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Mann mit klaren Vorstellungen. Fredi Bobic will Hertha BSC grundlegend verändern.
© dpa

Der neue Sportvorstand von Hertha BSC legt los: Fredi Bobic und die Lust auf Veränderung

Fredi Bobic hat seine Arbeit bei Hertha BSC aufgenommen. Der neue Sportvorstand will den Berliner Fußball-Bundesligisten von Grund auf erneuern.

Zu den Eigenschaften eines guten Managers moderner Prägung gehört auch die Fähigkeit, Dinge zu delegieren. Nicht alles selbst zu machen, das ist ein Zeichen, dass man seinen Mitarbeitern ausreichendes Vertrauen entgegenbringt. Fredi Bobic scheint das ganz gut zu beherrschen.

Jedenfalls war er einigermaßen überrascht, als er am Dienstagvormittag auf das neue Profilfoto seines Facebook-Accounts angesprochen wurde, das ihn vor dem Brandenburger Tor zeigt.

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Bobic wusste von nichts, aber auch wenn er die Änderung an seinem Social-Media-Profil nicht selbst vorgenommen hatte, so fand sie seine Zustimmung: „Es musste natürlich ein neues Foto drauf“, sagte er.

Ein neues Foto für den neuen Job, den der 49-Jährige zum 1. Juni angetreten hat. 16 Jahre, nachdem der Spieler Fredi Bobic den Fußball-Bundesligisten Hertha BSC verlassen hat, ist er nun zurückgekehrt: als Vorstand Sport. „Für mich ist das ein sehr spezieller Tag“, sagte er bei seiner Vorstellung am Dienstag. „Dass wir hier so hocken, das hätte ich nie gedacht.“

Dass Bobic Herthas neuer Sportvorstand wird, ist allerdings nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit wird das Team Bobic neuer Sportvorstand. „Einer alleine kann es nicht“, sagte er. Neben dem neuen Kaderplaner Dirk Dufner, dessen Anstellung schon länger bekannt ist, bringt Bobic vier weitere Mitstreiter von seinem bisherigen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt mit nach Berlin.

Matthias Borst soll eine durchgängige Spielphilosophie für Hertha BSC entwickeln, Babacar Wane wird neuer Chefscout, dazu kommen Sebastian Zelichowski für den technischen Bereich und Thomas Westphal als Teammanager. Bobic erklärte sogar, „dass noch einige dazu kommen. Wir sind noch nicht ganz fertig.“

Neben Pal Dardai bleibt auch Arne Friedrich

Allein diese Personalien zeigen, dass es für Bobic nicht damit getan ist, einfach nur einen neuen Namen, seinen nämlich, an die Spitze des Organigramms zu setzen. Es geht um tiefgreifende Veränderungen bei Hertha BSC, neue Strukturen auf allen Ebenen. „Wir wollen überall besser werden und auch bei Hertha eine Leistungskultur sehen“, sagte der neue Sportchef. Dass dies nötig ist, haben die vergangenen beiden Jahre gezeigt, in denen Hertha dank des Investors Lars Windhorst zwar viel Geld zur Verfügung hatte und trotzdem gegen den Abstieg gespielt hat.

Auch deshalb hat viele die Entscheidung Bobics für einen Jobwechsel überrascht. Er hat sich für Berlin entschieden, als Hertha noch gegen den Abstieg spielte, während sein bisheriger Arbeitgeber Eintracht Frankfurt gute Chancen auf die erste Teilnahme an der Champions League hatte. „Ich habe richtig Lust, was Neues zu entwickeln“, sagte Bobic über seine Motive. „Der eine oder andere versteht es vielleicht nicht. Das ist dann so.“

Die finanziellen Bedingungen immerhin dürften für Bobic dank Windhorst relativ komfortabel sein, auch wenn er sagte: „Ich werde mit jedem Budget arbeiten können.“ Zumal die nächsten beiden Jahre durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sehr hart werden könnten. „Wir werden sehr gut haushalten müssen. Und wir müssen auch ein bisschen kreativ sein“, sagte Bobic. „Wir sollten uns hüten, verrückte Dinge zu tun.“

Bobic warnt vor verrückten Dingen

Mit dem Investor hat sich der neue Sportvorstand bereits getroffen. „Er verlangt natürlich auch was“, sagte er über den Austausch mit Lars Windhorst. „Trotzdem gibt es Grenzen. Ein Miteinander soll es sein.“ Die überzogenen Erwartungen, die vor allem aus den Reihen des Investors immer wieder befeuert wurden, waren eines der Probleme von Hertha BSC. „Man muss erst mal anfangen – und nicht groß tönen“, sagte Bobic. „Es geht darum, nicht über die ganz großen Ziele zu reden, sondern die Realität anzuerkennen.“

Damit liegt er auf einer Linie mit Trainer Pal Dardai. Dass der Ungar im Amt bleibt, hat Hertha bereits am Sonntag bei der Mitgliederversammlung verkündet. Am Dienstag nun gab Bobic bekannt, dass auch Sportdirektor Arne Friedrich für mindestens ein Jahr weitermacht. „Ein Sportdirektor mit seinen Fähigkeiten tut uns richtig gut“, sagte der neue Sportvorstand über seinen früheren Mitspieler Friedrich.

Denn bei allen Veränderungen, die Bobic anstoßen soll und will: Gerade bei der Mannschaft war die Fluktuation mit allein fünf Trainern in den vergangenen beiden Jahren ungesund hoch. „Wir brauchen Kontinuität, das ist das Allerwichtigste“, sagte Bobic. Trotzdem kündigte er für den Kader Veränderungen an. Bis zum Vollzug aber könne es dauern: „Es wird ein verdammt langer Sommer werden. Wir müssen geduldig sein und im richtigen Moment zuschlagen.“

Dass er das kann, hat Bobic sowohl beim VfB Stuttgart als auch bei Eintracht Frankfurt gezeigt. Mit den Verpflichtungen von Filip Kostic, Ante Rebic, Sebastian Haller, André Silva und einigen anderen hat er etliche Volltreffer gelandet. Eine ähnliche Bilanz erhofft sich auch Hertha BSC. „Das ist kein Copy and Paste. Es ist harte Arbeit“, sagte Fredi Bobic. „Darauf habe ich auch Lust. Das hält mich jung.“

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