobic. Fürs Erste ist daher wieder viel Geduld gefragt; größere Bewegungen erwartet Herthas Sportvorstand erst kurz vor dem Ende der Transferperiode: „Ich rechne mit einem sehr spannenden August.“

Alle, nicht nur Hertha, warten auf den ersten Stein, der fällt und der viele andere mit sich reißt. „Es macht keinen Sinn, den Kader zu befüllen“, sagt Bobic über die aktuelle Situation. „Aber sollten uns Spieler verlassen, dann werden wir schnell reagieren. Wir wissen genau, was wir machen können und was wir machen sollten.“ Spekulationen über mögliche Zugänge gibt es genauso wie über mögliche Abgänge. „Es wird viel geredet“, sagt Herthas Sportchef. Verbrieft ist, dass Nemanja Radonjic, der bereits in der Rückrunde ausgeliehen war, zu einem vertretbaren Preis fest verpflichtet werden soll.

Wer kommt? Wer bleibt? Für Fredi Bobic (l.) und Herthas Sportdirektor Arne Friedrich gibt es in diesem Sommer einiges zu klären.
Wer kommt? Wer bleibt? Für Fredi Bobic (l.) und Herthas Sportdirektor Arne Friedrich gibt es in diesem Sommer einiges zu klären.
© imago images/Matthias Koch

Als potenzieller Verkaufskandidat gilt Kapitän Dedryck Boyata, dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft. Oder Omar Alderete, ebenfalls Innenverteidiger und erst im vergangenen Sommer aus Basel gekommen. Und natürlich Matheus Cunha, der als Zugang bei Leeds United gehandelt wird.

Cunha, Alderete, Boyata - wer geht?

Konkret aber ist bisher nichts, bei keinem der dreien. Mit Boyata hat Bobic noch nicht gesprochen, insofern wisse er nicht, wie dessen Pläne aussähen. An Alderete gebe es ein Interesse aus Spanien, „aber es ist auch nur ein Interesse, ich habe nichts Schriftliches“. Und Cunhas Berater, mit dem er sich in Berlin getroffen hat, hat Bobic recht deutlich die Position des Vereins klargemacht: „Wenn er sich komplett comitted für Hertha BSC, ist er der Spieler, über den wir uns gar keinen Kopf machen müssen. Wenn er weiterziehen möchte, geht das nur, wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen stimmen. Das ist eigentlich nicht kompliziert, sondern ganz einfach.“

Der Brasilianer, als einer von vier Herthanern beim olympischen Fußballturnier im Einsatz, sei Herthas bester Fußballer, sagt Bobic, aber er müsse ein paar Dinge ändern, „sonst wird er in der Zukunft Probleme bekommen, egal wo er spielt“.

In ziemlich genau einem Monat startet mit dem Pokalspiel beim SV Meppen für Hertha BSC die neue Spielzeit. Wie der Kader und die Mannschaft dann genau aussehen werden, das ist derzeit noch nicht im Detail abzusehen. „Ich mache keinen Druck“, sagt Trainer Pal Dardai. „Einige gehen noch, einige kommen noch.“

Natürlich hätte es ein Trainer am liebsten, wenn ihm schon am ersten Tag der Vorbereitung der Kader in seiner endgültigen Ausformung zur Verfügung stünde. Aber in Coronazeiten ist das utopisch. Konnte man früher gar nicht früh genug sein, ist jetzt vor allem Geduld gefragt. „Es gibt immer gewisse Zeitfenster“, sagt Fredi Bobic. Das hat sich beim Transfer von Mittelfeldspieler Suat Serdar gezeigt, den Hertha kurz nach Saisonende vom Absteiger Schalke 04 verpflichtet hat. „Natürlich hätten wir noch sechs Wochen warten können, dann hätten wir vielleicht noch ein bisschen was runterhandeln können“, sagt Bobic. „aber dann wäre Suat jetzt wahrscheinlich bei einem anderen Verein.“

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